E-MTB-TestSechs Hardtails ab 2500 Euro

Stephan Ottmar

 · 15.12.2015

E-MTB-Test: sechs Hardtails ab 2500 EuroFoto: Markus Greber
E-MTB-Test: sechs Hardtails ab 2500 Euro

Die sechs getesteten E-MTB-Hardtails liegen fahrtechnisch und preislich auf ähnlichem Niveau. Nur eines schlägt völlig aus der Art – in doppelter Hinsicht ...

  CUBE ELITE Wenn Geld keine Rolle spielt, landen die besten Komponenten am Bike. Die Rock Shox RS-1 war die überlegene Federgabel des Tests.Foto: Philipp Schieder
CUBE ELITE Wenn Geld keine Rolle spielt, landen die besten Komponenten am Bike. Die Rock Shox RS-1 war die überlegene Federgabel des Tests.

Der Testsieg des Cube Elite wirkt fast ein wenig "gekauft": Das Bike kostet immerhin doppelt so viel wie die übrigen Testteilnehmer, und wir bewerten preisunabhängig. Allerdings haben die Entwickler an diesem Rad auch bei der Geometrie alles richtig gemacht. Dank der exquisiten Rockshox-RS-1-Gabel und des geringen Gewichts liegt das Cube erwartungsgemäß gut im Trail. Das Gewicht wirkt sich allerdings nicht so deutlich auf die Fahreigenschaften eines E-Bikes aus, wie man das von Bikes ohne Motor kennt. Das Merida Big Nine Elite 900, immerhin 2,5 Kilo schwerer als das Cube, hinterlässt ebenfalls einen guten Fahreindruck. Im Vergleich zum Cube oder Focus Jarifa nimmt man darauf jedoch deutlich gestreckter Platz; das erzeugt viel Druck auf dem Pedal, macht es im Trail aber etwas weniger wendig. Auf dem Jarifa sitzt man gut integriert mit viel Bike-Kontrolle; leider limitiert die XC32 von Rockshox die Performance etwas. Conway und Wheeler wirken etwas behäbiger und bevorzugen eine ruhigere Gangart. Unangefochtener Testsieger ist das Cube. In der Preis-Leistungs-Wertung führt am Merida jedoch kaum ein Weg vorbei.

  FOCUS JARIFA: Ein kurzer Vorbau und ein breiter Lenker wirken sich positiv auf das Lenkverhalten aus. Das Cockpit gefiel uns gut.Foto: Philipp Schieder
FOCUS JARIFA: Ein kurzer Vorbau und ein breiter Lenker wirken sich positiv auf das Lenkverhalten aus. Das Cockpit gefiel uns gut.

Conway EMR 629

3.149 Euro | Mittelmotor



Test-Fazit: Solide ausgestattetes Individualistenbike mit ausgeprägtem Tourencharakter

  Das Conway EMR 629 im Test.Foto: Daniel Simon
Das Conway EMR 629 im Test.

Das Conway besticht durch sein eigenständiges Design. Im wuchtigen Koffer ist der Akku verstaut, zusätzlich findet sich noch etwas Platz für Regenjacke, Ersatzschlauch oder andere Kleinigkeiten. Der hydrogeformte Alu-Rahmen verzichtet vollständig auf ein Sitzrohr, trotzdem bleibt das Bike steif genug, um im Gelände zu bestehen. Allerdings verstärkt der voluminöse Rohrverbund Lauf- und Motorgeräusche. Anstelle des bestellten L-Rahmens bekamen wir ein XL-Bike geliefert, das sich etwas weniger wendig fuhr als die anderen, kleineren Bikes im Test. Das große 20er-Ritzel am Bosch-Active-Motor schmälert leider das Klettertalent des Bikes – auf Nachfrage bestätigte Conway, dass das Serienbike mit Performance-Motor und 18er-Ritzel kommen soll. In der Antriebswertung würde sich das Rad damit von 2,7 auf 2,4 verbessern.

Cube Elite Hybrid HPC SLT 29

5.999 Euro | Mittelmotor


Test-Fazit: Mit dem SLT zeigt Cube, was geht: Das Hybridbike setzt Maßstäbe in Sachen Handling und Gewicht – ohne Rücksicht auf die Kosten

  Das Cube Elite Hybrid HPC SLT 29 im Test.Foto: Daniel Simon
Das Cube Elite Hybrid HPC SLT 29 im Test.

Das Elite ist wie ein ausgereifter Sportwagen: Top Geometrie, top Komponenten, schnell und agil. Es macht Spaß, damit um die Ecken zu fegen – und das geringe Gewicht ist Genuss pur. Doch die Grenzen der Physik kann auch dieser Renner nicht verschieben: Der Sturz eines Testers in der verblockten Sektion der Strecke geschah aus dem nächstliegenden Grund – zu viel Speed. Das Cube ist der unangefochtene Testsieger in diesem Vergleich – nicht nur wegen der hochwertigen Komponenten und dem Gewicht von lediglich 17 Kilo, sondern auch wegen der tollen Geometrie, dem ausgewogenen Charakter und nicht zuletzt der hochsensiblen Rockshox-RS-1-Gabel. Wenn wir ein
Haar in der Suppe finden müssten, wären es die Reifen: Etwas mehr Traktion würde den Grenzbereich des 29-Zöllers auf ein noch spaßigeres Niveau anheben.

