Mountainbike gebraucht kaufenWo suchen, worauf achten

Christian Artmann

 · 28.09.2014

Mountainbike gebraucht kaufen: Wo suchen, worauf achtenFoto: Philipp Schieder
Mountainbike gebraucht kaufen: Wo suchen, worauf achten

Gebrauchte Bikes kann man online kaufen, auf dem Flohmarkt, beim Gebrauchthändler oder über Kleinanzeigen. Wir geben Ihnen Tipps, worauf Sie dabei achten sollten.

Einfach so in einen Bikeshop gehen, sich sein Traum-MTB aussuchen und damit die Trails rocken – wie cool wäre das! Doch die Realität beziehungsweise der Kontostand setzt solchen Träumen schnell Grenzen. Also gilt es, sich das Top-Modell aus dem Kopf zu schlagen oder sich auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen. Wenn man in den Kleinanzeigen die Beschreibungen liest, fühlt man sich schnell bestätigt. Finden sich dort doch fast nur Bikes, die "nur auf Straße und Forstwegen bewegt" wurden, "wenige Kilometer gelaufen" sind oder "wie ladenneu" verkauft werden. Bei so vielen "Superbikes" erscheint ein zurückhaltendes "neuwertig" fast schon wie eine Kaufwarnung.


Was wirklich hinter solchen Versprechungen steckt, findet man nicht im Magazin oder am Bildschirm heraus, sondern erst beim Ortstermin.

Und genau hier liegt die Gefahr oder der Nervenkitzel, der für manche Biker den Gebrauchtkauf so spannend macht. Die Schnäppchenjagd kann eine Menge Ärger bedeuten, muss sie aber nicht. Überwiegend findet man gute Ware zu wirklich guten Preisen. Man sollte aber abwägen, welche Kanäle man für den Second-Hand-Deal anzapfen will. Dem guten Bike-Kumpel einen Rahmen abzukaufen, dessen Vorgeschichte man sehr genau kennt, ist etwas ganz anderes als einen auf Ebay mit Herkunft Island zu ersteigern.


Doch nicht nur das Wie, sondern auch das Was kann entscheidend darüber sein, ob man an dem vermeintlichen Deal wirklich seine Freude hat.

Nicht jedes Bauteil gibt seine wahren Werte preis. Bei Komponenten aus Carbon können unter Umständen von außen unsichtbare Defekte ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko darstellen. Das gebrauchte Laufrad sollte natürlich aktuelle Achsmaße aufnehmen. Und ein Flohmarkt-Dämpfer sollte auch in den eigenen Rahmen passen. Damit der Second-Hand-Kauf keinen bitteren Beigeschmack erhält, habe wir hier alle Infos und Tipps zusammengetragen.

Themenübersicht:

  Bikes gebraucht zu kaufen ist nicht immer einfach. Foto: Robert Niedring
Bikes gebraucht zu kaufen ist nicht immer einfach. 

Wo kauft man am besten gebrauchte Mountainbikes? Ebay, Freunde, Flohmarkt, Forum und Kleinanzeigen, Gebrauchthändler

Dies sind die meist genutzten Marktplätze, auf denen gebrauchte Bikes und Komponenten nach neuen Besitzern suchen.


Ebay
+ Große Vielfalt, weltweite Angebote
+ Einfacher Preisvergleich
+ Käuferschutz (bei richtiger Nutzung)
+ Mit Auktionen ab 1 Euro echte Schnäppchen möglich
– Handel ist sehr anonym (zieht auch zwielichtige Anbieter an)
– Gefahr von Fehlkauf durch ungenaue/falsche Beschreibungen


Freunde
+ Preisfindung und Zahlungsmodalitäten oft flexibel
+ Vertrauensbasis zu Verkäufer vorhanden
+ Besichtigung und Testfahrten meist sehr leicht möglich
+ Oft Schnäppchen (echte "Freundschaftspreise")
– Freundschaft kann bei harten Preisverhandlungen oder später auftretenden Problemen leiden


Flohmarkt
+ Viele Schnäppchen
+ Ware direkt vor Ort zu begutachten
+ Persönlicher Kontakt zwischen Handelnden
– Geringe Reichweite, weil selten und nur an wenigen Orten
– Eingeschränkte Auswahl und kein Preisvergleich
– Keine Reklamationsmöglichkeiten


Forum & Kleinanzeigen
+ Klare Preisgestaltung durch Fest- oder VHB-Preise
+ Persönlicher Verhandlungspartner
+ Oft entstehen nette Kontakte unter Gleichgesinnten
+ Zum Teil kompetente Unterstützung bei Spezialbörsen/Foren
– Verhandlungen manchmal langwierig
– Hoher Suchaufwand bei unspezifischen Kleinanzeigen


Gebrauchthändler
+ Geprüfte Ware mit Gewährleistung
+ Kompetente Beratung
+ Fachliche Hilfe bei Reparatur- oder Service-Bedarf
– Oft teurer als Alternativen
– In der Regel sehr kleine und saisonal beeinflusste Auswahl

7 Regeln für den MTB-Second-Hand-Kauf

Wer folgende Grundregeln befolgt, hat Spaß beim Gebrauchtkauf/-verkauf und kann ein paar Euro sparen oder zusätzlich rausholen.

