Ludwig Döhl
· 03.05.2019
Der Schweizer Bike-Hersteller Stoll sowie die deutschen Manufakturen Trickstuff und Intend haben gemeinsam eine Studie erarbeitet. Ergebnis: Ein MTB ohne Schaltzüge und mit versteckter Bremsleitung.
Thomas Stoll war jahrelang Marathon-Profi. Cornelius Kapfinger (Intend) hat wiederum kein Interesse, sich eine Startnummer an den Lenker zu zippen. Dennoch haben der Schweizer und der Wahlfreiburger für ein gemeinsames Projekt zusammengefunden. Die Liebe zu technischen Details und High-End-Material ließ auch die Firma Trickstuff aufhorchen und gemeinsam mit Stoll und Intend diesen Winter an einem Traum arbeiten: Die Züge und Leitungen am Lenker sollten verschwinden.
Technisch gesehen, so die Projektpartner, nähert sich das Mountainbike der Perfektion. Jetzt soll es also darum gehen, das geliebte Geländefahrrad so ästhetisch wie möglich aussehen zu lassen. Mit der Studie und dem Traum vom Bike ohne Züge und Leitungen sind Thomas Stoll, Cornelius Kapfinger und Klaus Lieder nicht alleine. Auf der Eurobike 2018 präsentierte Alutech bereits einen ähnlichen Ansatz. Auch die Schweizer von Thömus haben letzten Sommer versucht, die Züge zu verstecken. So schön und sauber wie an der Studie auf Basis des Stoll T1 hat es aber noch niemand geschafft.
Die Grundlage der Studie bilden der Carbon-Rahmen des Stoll T1 und die Federgabel Intend Hero. Um ihren Traum vom Rad ohne sichtbare Leitungen zu verwirklichen musste das Firmentrio die Verlegung der Bremsleitung komplett überdenken. Die Bremsleitung verschwindet jetzt kurz hinter dem Bremshebel im Lenker. Christian Gemperlein von Bike Ahead Composites hat extra für diese Studie einen Lenker mit entsprechenden Öffnungen laminiert.
Vom Lenker geht es ins Innere des Vorbaus und von dort aus in den Gabelschaft. Die Bremsleitung fürs Vorderrad kommt an der Unterseite des Gabelschafts wieder ans Tageslicht und verläuft von dort aus zum Bremssattel. Die Bremsleitung fürs Hinterrad taucht vom Gabelschaft direkt in das Innere des Hauptrahmens ab. Für die Zugverlegung muss der Gabelschaft mit zwei Löchern versehen werden. Um die Leitungen im Inneren des Rahmens nicht abzuknicken hat das Studienrad einen Steuersatz mit integriertem Lenkanschlag. Thomas Stoll versicherte uns gegenüber in Riva: Die Studie ist voll fahrfertig!
Möglich wurde das ganze Projekt aber erst, weil Sram in diesem Frühjahr die MTB-Schaltung ohne Schaltzüge vorgestellt hat. "Einen Schaltzug könnte man nicht so integrieren, wie die hydraulischen Leitungen der Bremse", verrät Thomas Stoll am Gardasee. Die Bremsleitungen sind deutlich flexibler als ein Bowdenzug für die Schaltung. Auch die zusätzliche Leitung für die Sattelstütze entfällt durch die elektronischen Sattelstützen von Magura oder Sram.
Frägt man Thomas Stoll nach dem Preis für dieses Bike, zuckt er nur mit den Schultern. Im Moment gibt es das Bike nicht zu kaufen. Erst wolle man die Rückmeldung auf die Studie abwarten, bevor man einen Verkauf startet. Aber so viel konnte uns Thomas Stoll verraten: Das Bike wird so, wie wir es abgebildet haben, sicher über 15.000 Euro kosten. Dafür würde man dann ein Trailbike mit 140 Millimetern Federweg und nur 11 Kilo Gesamtgewicht bekommen.