Focus Jarifa Impulse 27R

2.999 EURO | Mittelmotor


Test-Fazit: Das agile und günstige Trailbike punktet mit gutem Handling, offenbart jedoch Schwächen bei der Regelung des Antriebs

  Das Focus Jarifa Impulse 27R im Test.Foto: Daniel Simon
Das Focus Jarifa Impulse 27R im Test.

Das Focus hat eine kompakte Wohlfühlgeometrie, alles ist am rechten Fleck, die Winkel und Hebel passen. Sowohl bergauf als auch in der Abfahrt fühlt man sich gut ins Bike integriert, wobei das Focus seine Stärken tendenziell mehr bergab ausspielen kann, mit spielerisch leichtem Handling. Die Komponentenwahl ist günstig, aber stimmig: breiter Lenker, gute Reifen. Auch derRahmen wirkt wertig und solide, mit durchdachten Details. Zwei Ausnahmen trüben das Bild: Zum einen stößt die günstige Federgabel früh an ihre Grenzen und gibt das Bodenprofil kaum gefiltert an in die Arme weiter. Zum anderen störte uns die Motorsteuerung des Impulse-Antriebs: Lange Nachlaufzeiten und Schaltunterbrechung machten es schwer, sich an den Charakter des Antriebs zu gewöhnen. Die grundsätzliche Leistung des Motors geht aber in Ordnung.

Giant Talon E+ 0

2.599 EURO | HINTERRAD -NABENMOTOR



Test-Fazit: Ein konkurrenzfähiges Mountainbike mit Heckmotor zum günstigen Preis

  Das Giant Talon E+ 0 im Test.Foto: Daniel Simon
Das Giant Talon E+ 0 im Test.

Eigentlich untypisch für einen Heckantrieb: Der Giant-SyncDrive-Motor stellt bereits bei geringer Geschwindigkeit ordentlich Leistung zur Verfügung – damit ist das Anfahren auch in Steilstücken möglich; für ganz steile Passagen ist sogar eine Dreifachkurbel montiert. Bereits ab etwa 5 km/h spürt man den Zusatzschub an der Hinterradnabe deutlich, wobei die Maximalkraft dann eher gering ausfällt. Der Heckantrieb bringt konstruktionsbedingt mehr Last aufs Hinterrad (41 Prozent vorne, 59 Prozent hinten), trotzdem lässt sich das Giant im moderaten Gelände gut bewegen. Aber: "Technische Passagen sind nicht die Vorliebe des Talon", notierte ein Testfahrer. Das Preisbewusstsein bei der Komponentenwahl schlägt sich in einem konkurrenzlos günstigen Kaufpreis nieder. Nur 2.599 Euro verlangt Giant für sein Talon – und es wirkt dabei keinesfalls billig.

Merida Big.Nine E-Lite 900 DX

3.349 EURO | Mittelmotor


Test-Fazit: Der filigrane Alu-Rahmenn des Merida ist stimmig ausgestattet, das Bike überzeugt mit guter Performance

  Das Merida Big.Nine E-Lite 900 DX im Test.Foto: Daniel Simon
Das Merida Big.Nine E-Lite 900 DX im Test.

In etwas gestreckter Körperhaltung und mit viel Druck auf dem Vorderrad nimmt man auf dem Merida Platz. In Geometrie und Anbauteilen blitzen – trotz E-Antrieb – die Gene eines Racebikes durch. Die Rockshox-Reba-Federgabel mag ein straffes Set-up und lässt sich auf Wunsch komplett blockieren. Dank 100 Millimetern Federweg und großen 29-Zoll-Rädern ist das Bike voll geländetauglich. Die Crossmark-Reifen von Maxxis passen grundsätzlich gut zum Charakter des Rades, kommen aber bei Nässe schnell ans Limit. Die getestete DX-Version trägt das riesige Bosch-Nyon-Display am Lenker. Im Trail stört es nicht, auf langen Touren in unbekanntem Terrain ist man aber dankbar für das übersichtliche, gut ablesbare Display mit Kartenmaterial und GPS-Navigation. Ein etwas kürzerer Vorbau und etwas breiterer Lenker würden die Tourentauglichkeit verbessern.

Wheeler E-Proton

2.799 Euro | Hinterrad-Nabenmotor



Test-Fazit: Komfortables Tourenbike für eher moderate Ausflüge ins Gelände

  Das Wheeler E-Proton im Test.Foto: Daniel Simon
Das Wheeler E-Proton im Test.

Das Wheeler hatte auf unserer anspruchsvollen Testrunde so seine Probleme. Zwar zeigt der neue, großvolumige BionX-Heckmotor keinerlei Überhitzungsprobleme, seine Power entfaltet er aber erst oberhalb von etwa 10 km/h – in Steilstücken überwindet man diese Grenze nur mit viel eigenem Einsatz. Die Rahmengeometrie offenbart kleinere Schwächen: Der steile Lenkwinkel und der schmale Lenker ergeben zusammen mit den sehr schmalen 27,5-Zoll-Reifen und der wenig potenten Federgabel ein etwas hölzernes Fahrgefühl. Mit diesem Bike ist man lieber etwas langsamer unterwegs. Die Tektro-Bremse verzögert gut, doch die Hebelgeometrie verhinderte eine sinnvolle Positionierung der Hebel am Lenker. Das Bike richtet sich daher eher an komfortorientierte Tourenfahrer, die nur gelegentlich kürzere Ausflüge ins leichtere Gelände unternehmen.