Neues Cannondale Scalpel HTRadikal schnell?

Adrian Kaether

 · 09.11.2021

Neues Cannondale Scalpel HT: Radikal schnell?Foto: Adrian Kaether
Neues Cannondale Scalpel HT: Radikal schnell?

Können Race-Hardtails auch zu flach sein? Mit dem neuen Scalpel HT lotet Cannondale beim F-Si-Nachfolger Extreme aus. Ob die Rechnung aufgeht?

Vorhang auf für das neue Scalpel HT, die neueste Ausbaustufe von Cannondales Race-Hardtail. Mit dem Ende des Modelljahrs 2021 schicken die Amerikaner nicht nur das alte F-Si, sondern gleich die ganze Modellbezeichnung in Rente und wagen mit dem Scalpel HT einen Neuanfang.

  Löst das F-Si als Race-Hardtail bei Cannondale ab: das neue Scalpel HT.Foto: Adrian Kaether
Löst das F-Si als Race-Hardtail bei Cannondale ab: das neue Scalpel HT.

Das Cannondale Scalpel HT im BIKE Neuheiten-Check als Video

Der neue Name kommt nicht von ungefähr: Das Scalpel HT orientiert sich stark am Racefully Scalpel und setzt in Sachen Geometrie sogar noch eine Schippe drauf: Mit einem Lenkwinkel von 66,5 Grad beim Topmodell ist das Scalpel HT auf dem Papier das flachste Race-Hardtail, das es je gegeben hat. Nur das BMC Twostroke bewegt sich in ähnlichen Regionen.

  Länger, flacher und mehr als 100 Millimeter Federweg: Nach Mondraker und BMC zielt mit Cannondale der nächste große Hersteller bei Race-Hardtails in diese Richtung. Wir sind gespannt, ob Scott, Specialized & Co. bald nachziehen werden.Foto: Adrian Kaether
Länger, flacher und mehr als 100 Millimeter Federweg: Nach Mondraker und BMC zielt mit Cannondale der nächste große Hersteller bei Race-Hardtails in diese Richtung. Wir sind gespannt, ob Scott, Specialized & Co. bald nachziehen werden.

Zwei Rahmenqualitäten: Topmodell unter 900 Gramm

Viele andere Eckdaten des neuen Scalpel HT sind typisch Cannondale. Der speziell auf Komfort getrimmte Hinterbau soll auf langen Strecken den Fahrer schonen, ohne Steifigkeit in Lenkkopf- und Tretlagerbereich vermissen zu lassen. Lefty-Gabeln stecken in den zwei Topmodellen für 4499 und 6999 Euro.

  Von der im Rahmen integrierten Sattelstützenklemmung, die beim F-Si an Bord war, verabschiedet sich Cannondale. Die Sitzstreben setzen ähnlich tief am Sitzrohr an wie bei den Gravelbikes Topstone und SuperSix Evo.Foto: Adrian Kaether
Von der im Rahmen integrierten Sattelstützenklemmung, die beim F-Si an Bord war, verabschiedet sich Cannondale. Die Sitzstreben setzen ähnlich tief am Sitzrohr an wie bei den Gravelbikes Topstone und SuperSix Evo.
  27,2er Sattelstütze, abgesenkte Sitzstreben und die flachen Kettenstreben: Das Zusammenspiel dieser drei Details soll möglichst viele kleine Schläge herausfiltern und so Komfort im Sitzen erzeugen.Foto: Adrian Kaether
27,2er Sattelstütze, abgesenkte Sitzstreben und die flachen Kettenstreben: Das Zusammenspiel dieser drei Details soll möglichst viele kleine Schläge herausfiltern und so Komfort im Sitzen erzeugen.

Der Rahmen soll noch einmal etwas leichter geworden sein und beim Topmodell („Hi-Mod“) in der Rahmengröße M nun knapp die 900-Gramm-Marke knacken (Rahmen in Größe L: 1045 Gramm – BIKE Messung). Die günstigeren Modelle („Carbon“) kommen mit einem etwas schwereren Rahmen. Die Züge verlaufen im Rahmen und können entweder zugunsten des Wartungsaufwands mit Führungen verbaut werden, oder ohne Führungen für maximale Gewichtsersparnis.

Die Fakten zum Cannondale Scalpel HT im Überblick

  • progressive Geometrie mit einem Lenkwinkel von 66,5 Grad (Hi-Mod 1)
  • Lefty Ocho-Gabel in zwei von vier Modellen
  • Zwei Rahmenqualitäten: Hi-Mod und Carbon
  • vier Modelle von 2499 Euro bis 6999 Euro
  • Gewicht Topmodell: 9,62 kg (Größe L / BIKE-Messung)
  • vier Rahmengrößen: S-XL
Der Schriftzug „Scalpel“ prangt nun nicht mehr nur auf Cannondales Racefully, sondern auf dem Oberrohr des Race-Hardtails.
Foto: Cannondale

Sekunden jagen bergab: Die Geometrie des Scalpel HT

Passend zum flachen Lenkwinkel fällt die Geometrie des Scalpel-Hardtails sehr modern aus. Einzige Ausnahme: der lange, aber nicht extreme Reach von 450 Millimetern in Rahmengröße L. Bikes wie das BMC Twostroke oder das Mondraker Podium fallen noch etwas länger aus. Eine weitere Besonderheit: Im Topmodell Hi-Mod 1 steckt sogar eine Lefty-Ocho-Gabeln mit 110 Millimetern Federweg. Das Federwegs-Plus flacht den Lenkwinkel ab und beeinflusst auch die übrige Geometrie. Die anderen drei Scalpel HT Carbon-Modelle setzen auf klassische 100-mm-Gabeln (zwei Mal Rockshox SID, ein Mal Lefty Ocho).

