Ludwig Döhl
· 06.07.2019
Trailbikes sollen knifflige Abfahrten auf langen Touren leicht machen. Wir haben sieben Räder auf der Stoneman-Taurista-Runde getestet. Welcher Hersteller stellt das beste MTB-Trailfully um 4000 Euro?
Die Menschheit arrangiert sich lieber mit Problemen, anstatt sie zu lösen. Das war schon immer so. Während der Ölkrise in den 70er-Jahren zum Beispiel hat man nicht etwa Autos mit Verbrennungsmotoren in Frage gestellt. Nein, man hat einfach Pferde vor den eigenen Wagen gespannt und die Krise ausgesessen. Zwei Wochen Kutsche fahren war bequemer als das komplette System über den Haufen zu schmeißen.
Die Antwort vieler Biker: Immer mehr setzen auf Motorunterstützung, um lange Anstiege oder Touren zu bewältigen – sei es mit Shuttles, Bergbahnen oder E-Antrieben. Aber das kann nicht im Sinne des Erfinders sein und auch nicht im Sinne des Endverbrauchers. Die meisten Mountainbiker wollen sich in den Bergen aus eigener Kraft fortbewegen – das ergeben Umfragen eindeutig, und das ist schließlich das Wesen dieses Sports. Deshalb haben wir die sieben brandneuen Trailbikes nicht einfach durch einen Bikepark gejagt, sondern sind mit ihnen eine seriöse Tour gefahren: die Stoneman-Taurista-Runde rund um Altenmark (Österreich). Auf den 4500 Höhen- und 123 Kilometern wird kein Bike überzeugen, das üppiges Übergewicht mit sich schleppt – und genau das war nach unseren Labortests zu befürchten!
Unsere Trailbikes kosten zwischen 3300 und 4200 Euro. Die ausgereiften Fahrwerke mit 130 Millimetern Federweg sollen Abfahrtsspaß auf langen, sportlichen Touren ermöglichen und den Komfort beispielsweise auf einer Transalp erhöhen. Das Durchschnittsgewicht der Testgruppe inklusive Pedale liegt bei exakt 14 Kilo. Vor einem halben Jahr beklagten wir uns im Trailbike-Test in BIKE 3/18 über zu hohe Gewichte. Dabei waren die bis zu 1000 Euro günstigeren Trailbikes von damals im Schnitt sogar noch 100 Gramm leichter als unser aktuelles Testfeld. Es scheint, als wäre unser Plädoyer für leichtere Trailbikes bei den Produkt-Managern einfach so verpufft. Wir kennen die Rechtfertigungen der Industrie für das hohe Gewicht: Der Dollar-Wechselkurs ist schlecht, die Bikes fahren besser bergab, und sie sind deutlich stabiler als noch vor zehn Jahren. Mag sein, aber all das hilft uns nicht weiter, während wir den 700-Höhenmeter-Anstieg zum Rossbrand, dem ersten Gipfel unserer Alpen-Runde, hochkurbeln.
Den kompletten Vergleichstest inkl. aller Daten, Punktetabellen und der Notenübersicht finden Sie in BIKE 10/2018. Die gesamte Ausgabe können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen: