Max Fuchs
· 14.01.2021
Mit dem iLynx bringt BH das erste E-Race-Fully auf den Markt. Das ist eine neue Evolutionsstufe in der Entwicklung von E-MTBs und ziemlich mutig!
Bislang suchten die Hersteller ihr E-MTB-Klientel vorwiegend unter den gemütlichen Touren-Bikern oder bei der abfahrtshungrigen Gravity-Fraktion. Beide Zielgruppen versprechen sich von der Motorunterstützung mehr und vor allem länger anhaltenden Fahrspaß.
Demnach verfügt das Gros moderner E-Mountainbikes über viel Federweg und Komfort. Das Gewicht spielt kaum eine Rolle, um mühsame Uphill-Strecken kümmert sich ja der Motor. So bleibt mehr Zeit und Energie für den Downhill, oder um das Panorama zu genießen.
Leistungsorientierte Racer hingegen stehen mit E-MTBs eher auf Kriegsfuß. Denn wer beim Training Fortschritte machen will, muss selber treten. Außerdem entspricht es nicht der Manier eines echten Sportlers, sich von einem Motor gen Gipfel schieben zu lassen.
Die Entwickler bei BH sind da aber offensichtlich anderer Meinung. Denn mit den neuen iLynx-Race-Modellen wollen die Spanier Racer von der Rennstrecke abholen und ihnen die Motorunterstützung langsam schmackhaft machen.
Wahlweise 100 oder 120 Millimeter Federweg, 29-Zoll-Laufräder und ein Vollcarbon-Rahmen bieten alles, was Racer-Herzen begehren. Den hauseigenen Minimal-Assist-Motor mit 540 Wattstunden drosseln die Ingenieure auf nur 60 Newtonmeter. Das ist wenig, soll aber verhindern, dass einstige Bio-Biker von der überwältigenden Power normaler Motoren überrumpelt werden. Das natürliche Fahrgefühl steht im Vordergrund. Und dazu gehört gerade für sportliche Biker eben auch eine hohe Selbstbeteiligung beim Vortrieb.
Apropos natürliches Fahrgefühl: Das Gewicht spielt beim iLynx natürlich auch eine zentrale Rolle. Mit 16,8 Kilo (Herstellerangabe) kann das Top-Modell zwar mit der unmotorisierten Konkurrenz nicht mithalten, ist aber für E-MTB-Verhältnisse rekordverdächtig leicht.
Die Antriebsunterstützung übernimmt der eigens von BH entwickelte 2ESMAG-Motor. Wer jedoch beim iLynx die für E-Bikes typische Über-Power erwartet, wird enttäuscht. Denn mit 65 Newtonmetern maximalem Drehmoment ist das BH-Triebwerk deutlich schwächer als klassische E-Bike-Motoren.
Doch schlagen die Ingenieure diesen Weg bewusst ein. In der Zeit von immer potenteren und schwereren Bikes mit unnatürlich viel Motor-Power will BH mit dem iLynx gezielt Kunden ansprechen, die sonst auf dem Bio-Bike die körperliche Herausforderung suchen.
Durch die dezente Unterstützung und das geringe Gewicht soll das iLynx dem Fahrgefühl eines klassischen Race-Fullys sehr nahe kommen. ,,So können auch sportlich ambitionierte Biker, die Anstrengung nicht scheuen, durch ein Plus an Fahrspaß und einem größeren Aktionsradius von der Motorunterstützung profitieren“, sagt Verkaufsmanager Dominik Ruiz Morales. Auf Tour oder bei der Trainingseinheit kann der Pilot zwischen vier Unterstützungsstufen wählen: Eco, Eco+, Sport und Boost.
Die Energie stellt der fest integrierte 540-Wattstunden-Akku bereit. Je nach Fahrweise und Höhenprofil versprechen die Entwickler eine Reichweite von bis zu 130 Kilometern. Wem das nicht reicht, kann mit dem passenden Zusatz-Akku mit 180 Wattstunden die Reichweite zu erhöhen. Das Gute daran: Die Zweitbatterie wird ganz einfach im Flaschenhalter transportiert.
Damit ein Bike für Race-Piloten interessant wird, muss es vor allem leicht sein. Um mit dem Topmodell die 17-Kilo-Marke zu knacken, unterzieht BH das iLynx Race Carbon einer konsequenten Diät. Der größte Gewichtsverlust fällt dabei auf den Motor zurück. Gerade mal 2,2 Kilo wiegt das BH-Aggregat.
Zum Vergleich: Der Bosch Performance CX bringt satte 3 Kilo auf die Waage. Auch die knapp bemessenen 100 Millimeter Federweg tragen einen erheblichen Teil zur Diät bei. Die günstigeren und schwereren Modelle rollen hingegen auf einem 120-Millimeter-Fahrwerk.
Die Geometrie fällt sportlich aus. So sollen sich ambitionierte Biker, die vom normalen Race-Fully kommen, direkt auf dem BH iLynx wohl fühlen. Der Lenkwinkel misst bei den 120er-Modellen 67,7 Grad. Dementsprechend fällt der Lenkwinkel bei der 100-Millimeter-Variante mit 68,5 Grad etwas steiler aus.
Der Reach beträgt 451 Millimeter in Größe L (120-Millimeter-Modelle) und 458 Millimeter bei der 100-Millimeter-Version. Die Kettenstreben sind mit 453 Millimetern lang genug, um auch steile Rampen zu erklimmen, ohne dabei aktiv gegen das steigende Vorderrad ankämpfen zu müssen. Aber auch noch kurz genug, um den Spieltrieb des Bikes nicht komplett der Laufruhe zu opfern.
BH bietet das iLynx in vier Ausstattungsvarianten an. Davon setzten drei Modelle mit dem LT-Kürzel auf ein Fahrwerk mit 120 Millimetern Hub. Nur das superleichte Top-Modell kommt mit 100 Millimetern aus. Los geht’s bei 5999 Euro für das iLynx Carbon 8.0 LT. Das Einstiegsmodell schaltet auf einer XT-/Deore-Gruppe von Shimano und ebnet mit einem Performance-Fahrwerk von Fox den Trail.
Dahinter reiht sich das 6999 Euro teure Carbon 8.2 LT ein. Hier kommt bereits eine lupenreine XT-Gruppe zum Einsatz. Das Fahrwerk hingegen bleibt gleich. Das obere Ende der Preisspanne der 120er-Modelle markiert das 8.4 LT XPRp mit Fox-Factory-Fahrwerk, einer kompletten XTR-Gruppe und BH-Evo-Carbon-Laufrädern. Preis: 7999 Euro.
Das 8999 Euro teure BH iLynx 8.4 XPRO mit 100 Millimetern Federweg kommt ebenfalls mit einem Fox-Fahrwerk aus der Factory-Baureihe. Auch die Carbon-Laufräder bleiben erhalten. Bei der Schaltung hingegen setzt das Top-Modell mit der elektronischen Sram Eagle AXS noch einen drauf.