Ben Mössmer
· 28.01.2020
Mit nur 9,8 Kilo zählt das Numinis zu den Asketen unter den Marathon-Fullys. Doch wie schlägt sich das Leichtgewicht nach 80000 Höhenmetern?
Mit einem Podestplatz beim Cape Epic stellte das Numinis sein Potenzial bereits unter Beweis. Ich wollte jedoch wissen, ob sich der Sportler mit ausgezehrtem Carbon-Rahmen auch im Langzeittest im Alpenvorland beweisen kann?
Der mit 70,5 Grad eher steile Lenkwinkel (Scott Spark 68,5°) verlangt zunächst nach einer aktiven Fahrweise. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, steht der KOM-Jagd auf Strava nichts mehr im Wege. Ein großer Vorteil ist der DT-Swiss-Lockout-Hebel, mit dem sich die drei Plattformstufen des Fox-Fahrwerks ansteuern lassen. In blockiertem Zustand knallt man wie Chris Froome die Teeranstiege hoch, um anschließend á la Gwin im Downhill seine Grenzen auszuloten – gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber das Numinis hat mich bergauf wie bergab richtig motiviert.
Bei Marathon-Rennen wie der Ronda Grande in Riva, dem Bike-Festival in Willingen oder dem Oberstdorf-Marathon standen wir am Start. Lange, anspruchsvolle Strecken liegen dem Numinis. Der Trail-Modus mit halb offenem Fahrwerk ist ökonomisch und egalisiert das Mehrgewicht des Dämpfers durch weniger Schläge auf den Rücken, im Vergleich zum Hardtail. Zudem bietet dieser mehr Traktion bergauf auf ruppigen Trails. Die Möglichkeit, zwei Flaschenhalter zu montieren, rückt das Bike in ein insgesamt sehr gutes Licht.
Und die Haltbarkeit? Technische Probleme standen erst nach dem Wintereinsatz mit einem defekten Innenlager und verschlissenen Bremsbelägen an. Zusätzlich machte der Sram-Schalthebel Probleme. Abhilfe brachten ein paar Tropfen Loctite, die den Daumenhebel wieder verdrehfrei fixierten. Genauso verhielt es sich mit dem Hinterbau. Die Schraube am Hauptlager löste sich, was mit Schraubensicherung schnell behoben war. Da sitzt der Dorn der internen Zugverlegung am Rahmen schon tiefer. Zu Beginn noch unauffällig, verhakte sich die Schaltaußenhülle am Eingang der Kettenstrebe immer häufiger. Das ständige Ein- und Ausfedern des Hinterbaus zog die Hülle Stück für Stück nach innen und verminderte die Schaltqualität der Sram Eagle immens. Ich verlegte die Schalthülle durchgehend außen und siehe da, alles wieder gut.
Trotz des vorbildlichen Gewichts blieb es im Laufe des Dauertests bei nur kleineren Ausfällen der Komponenten. Der kompromisslos auf Race ausgerichtete Rahmen machte hingegen keine ernsthaften Probleme.
Material Carbon, Gr. 48 cm
Preis / Gewicht 7299 Euro / 9,83 kg o. Pedale
Federweg (vo. / hi.) 100 mm / 100 mm
Laufradgröße 29 Zoll
Gabel Fox 32 SC Factory
Dämpfer Fox Float DPS Factory
BIKE-Testfahrer
Alter / Größe / Gewicht 28 Jahre / 1,76 m / 67 kg
Fahrerprofil Cross Country, Marathon
Lieblingsreviere Voralpenland von Oberammergau bis Füssen, Südfrankreich Provence
Diesen Artikel finden Sie in BIKE 5/2019. Die gesamte Digital-Ausgabe können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Print-Ausgabe im DK-Shop nachbestellen – solange der Vorrat reicht: