E-MTBs für kleine Fahrer/innen

Adrian Kaether

, Florentin Vesenbeckh

 · 14.09.2021

E-MTBs für kleine Fahrer/innenFoto: Max Fuchs
E-MTBs für kleine Fahrer/innen

Brauchen kleine Biker/innen spezielle E-MTBs? Nein, aber E-MTBs, die passen. Doch die sind rar am Markt. Wir zeigen, worauf Kleinere ein Auge haben sollten.

Lange Akkus im Unterrohr, große Laufräder. Ein E-Mountainbike für kleine Fahrer/innen mit niedrigem Stack, geringer Überstandshöhe und adäquatem Sitzrohr zu bauen, ist für viele Rahmen-Konstrukteure eine Herausforderung. Speziell dann, wenn bei einem Fully auch noch Dämpfer und viel Federweg im Heck in das Konzept passen müssen.

Echte E-Bikes in XS, die auch kleinen Fahrerinnen und Fahrern um 160 Zentimeter Körpergröße gut passen, gibt es daher nur wenige am Markt. Worauf es für kleine (und oft leichte) Biker und Fahrerinnen ankommt und welche Bikes aktuell besonders geeignet sind, haben wir hier zusammengefasst.

  Das Merida eOne-Sixty musste sich bei uns im Test beweisen. Ob das Bike auch kleinen und leichten Fahrerinnen gerecht wird? Sie lesen es in <a href="https://www.bike-magazin.de/emtb/heft/info-vorschau-emtb-4-2021" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">EMTB 4/2021.</a>Foto: Max Fuchs
Das Merida eOne-Sixty musste sich bei uns im Test beweisen. Ob das Bike auch kleinen und leichten Fahrerinnen gerecht wird? Sie lesen es in EMTB 4/2021.

In der aktuellen Ausgabe haben wir mit Meridas eOne-Sixty 8000 in Rahmengröße XS ein besonders kleines E-MTB getestet. Wie sich das Carbon-Bike schlägt und ob es zwei Testfahrerinnen um 1,60 Meter wirklich passte, lesen Sie in EMTB 4/2021.

Sitzrohrlänge

Entscheidend dafür, ob eine kleine Person auf ein Bike passt, ist die Sitzrohrlänge. Je kürzer, desto mehr Platz bleibt für eine Teleskop-Sattelstütze. An unserem Testbike von Merida in Größe XS ist eine Stütze mit 125 Millimeter Hub verbaut – das ist verhältnismäßig viel und gibt viel Bewegungsfreiraum für Abfahrten. Testfahrerin Lena (158 cm, Schrittlänge 71 cm) passte mit komplett versenkter Stütze gerade so auf das Bike mit 40,5-Zentimeter-Sitzrohr, ohne bei ausgefahrener Variostütze zu hoch zu sitzen.

  Nur wenn das Fahrwerk auch wirklich für geringe Körpergewichte schnell genug abgestimmt werden kann, ergibt das XS-Bike Sinn.Foto: Max Fuchs
Nur wenn das Fahrwerk auch wirklich für geringe Körpergewichte schnell genug abgestimmt werden kann, ergibt das XS-Bike Sinn.

Fahrwerk

Dämpfer und Federgabeln sind immer auf ein bestimmtes Gewicht optimiert, das meistens um die 80 Kilogramm liegt. Erster Check deswegen bei der Probefahrt: Lässt sich die Zugstufendämpfung bei passender Federhärte (ca. 25–30 Prozent Sag) überhaupt richtig einstellen? Wenn die Ausfedergeschwindigkeit selbst bei vollständig geöffneter Dämpfung zu langsam ist, ist das ein Ausschlusskriterium.

  Die Überstandshöhe wird noch zu oft als K.-o.-Kriterium gewertet. Speziell für versierte Fahrer/innen spielt sie jedoch nicht die entscheidende Rolle.Foto: Max Fuchs
Die Überstandshöhe wird noch zu oft als K.-o.-Kriterium gewertet. Speziell für versierte Fahrer/innen spielt sie jedoch nicht die entscheidende Rolle.

