Christian Artmann
· 28.09.2014
Gebrauchte Bikes kann man online kaufen, auf dem Flohmarkt, beim Gebrauchthändler oder über Kleinanzeigen. Wir geben Ihnen Tipps, worauf Sie dabei achten sollten.
Einfach so in einen Bikeshop gehen, sich sein Traum-MTB aussuchen und damit die Trails rocken – wie cool wäre das! Doch die Realität beziehungsweise der Kontostand setzt solchen Träumen schnell Grenzen. Also gilt es, sich das Top-Modell aus dem Kopf zu schlagen oder sich auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen. Wenn man in den Kleinanzeigen die Beschreibungen liest, fühlt man sich schnell bestätigt. Finden sich dort doch fast nur Bikes, die "nur auf Straße und Forstwegen bewegt" wurden, "wenige Kilometer gelaufen" sind oder "wie ladenneu" verkauft werden. Bei so vielen "Superbikes" erscheint ein zurückhaltendes "neuwertig" fast schon wie eine Kaufwarnung.
Was wirklich hinter solchen Versprechungen steckt, findet man nicht im Magazin oder am Bildschirm heraus, sondern erst beim Ortstermin.
Und genau hier liegt die Gefahr oder der Nervenkitzel, der für manche Biker den Gebrauchtkauf so spannend macht. Die Schnäppchenjagd kann eine Menge Ärger bedeuten, muss sie aber nicht. Überwiegend findet man gute Ware zu wirklich guten Preisen. Man sollte aber abwägen, welche Kanäle man für den Second-Hand-Deal anzapfen will. Dem guten Bike-Kumpel einen Rahmen abzukaufen, dessen Vorgeschichte man sehr genau kennt, ist etwas ganz anderes als einen auf Ebay mit Herkunft Island zu ersteigern.
Doch nicht nur das Wie, sondern auch das Was kann entscheidend darüber sein, ob man an dem vermeintlichen Deal wirklich seine Freude hat.
Nicht jedes Bauteil gibt seine wahren Werte preis. Bei Komponenten aus Carbon können unter Umständen von außen unsichtbare Defekte ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko darstellen. Das gebrauchte Laufrad sollte natürlich aktuelle Achsmaße aufnehmen. Und ein Flohmarkt-Dämpfer sollte auch in den eigenen Rahmen passen. Damit der Second-Hand-Kauf keinen bitteren Beigeschmack erhält, habe wir hier alle Infos und Tipps zusammengetragen.
Dies sind die meist genutzten Marktplätze, auf denen gebrauchte Bikes und Komponenten nach neuen Besitzern suchen.
Ebay
+ Große Vielfalt, weltweite Angebote
+ Einfacher Preisvergleich
+ Käuferschutz (bei richtiger Nutzung)
+ Mit Auktionen ab 1 Euro echte Schnäppchen möglich
– Handel ist sehr anonym (zieht auch zwielichtige Anbieter an)
– Gefahr von Fehlkauf durch ungenaue/falsche Beschreibungen
Freunde
+ Preisfindung und Zahlungsmodalitäten oft flexibel
+ Vertrauensbasis zu Verkäufer vorhanden
+ Besichtigung und Testfahrten meist sehr leicht möglich
+ Oft Schnäppchen (echte "Freundschaftspreise")
– Freundschaft kann bei harten Preisverhandlungen oder später auftretenden Problemen leiden
Flohmarkt
+ Viele Schnäppchen
+ Ware direkt vor Ort zu begutachten
+ Persönlicher Kontakt zwischen Handelnden
– Geringe Reichweite, weil selten und nur an wenigen Orten
– Eingeschränkte Auswahl und kein Preisvergleich
– Keine Reklamationsmöglichkeiten
Forum & Kleinanzeigen
+ Klare Preisgestaltung durch Fest- oder VHB-Preise
+ Persönlicher Verhandlungspartner
+ Oft entstehen nette Kontakte unter Gleichgesinnten
+ Zum Teil kompetente Unterstützung bei Spezialbörsen/Foren
– Verhandlungen manchmal langwierig
– Hoher Suchaufwand bei unspezifischen Kleinanzeigen
Gebrauchthändler
+ Geprüfte Ware mit Gewährleistung
+ Kompetente Beratung
+ Fachliche Hilfe bei Reparatur- oder Service-Bedarf
– Oft teurer als Alternativen
– In der Regel sehr kleine und saisonal beeinflusste Auswahl
Wer folgende Grundregeln befolgt, hat Spaß beim Gebrauchtkauf/-verkauf und kann ein paar Euro sparen oder zusätzlich rausholen.
Tipps für Käufer
Zum Saisonbeginn werden vermehrt neue Bikes gekauft und alte getuned. Dafür wird so mancher Keller aufgeräumt. Kaufinteressenten können dann leicht echte Schnäppchen schießen. Ebenso nach großen Messen, etwa nach der Eurobike oder einem Modellwechsel, wenn die noch aktuellen "Altlasten" von den Neuheitenjägern abgestoßen werden.
Tipps für Verkäufer
Rechnungen und Quittungen, die man zu dem Verkaufsgegenstand vorlegen kann, schaffen Transparenz und Vertrauen. Genauso bei Fragen zur Nutzung und Geschichte des Bikes (Modelljahr, Zahl der Besitzer).
Bei Probefahrten: Das Bike nie ohne ein geeignetes Pfand (Ausweis, Führerschein etc.) aus der Hand geben!
Bikes suchen und anbieten kann man in BIKE unter anzeigen.bike@delius-klasing.de. Oder in Portalen wie www.bikesale.de oder www.bikeexchange.de
Wann ist ein schriftlicher Kaufvertrag ratsam?
Grundsätzlich immer. Mündliche Verträge gelten zwar auch, sind aber schwer nachzuweisen.
Was sollte darin aufgeführt sein?
Zumindest die Einigung über die wesentlichen Vertragsbestandteile – die essentialia negotii, wie wir Lateiner sagen – sollten schriftlich niedergelegt werden, also die Daten über die Kaufvertragsparteien, den Kaufgegenstand und den Kaufpreis.
Was tun, um nachträgliche Probleme zu vermeiden?
Der Verkäufer sollte bestrebt sein, die gesetzliche Gewährleistung auszuschließen, der Käufer aber drauf bestehen. Aber Achtung, ein Ausschluss der Gewährleistung ist nur unter privaten Verbrauchern möglich. Wenn man sich auf einen Ausschluss einigt, sollte z. B. "Die Gewährleistung wird ausgeschlossen" in den Kaufvertrag aufgenommen werden.
Was tun, wenn man belogen wurde oder die Zustandsbeschreibung falsch war?
Dann muss der Kaufvertrag schnell wegen arglistiger Täuschung angefochten werden. Hier ist dann der Gang zum Anwalt wirklich zu empfehlen.
Teil 1 von 2
Teil 1: Der Weg zum günstigen Traumbike
Teil 2: So vermeiden Sie unnötige Kosten und Fehlkäufe
Der Artikel mit weiteren nützlichen Infos ist in BIKE-Ausgabe 06/2014 erschienen.
Sie können die
Ausgabe hier kaufen oder den Artikel hier als PDF herunterladen