  1. Preise kennen: Wer den Markt eine Weile beobachtet, bekommt ein Gespür für die Angemessenheit von Preisen. Klingt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, ist es das oft auch. (Stichwort: Hehlerware)
  2. Probe fahren: Der beste Weg, um Mängel aufzudecken, ist eine Testfahrt, das gilt besonders für Komplett-Bikes, die man nie ohne Probefahrt kaufen sollte.
  3. Sich Zeit nehmen: Schauen Sie sich jedes Detail an. Fragen Sie nach Stürzen, Vorschäden, Mängeln. Im Zweifel: Finger weg!
  4. Gut verhandeln: Nur wer höflich und sachlich mit dem potenziellen Geschäftspartner umgeht, kann gleiches erwarten. Keiner verhandelt gerne mit einem Schwätzer oder Muffel.
  5. Limit setzen: Jeder Interessent wird feilschen. Das ist okay, aber Sie sollten sich von Anfang an ein unteres Limit setzen.
  6. Flexibilität ist Trumpf: Wer sich bei seiner Suche nicht auf ein Modell oder eine Marke festlegt, erweitert die Auswahl und findet schneller etwas Passendes.
  7. Gut geputzt verkauft sich besser: Egal, wie benutzt oder alt – mit geputzten Bikes und Komponenten erzielt man als Verkäufer bessere Preise. Saubere Teile und Bikes machen es auch dem potenziellen Käufer einfacher, den echten Wert zu bestimmen.


Tipps für Käufer
Zum Saisonbeginn werden vermehrt neue Bikes gekauft und alte getuned. Dafür wird so mancher Keller aufgeräumt. Kaufinteressenten können dann leicht echte Schnäppchen schießen. Ebenso nach großen Messen, etwa nach der Eurobike oder einem Modellwechsel, wenn die noch aktuellen "Altlasten" von den Neuheitenjägern abgestoßen werden.


Tipps für Verkäufer
Rechnungen und Quittungen, die man zu dem Verkaufsgegenstand vorlegen kann, schaffen Transparenz und Vertrauen. Genauso bei Fragen zur Nutzung und Geschichte des Bikes (Modelljahr, Zahl der Besitzer).
Bei Probefahrten: Das Bike nie ohne ein geeignetes Pfand (Ausweis, Führerschein etc.) aus der Hand geben!

Bikes suchen und anbieten kann man in BIKE unter anzeigen.bike@delius-klasing.de. Oder in Portalen wie www.bikesale.de oder www.bikeexchange.de

Expertenfrage: Ist ein Kaufvertrag immer sinnvoll?


Wann ist ein schriftlicher Kaufvertrag ratsam?
Grundsätzlich immer. Mündliche Verträge gelten zwar auch, sind aber schwer nachzuweisen.

  "Ein Kaufvertrag ist immer sinnvoll."  Albrecht Dietze, Rechtsanwalt.Foto: Privatfoto
"Ein Kaufvertrag ist immer sinnvoll." Albrecht Dietze, Rechtsanwalt.


Was sollte darin aufgeführt sein?
Zumindest die Einigung über die wesentlichen Vertragsbestandteile – die essentialia negotii, wie wir Lateiner sagen – sollten schriftlich niedergelegt werden, also die Daten über die Kaufvertragsparteien, den Kaufgegenstand und den Kaufpreis.


Was tun, um nachträgliche Probleme zu vermeiden?
Der Verkäufer sollte bestrebt sein, die gesetzliche Gewährleistung auszuschließen, der Käufer aber drauf bestehen. Aber Achtung, ein Ausschluss der Gewährleistung ist nur unter privaten Verbrauchern möglich. Wenn man sich auf einen Ausschluss einigt, sollte z. B. "Die Gewährleistung wird ausgeschlossen" in den Kaufvertrag aufgenommen werden.


Was tun, wenn man belogen wurde oder die Zustandsbeschreibung falsch war?
Dann muss der Kaufvertrag schnell wegen arglistiger Täuschung angefochten werden. Hier ist dann der Gang zum Anwalt wirklich zu empfehlen.


Teil 1 von 2

Teil 1: Der Weg zum günstigen Traumbike
Teil 2: So vermeiden Sie unnötige Kosten und Fehlkäufe


Der Artikel mit weiteren nützlichen Infos ist in BIKE-Ausgabe 06/2014 erschienen.
Sie können die

Ausgabe hier kaufen oder den Artikel hier als PDF herunterladen

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