Überstandshöhe

Die Überstandshöhe wird häufig als K.-o.-Kriterium für kleine Bikes hergenommen. Das Beispiel Merida zeigt, dass das in Zeiten moderner Rahmengeometrien und Teleskop-Sattelstützen nur bedingt sinnvoll ist. Das Oberrohr steigt Richtung Lenker steil an. Der tiefste Punkt über dem Bike ist bei abgesenkter Stütze der Sattel, nicht der Platz zwischen Sattel und Lenker, wo die Überstandshöhe gemessen wird.

Obwohl die Überstandshöhe für ein XS-Bike am Merida recht hoch ausfällt und die Testfahrerinnen über dem Bike nicht locker auf den Boden kommen, gab es in der Fahrpraxis keine Situation, in der die Höhe störte. Anders kann das bei weniger versierten Fahrer/innen aussehen. Wer ängstlicher oder etwas unsicher zu Werke geht, für den kann ein zu hohes Oberrohr ein Ausschlusskriterium sein. Deutlich niedrigere Höhen lassen sich fast nur mit einem kleinen 27,5er-Vorderrad und/oder weniger Federweg realisieren.

  Speziell, wer mit einem Enduro in hartem Gelände unterwegs ist, sollte den breiten Lenker erst einmal ausprobieren. Kürzen kann man hinterher immer noch.Foto: Max Fuchs
Speziell, wer mit einem Enduro in hartem Gelände unterwegs ist, sollte den breiten Lenker erst einmal ausprobieren. Kürzen kann man hinterher immer noch.

Lenkerbreite

Breite Lenker, wie der 780er am Merida, erscheinen kleinen Personen eventuell erst einmal überdimensioniert. Doch: Gerade bei abfahrtsorientierten E-MTBs mit flachem Lenkwinkel und großem Vorderrad macht ein breiter Lenker Sinn. Also: Erst ausgiebig testen, dann kürzen!

Dabei kann man auch gleich ausprobieren, ob sich die Bremshebel passend zu Handgröße und Fingerlänge einstellen lassen, ohne dass der Druckpunkt zu nah an den Lenker wandert. Beim Kauf sollte ein (zu) breiter Lenker kein Ausschlusskriterium sein. Er lässt sich leicht auf die gewünschte Länge kürzen. Wir empfehlen, dabei in kleinen Schritten vorzugehen.

  Lässt sich die Bremse auch für kleinere Hände passend einstellen? Der Hebel sollte bei entspannter Handhaltung locker zu erreichen sein und der Druckpunkt in angenehmer Entfernung liegen.Foto: Max Fuchs
Lässt sich die Bremse auch für kleinere Hände passend einstellen? Der Hebel sollte bei entspannter Handhaltung locker zu erreichen sein und der Druckpunkt in angenehmer Entfernung liegen.

Kontaktpunkte Sattel und Griff

Ob ein Sattel oder ein Griff bequem ist, hat nur bedingt mit dem Geschlecht zu tun. Sprich: Es müssen keine speziellen Frauenprodukte sein. Beim Bike-Kauf sollte das kein entscheidendes Kriterium sein, denn solche Kleinteile sind schnell getauscht und auf den individuellen Geschmack angepasst. Im Falle des Merida eOne Sixty wünschten sich unsere Testerinnen einen bequemeren Sattel.

  Wie sich Meridas eOne-Sixty sonst in unserem Test schlug und ob es unsere zwei Testfahrerinnen um 1,60 Meter wirklich überzeugen konnte, lesen Sie in <a href="https://www.bike-magazin.de/emtb/heft/info-vorschau-emtb-4-2021" target="_blank" rel="noopener noreferrer">EMTB 4/2021 – jetzt im Handel, in der App</a>  und im <a href="https://www.delius-klasing.de/emtb" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">DK-Onlineshop.</a>Foto: EMTB Magazin
Wie sich Meridas eOne-Sixty sonst in unserem Test schlug und ob es unsere zwei Testfahrerinnen um 1,60 Meter wirklich überzeugen konnte, lesen Sie in EMTB 4/2021 – jetzt im Handel, in der App und im DK-Onlineshop.