  Dem Topmodell vorbehalten: Die Lefty-Ocho-Gabel mit 110 Millimetern Federweg.Foto: Adrian Kaether
Dem Topmodell vorbehalten: Die Lefty-Ocho-Gabel mit 110 Millimetern Federweg.
  An der Kurbel verbaut Cannondale eine minimalistische Kettenführung. An den zwei teuersten Modellen kommt zudem Cannondales Hollowgram-Kurbel zum Einsatz.Foto: Adrian Kaether
An der Kurbel verbaut Cannondale eine minimalistische Kettenführung. An den zwei teuersten Modellen kommt zudem Cannondales Hollowgram-Kurbel zum Einsatz.
  Die Geometrie der drei Scalpel HT-Modelle mit 100-mm-Gabel im Überblick. Beim Topmodell Hi-Mod 1 flacht eine 110er-Gabel den Lenkwinkel um ein halbes Grad ab und verändert auch die anderen Maße um Nuancen.Foto: Cannondale
Die Geometrie der drei Scalpel HT-Modelle mit 100-mm-Gabel im Überblick. Beim Topmodell Hi-Mod 1 flacht eine 110er-Gabel den Lenkwinkel um ein halbes Grad ab und verändert auch die anderen Maße um Nuancen.

Eine Besonderheit am neuen Cannondale-Hardtail: Mitwachsende Kettenstreben in allen Rahmengrößen und ein speziell für jede Rahmengröße angepasster Sitzwinkel. So erreichen die Amerikaner trotz des unterschiedlichen Sattelstützenauszugs bei den unterschiedlichen Rahmengrößen einen effektiven Sitzwinkel von steilen 75 Grad, der den Fahrer in Anstiegen weit vorne positioniert. Die Kettenstreben fallen mit 430 Millimeter beim S-Rahmen und 445 Millimeter beim XL-Rahmen relativ lang aus und unterstreichen den sportlichen Anspruch des Scalpel HT bergab.

  Im Vorderrad sitzt ab Werk ein Geschwindigkeitssensor von Garmin, der sich mit der Cannondale-App oder GPS-Computern koppeln lässt.Foto: Adrian Kaether
Im Vorderrad sitzt ab Werk ein Geschwindigkeitssensor von Garmin, der sich mit der Cannondale-App oder GPS-Computern koppeln lässt.
  Auf die Reifen-Kombination von Schwalbe baut Cannondale bei allen vier Modellen: Racing Ray vorne und Racing Ralph hinten, beide in 29x2,25 Zoll.Foto: Adrian Kaether
Auf die Reifen-Kombination von Schwalbe baut Cannondale bei allen vier Modellen: Racing Ray vorne und Racing Ralph hinten, beide in 29x2,25 Zoll.
  Die Lefty-Gabel kann man per Fox-Fernbedienung vom Lenker aus blockieren.Foto: Adrian Kaether
Die Lefty-Gabel kann man per Fox-Fernbedienung vom Lenker aus blockieren.

Cannondale Scalpel HT: vier Modelle ab 2499 Euro

Vier Modelle wird es geben. Das Topmodell Scalpel Hi-Mod 1 für 6999 Euro setzt auf den leichten Top-Rahmen, hauseigene Carbon-Laufräder und außerdem eine Lefty mit 110 Millimetern Federweg. So flacht der Lenkwinkel auf die genannten 66,5 Grad und der Sitzwinkel auf 74,5 Grad ab. Alle anderen Modelle stehen mit 100-Millimeter-Gabeln beim Händler und fallen entsprechend ein halbes Grad steiler aus.

  Das Scalpel HT Hi-Mod 1 für 6999 Euro ist das Topmodell der Produktpalette.Foto: Cannondale
Das Scalpel HT Hi-Mod 1 für 6999 Euro ist das Topmodell der Produktpalette.

Geschaltet und gebremst wird durchgängig mit Shimano-Komponenten, in den beiden günstigsten Modellen federt vorne eine Rockshox SID SL-Gabel. Die Preise beginnen bei 2499 Euro für das Scalpel HT Carbon 4. Zwischen dem zweitteuersten Modell Carbon 2 (4499 Euro) und dem Topmodell Hi-Mod 1 (6999 Euro) schlägt Cannondale wegen der Carbon-Laufräder, der Carbon-Lefty und dem leichteren Rahmen noch einmal ordentlich auf.

  Scalpel HT Carbon 2 mit Lefty Ocho-Gabel und Shimano-XT-Gruppe. Preis: 4499 Euro.Foto: Cannondale
Scalpel HT Carbon 2 mit Lefty Ocho-Gabel und Shimano-XT-Gruppe. Preis: 4499 Euro.
  Scalpel HT Carbon 3 mit Rockshox SID SL Select+-Gabel, NoTubes Crest MK4-Felgen und Shimano SLX/XT-Mix. Preis: 3299 Euro.Foto: Cannondale
Scalpel HT Carbon 3 mit Rockshox SID SL Select+-Gabel, NoTubes Crest MK4-Felgen und Shimano SLX/XT-Mix. Preis: 3299 Euro.
  Der Einstieg in die Scalpel-HT-Welt kostet 2499 Euro. Bremsen, Naben und Schaltung kommen von Shimano, die Gabel ist eine einfache Rockshox SID SL.Foto: Cannondale
Der Einstieg in die Scalpel-HT-Welt kostet 2499 Euro. Bremsen, Naben und Schaltung kommen von Shimano, die Gabel ist eine einfache Rockshox SID SL.