Stefan Loibl
· 12.05.2015
Das Team Centurion-Vaude hat ein neues Arbeitsgerät: Das neue Backfire Carbon 29er kommt ab Herbst in den Handel, das Team um Markus Kaufmann und BIKE durfte es aber bereits fahren.
Bei der Marathon-EM in Singen präsentierte Centurion sein neues Backfire Carbon – das Race-Hardtail, das die Profis vom Team Centurion-Vaude fahren. Markus Kaufmann, Jochen Käß und Co. benutzen das Carbon-Hardtail bereits seit einigen Wochen im Rennbetrieb. Auch wir von BIKE durften das Backfire Carbon bereits auf der Mitteldistanz in Singen testen. Den Vorgänger des 2016er Centurion Backfire Carbon haben wir bereits in BIKE 1/2015 getestet.
Rückblick: Beim BIKE-Marathon in Willingen 2014 gewann Hannes Genze die Langstrecke auf einem Centurion-Hardtail. Nicht irgendeinem, sondern dem ersten Prototyp des neuen Backfire Carbon, das die Magstädter nun offiziell vorgestellt haben. Mittlerweile hat Genze seine aktive Karriere als Rennfahrer beendet. Als Ingenieur bei Centurion ist er verantwortlich für das neue Backfire Carbon, das zwar ein 2016er-Modell ist, aber bereits im Herbst in den Läden stehen soll.
Der Rahmen des Backfire Carbon 29 wurde von Grund auf neu konstruiert und ordentlich abgespeckt. Das Chassis des Backfire Carbon wird es in Zukunft in zwei Carbon-Güteklassen geben. Bei den beiden Topmodellen – dem Team.29 und dem 3000.29 – greift Centurion auf das hochwertigste Carbon-Layup zurück. Die anderen zwei Modelle – das 2000.29 und das 800.29 – verwenden einen etwas einfacheren Carbon-Mix, der in der Summe auf ein Rahmengewicht von 1100 Gramm kommt. Der hochwertige Rahmen soll gerade einmal 950 Gramm auf die Waage bringen, was im Vergleichstest der schnellsten Race-Hardtails in BIKE 1/2015 zum Spitzenwert gelangt hätte. Um das zu erreichen, ging man weg von den geschwungenen Rohrformen des Vorgänger-Rahmens. Das Design ist einfacher, schlichter und nicht mehr ganz so massiv. Voll integrierte Lagerschalen am Tretlager und Steuersatz sparen ebenfalls einige Gramm. Zudem wurde die hintere Bremszange ins Rahmendreieck integriert. Umwerfer sitzen beim neuen Backfire via High Direct Mount-Standard am Sitzrohr.
Auf die neue integrierte Zugführung ist Hannes Genze besonders stolz: „Man kann alle Schaltzüge im Rahmen verlegen, egal ob die Umwerfer-Anlenkung von oben oder unten kommt – oder die elektronische XTR Di2 fährt. Da klappert nichts." Über eine abschraubbare Carbon-Verkleidung unterm Tretlager kann man den Umwerfer-Zug bei SRAM-Schaltungen von unten an den Umwerfer führen. Die neuen Shimano-Umwerfer wie XTR und XT, die von vorne angelenkt werden, profitieren von einem Ausgang auf der Oberseite des Unterrohrs. Nur die hintere Bremsleitung verläuft außen am Rahmen, was Wartungsarbeiten entgegenkommt.
An der Geometrie hat sich zum Vorgänger wenig geändert. Lediglich das Oberrohr ist einen Tick länger geworden. So kann man kürzere Vorbauten fahren, was ein besseres Handling zur Folge hat. Neu beim Centurion Backfire Carbon 29 sind die Rahmenhöhen. Statt vier Größen von 41-56 cm wird es erst einmal nur drei geben: 43, 48 und 53 cm. Die Kettenstreben sind ein gutes Stück kürzer als beim Vorgänger, der extrem laufruhig war.
Das Team.29 als Topmodell rollt mit SRAM XX1, Shimano XTR-Bremsen, Rock Shox SID WC-Gabel und Fulcrum Red Passion-Laufrädern in die Läden. Mit Procraft-Carbon-Anbauteilen kommt es auf ein Gesamtgewicht von etwa 8,4 kg. Am zweiten Modell mit dem 950-Gramm-Rahmen bremst und schaltet man auf der neuen Shimano XT-Gruppe. Eine Fox 32 steckt im Steuerrohr und Fulcrum Red Power-Laufräder drehen sich um die Steckachsen. Preise stehen noch nicht fest, da auch Centurion für das Modelljahr 2016 mit den schwankenden Wechselkursen kämpft. Auch die beiden günstigeren Modelle werden mit der neuen 11-fach-Shimano XT kommen. Bei Gabeln, Bremsen und Laufrädern bedient sich Centurion aber bei günstigeren Gruppen und Komponenten-Serien.
Auf der 49-Kilometer-Runde beim Hegau Bike Marathon in Singen durften wir das neue Race-Hardtail bereits fahren. Mit 1,79 Meter griff ich früher bei Centurion zum 46er, nun greife ich zur Rahmenhöhe 43 cm. Die Sitzposition fällt dadurch kompakter aus, der Sattelauszug etwas höher. Das ist aber bei einem Race-Bike nicht negativ, zumal Centurion bei allen Backfire Carbon-Modellen 400 mm lange Sattelstützen verbaut. Auf der ersten Asphalt-Rampe zum Hohentwiel hinauf, blockiere ich sofort die SID-Gabel mit einem Daumen-Klick an der Lenkerfernbedienung. Drücken, ziehen, drücken: Steif und direkt wandelt der Antrieb meine Kraft in Vortrieb um, der Rahmen ist schön steif, wie man sich das vom einem Race-Hardtail erwartet. Das Handling ist unaufgeregt und angenehm, wenn auch nicht so extrem laufruhig wie beim Vorgänger. Aber das ist eher positiv, denn bei 29-Zoll-Bikes muss sich das Lenkung nicht zwangsweise um Welten von kleineren Laufradgrößen unterscheiden. Am Ende des kurzen Marathon bin ich enttäuscht, dass die Runde nur so wenige Trail-Passagen beinhaltet, denn das Backfire Carbon hätte sich sicher auch auch in technischerem Gelände gut geschlagen. Die weit ausgezogene 27,2er-Carbon-Sattelstütze filtert effektiv kleine Schläge heraus und so bietet das Backfire Carbon auch auf langen Strecken genügend Komfort. Fazit: Mit knapp 8,5 Kilo ist das Centurion Backfire Team.29 ein leichtes Race-Hardtail für Cross Country und lange Marathons. Im Rahmendreieck haben zwei große Trinkflaschen Platz und Geometrie und Komfort beschreiben den aktuellen Status quo der Technik.