Wer baut E-MTBs in XS-Größen?

Das Cube Stereo Hybrid 140 ist ein absoluter Touren-Klassiker mit 140 Millimetern Federweg. In den beiden kleinsten Rahmengrößen kommt es mit 27,5er-Laufrädern. Das Sitzrohr ist mit 345 mm in der Größe XS rekordverdächtig kurz. Die neuen 2022er-Modelle mit 750er-Bosch-Akku wird es allerdings nicht in den kleinen Größen geben. Bleiben noch die Modelle Pro (3899 Euro) und Race (4299 Euro) mit 625er-Akku.

  Das Cube Stereo Hybrid 140 gibt's in den Größen XS und S mit wirklich kurzem Sitzrohr und 27,5er-Laufrädern.Foto: Cube Bikes
Das Cube Stereo Hybrid 140 gibt's in den Größen XS und S mit wirklich kurzem Sitzrohr und 27,5er-Laufrädern.

Das Neuron:On von Canyon in der WMN-Variante für Damen ist ebenfalls ein XS-Kandidat. Zum kurzen Sitzrohr und der geringen Überstandshöhe gesellen sich kurze Kettenstreben. Das macht das Bike auch in kleinen Größen noch verhältnismäßig handlich. Auch Canyon verbaut bei XS und S 27,5er-Laufräder. Mit 120/130 Millimetern Hub und einer gemäßigten Geometrie ist das Bike auf seichtes Gelände ausgelegt und fühlt sich auf Touren besonders wohl. Um das Oberrohr tief zu halten, verbaut Canyon in XS und S nur eine Gabel mit 120 Millimetern Federweg.

  Das Neuron:On 7 WMN kostet 3699 Euro und war bei unserer Recherche in XS sogar ab Lager lieferbar. Leider alles andere als selbstverständlich in der aktuell angespannten Situation der gesamten Branche.Foto: Canyon Bicycles
Das Neuron:On 7 WMN kostet 3699 Euro und war bei unserer Recherche in XS sogar ab Lager lieferbar. Leider alles andere als selbstverständlich in der aktuell angespannten Situation der gesamten Branche.

Wer ein E-MTB für anspruchsvolles Gelände und den Enduro-Einsatz sucht, sollte sich das YT Decoy genauer ansehen. Die kleinste Größe ist S – doch die fällt mit einer Sitzrohrlänge von 400 Millimeter eher kompakt aus. Durch die 170-Millimeter-Federgabel und das 29er-Vorderrad hat das Decoy sicher nicht die flachste Front, doch versierte Biker/innen können damit richtig steile Abfahrten angehen. YT empfiehlt die S-Decoys gar ab 154 cm Körpergröße.

  Das YT Decoy Core 2 kostet 5799 Euro und richtet sich mit 170/165 Millimetern Federweg an abfahrtsorientierte Biker/innen. Die Größe S fällt verhältnismäßig klein aus.Foto: YT Industries
Das YT Decoy Core 2 kostet 5799 Euro und richtet sich mit 170/165 Millimetern Federweg an abfahrtsorientierte Biker/innen. Die Größe S fällt verhältnismäßig klein aus.

Kleine Hardtails sind leichter zu konstruieren als kleine E-MTBs mit Vollfederung. Das Vall E+ der Frauenmarke Liv ist ein besonders kompaktes Modell, das sich für wirklich kleine Fahrer/innen anbietet. Die Größe XS hat eine Sitzrohrlänge von 365 Millimetern und soll Personen ab 152 cm passen. Dank solider Bereifung ist es für ein Hardtail recht geländegängig.

  Das Liv Vall E+ gibt's für 3399 Euro ab der Größe XS.Foto: Giant
Das Liv Vall E+ gibt's für 3399 Euro ab der Größe XS.
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