Ludwig Döhl
· 28.07.2016
Dem BIKE Testteam gelang das Unmögliche, für die Ausgabe 9/16 testen wir die Wettkampf-Bikes der Olympia-Favoriten. Hier ein Vorgeschmack auf die Olympischen Spiele in Rio 2016.
Für eine Medaille bei Olympia perfektionieren Cross Country-Athleten aus aller Welt ihr komplettes Umfeld. Training, Ernährung, Material, alles wird für die Olympischen Spiele in Rio nochmals auf den Prüfstand gestellt. Wer das prestigeträchtige Rennen am 21. August 2016 gewinnen wird, können wir nicht vorhersagen. Nach unserem Exklusiv-Test im Rahmen des MTB-Worldcups in Albstadt wissen wir dafür, wer das schnellste Mountainbike an die Startlinie schieben wird. Wir haben die original Wettkampfräder von Maxime Marotte, Jaroslav Kulhavy, Manuel Fumic, José Hermida, Mathias Flückiger und Nino Schurter gewogen, vermessen und sogar auf der Worldcup-Strecke getestet. Die Story zum exklusivsten Test des Jahres und die Testberichte zu den einzelnen Bikes der MTB-Stars finden Sie in BIKE 9/16 – ab 2. August am Kiosk. Einen Vorgeschmack auf die Olympia-Bikes bekommen Sie mit dem Test von Florian Vogels Race-Bike, welchses wir ebenfalls in Albstadt gefahren sind.
Rückblick: Für den Schweizer Florian Vogel geht es beim Rennen in Albstadt um mehr als nur UCI-Punkte. Sein Startplatz für Rio wackelt, obwohl er die Qualifikationsnormen für die Olympischen Spiele bereits erfüllt hat. Der Grund: Der jüngere Landsmann Lars Forster scheint in Topform zu sein und der Schweizer Verband (Swiss Cycling) entscheidet erst nach dem Worldcup in Albstadt darüber, wer das Ticket für Olympia 2016 bekommt. Trotz der mentalen Belastung vor dem Rennen kaschiert Vogel seine Anspannung gut. Er nimmt sich Zeit, uns sein Bike zu zeigen, Details zu erklären und posiert für Fotos. Nur aus den Händen gibt der Schweizer sein Rad nicht, zumindest nicht vor dem Rennen.
Nach dem Rennen (es lief nicht gut, Vogel schied mit einem Platten aus dem Rennen aus) erlaubte uns das Focus XC Team dann doch, eine Runde mit dem Raven Max zu drehen. Um den Lenker so tief wie möglich zu bekommen, wurde die Steuersatz-Abdeckung eingespart und ein Vorbau mit 17 Grad Negativ-Neigung verbaut. Bereits beim Anblick des tiefergelegten Cockpits zucken die Bandscheiben zusammen. Beim ersten Aufsitzen geben die Nervenbahnen im Rückenmark jedoch Entwarnung, die Sitzposition fällt dank geringem Sattelauszug relativ normal aus.
Die großvolumigen 2,2er Continetal Race King-Reifen bringen in Verbindung mit den breiten Carbon-Laufrädern von DT Swiss Komfort ins sonst steife Chassis. Trotz verbauter Variostütze und Quarq-Leistungsmesser wiegt das Raven Max von Vogel nur 8,92 Kilo. Das geringe Gewicht und die durch den steilen Sitzwinkel nach vorne verlagerte Sitzposition lassen das Hardtail im Red Bull Climb gut aussehen. Auch die steilen Bergauf-Kehren im Wald von Albstadt nimmt das Raven mit links. Im Anstieg lässt das Arbeitsgerät von Florian Vogel also keine Kritik aufkommen. Ok, das große mit 36 Zähnen besetzte Kettenblatt malträtiert unsere Oberschenkel in Verbindung mit der 10-42er-Kassette etwas mehr als es uns lieb ist, aber wir drücken wahrscheinlich auch ein paar Watt weniger als der Besitzer dieses Bikes.
An der höchsten Stelle des Kurses bleibt kaum Zeit zum Durchschnaufen, denn die Devils Corner, Albstadts technischste Abfahrt, klafft vor dem Vorderreifen auf. Wir versenken die Sattelstütze per Knopfdruck um 35 Millimeter und stürzen uns in den Höllenschlund. Auch wenn der Sattel nur minimal tiefer ist wie in der Auffahrt macht sich das doch deutlich bemerkbar. Das Plus an Beinfreiheit weckt den Spieltrieb des Hardtails. Zwar manövrieren sich die Fullys von Fumic, Flückiger, Kulhavy und Schurter ruhiger durch die schnelle Abfahrt, so direkt und verspielt wie das Focus ist aber keines der anderen Räder. Enge Kurven und kleine Sprünge, alles kein Problem, auch wenn der Vorderreifen etwas mehr Grip bieten könnte.
Ein schnelles Rad alleine hilft leider nicht. Wenige Tage nach dem Worldcup in Albstadt wird bekannt, dass Florian Vogel das olympische MTB-Rennen vom Fernseher aus betrachten muss. Denn der Schweizer Radsportverband entschied sich für den jungen Lars Forster und gegen Florian Vogel als dritten Eidgenossen im Rennen von Rio.
Die komplette Test-Geschichte zu den Olympia-Bikes von Fumic, Schurter & Co. – inklusive Statements ihrer Mechaniker – gibt's in BIKE 9/16 – ab 2. August am Kiosk.
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