Laurin Lehner
· 16.09.2021
Wir scrollten diesmal auf den Hersteller-Websites nach unten zu den Preisbrechern bei den Bigbikes. Drei günstige Downhiller traten zum Race- und Fun-Check an.
In der letzten Ausgabe testeten wir Highend-Enduros. Manche dieser Bikes kosten mehr als 6000 Euro. Dafür mussten wir Kritik einstecken. „Ihr werdet immer dekadenter“, schrieb uns z. B. Leser Daniel A. per Mail. Armin H. fragte via Facebook-Message: „Würdet Ihr denn selbst so viel Geld für ein Bike ausgeben?“ Die Leser hielten uns den Spiegel vors Gesicht und hatten natürlich Recht mit ihrer Kritik. Sündteure Highend-Bikes sollten im Test die Ausnahme bleiben. Daher nahmen wir diesmal Bikes in den Fokus, bei deren Preis nicht nur Lufthansa-Piloten und Chefärzte nicken.
Wir bestellten alle günstigen Preisbrecher-Bigbikes, die es so gibt. Leider bekamen wir meist eine Absage. Kein Wunder in Corona-Zeiten, in denen die Lager der Hersteller leergefegt sind. Gabeln, Reifen und Schaltgruppen sind rar wie Impfstoff von Biontech. Immerhin: Drei Hersteller konnten und wollten ein Test-Bike liefern – wenn auch nicht das exakt angefragte Preisbrechermodell. Nach dem Motto: Wir nehmen, was wir kriegen, sagten wir: „Egal, her damit!“
Am Schluss rollten zwei alte Bekannte in unseren Testkeller, die natürlich nicht fehlen dürfen (Canyon Sender und YT Tues) und das brandneue Arbeitsgerät von Race-Ikone Danny Hart (Cube Two15). In allen Bikes stecken 27,5-Zoll-Laufräder, alle sind aus Alu gefertigt – und alle sind ganz schön pummelig. Unter 17 Kilo schafft es keins dieser Abfahrtsgeräte. Cube und Canyon rüsteten ihre Bikes mit einem Marzocchi-Fahrwerk samt Stahlfederdämpfer aus. YT setzt auf Fox mit Luftdämpfer. Die Ausstattung ist durchweg funktionell, das Preis-Leistungs-Verhältnis einwandfrei. „Mehr Bigbike braucht man nicht“, zog Tester Wolfi Watzke sein Resümee.
Wir stimmten die Fahrwerke nach Herstellerempfehlung ab, fuhren die Reifen mit Einheitsluftdruck (1,6 Bar vorne, 1,8 hinten) und scheuchten die Bikes über die kurvige Freeride-Abfahrt und natürlich die zornigeren Downhills. Herauskam, was herauskommen musste und wir bereits ahnten: Die drei Bikes funktionierten sehr gut, wenn auch mit etwas unterschiedlichem Charakter. Das wundert nicht, schließlich liefern die Worldcup-Teams der Hersteller wichtigen Input, und die Bikes uniformieren sich mit bewährten Federelementen.
Mehr Geld muss man für ein Bigbike nicht ausgeben. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei diesen Bikes einwandfrei. Freerider werden mit dem Canyon happy, Speed-Junkies mit dem Cube. Wer beides liebt, greift zum Tues. Ach, die Welt kann so einfach sein!
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Übersicht weiterer Bigbikes: