Florentin Vesenbeckh
· 14.12.2017
Im vergangenen Jahr hat Focus mit dem Jam² eines der stimmigsten EMTBs in die Läden gestellt. Jetzt schieben die Cloppenburger eine Carbon-Version nach, die mit 18,5 Kilo eine beachtliche Marke setzt.
Mit dem 140-Millimeter-Flitzer Jam² ist Focus im vergangenen Jahr ein großer Wurf gelungen. Mit cleveren Details, perfekter Akku-Integration und einer sehr verspielten Fahrweise kurvte es auch in die Herzen der EMTB-Tester. Jetzt bringen die Cloppenburger eine Carbon-Version des E-MTB-Erfolgsmodells. Detaillösungen und Geometrie übernimmt das Kohlefaser-Bike weitestgehend vom Alu-Chassis, dabei wird es spürbar leichter und auch die Fahreigenschaften sollen sich durch geschickte Carbon-Bauweise verbessern. Der Carbon-Hauptrahmen soll über 500 Gramm einsparen.
Wie auch die Aluminiumversion des Jam² gibt es den Neuling sowohl in 27,5 Zoll mit Plusbereifung, als auch in 29 Zoll. Die Topversion Jam² C SL kommt ausschließlich als 29er und wiegt laut Focus in Größe M starke 18,5 Kilo – ohne dabei Kompromisse bei der Geländetauglichkeit der Komponenten einzugehen. Dafür drückt der Edelflitzer mit 9999 Euro beachtlich auf den Geldbeutel.
Erhalten bleibt dem neuen Focus Jam² das T.E.C-System: Im schlanken Unterrohr ist ein 378-Wattstunden-Akku integriert, mit einem externen Akku auf dem Unterrohr kann die Kapazität verdoppelt werden. Die Idee dahinter: Auf der Hausrunde und kurzen Touren profitiert der Fahrer von geringem Gewicht, schlanker Optik und idealem Schwerpunkt. Erst wenn es wirklich nötig ist, wird der Zusatzakku angesteckt. Allerdings ist dieser nicht serienmäßig dabei, sondern muss für 500 Euro zusätzlich erworben werden. Die zusätzlichen 378 Wattstunden drücken nochmal mit gut zwei Kilo auf die Waage.
Ebenfalls bekannt ist die Federungs-Kinematik F.O.L.D.. Der Dämpfer wird über eine zweiteilige Wippe, die ineinander verschachtelt ist, angelenkt. Das führt laut Focus zu einer zweigeteilten Kennlinie. Bis zum SAG-Punkt verläuft diese degressiv, danach progressiv. So soll insbesondere das Federverhalten um den Bereich des Negativ-Federweges verbessert werden – beim Ein- wie auch Ausfedern. Der Hinterbau besteht aus einem Stück und verzichtet komplett auf Gelenke, das spart Gewicht und erhöht die Steifigkeit.
Wir konnten das Jam² Carbon bereits auf Trails rund um Malaga testen. Die getestete Version Jam² C Plus Pro mit 27,5-Zoll-Laufrädern wiegt laut Hersteller 19,6 Kilo in Größe M (inkl. Pedale, ohne Zusatzakku) und kostet 6999 Euro. Die Sitzposition ist moderat, die Geometrie gefällig, so dass es keine lange Eingewöhnungszeit braucht, um mit dem Jam² über die Trails zu fliegen. Für ein E-MTB ist der Spieltrieb des Bikes erfreulich hoch, das geringe Gewicht der Carbon-Version erhöht diesen Eindruck nochmal. Auf das Hinterrad will das E-All-Mountain mit seinen 457-Millimeter-Kettenstreben allerdings nur mit massivem Krafteinsatz steigen.
Der Hinterbau arbeitet sehr sensibel und verschafft viel Traktion, bergab wie bergauf. Im Uphill wippt der Dämpfer bei hohem Sattelauszug merklich, dank E-Antrieb aber nicht störend. Der Plattform-Hebel am Rock Shox-Deluxe-Dämpfer hat kaum Einfluss auf das Wippverhalten. Geht es bergab, versprüht das Heck viel Komfort, der Hinterbau folgt kleinen Schlägen souverän. Wenn es ruppiger wird, gibt der Hinterbau schnell viel Federweg frei, was ebenfalls das sanfte Fahrgefühl unterstreicht. Erst, wenn es wirklich ruppig wird, kommt der Hinterbau an seine Grenzen.
In Summe überzeugt das Jam² mit einer ausgewogenen Wohlfühl-Geo und für ein E-MTB beachtlichem Spieltrieb. Erst im harten Gelände kommt es an seine Grenzen, doch dafür hat Focus seit kurzem das Enduro Sam² parat.
Ab Februar 2018 sollen die Bikes beim Händler erhältlich sein.