Viele Hersteller bieten Mountainbikes speziell für Frauen an. BIKE beleuchtet in diesem Artikel, inwieweit das Sinn ergibt. Die wichtigsten Unterschiede beziehen sich auf die Körpermaße und Körperproportionen, weil die Rahmengröße auf die individuellen Körpermaße abgestimmt sein sollte. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass Durchschnittsgrößen etwas anderes sind als individuelle Körpermaße. Frauen sind im Durchschnitt kleiner als Männer.
Auch das Verhältnis von Rumpf- zu Innenbeinlänge ist im Durchschnitt bei Frauen und Männern nicht gleich, aber die individuellen Abweichungen innerhalb der Geschlechter können immer größer sein als die Abweichung zum Durchschnitt auch des anderen Geschlechts. Darüber hinaus gibt es noch weitere körperliche Merkmale wie den Sitzknochenabstand oder die Schulterbreite, die bei der Dimensionierung einzelner Komponenten des Bikes eine Rolle spielen können, aber nicht müssen. Demnach geht es nicht so sehr darum, ein geschlechtsspezifisches Mountainbike für Frauen zu finden, sondern ein passendes Mountainbike.
Größe und Geometrie des Rahmens müssen zu Ihnen passen. Egal ob Frau oder Mann, wenn Sie sich auf den Webseiten der Hersteller umschauen und die dort platzierten Bike-Finder-Tools nutzen, dann werden Sie in der Regel nach individuellen Körperdaten gefragt. Manchmal nur nach der Innenbeinlänge, manchmal nach deutlich mehr Daten. Beim Kauf eines Mountainbikes müssen Sie auch berücksichtigen, dass die Sitzposition mit der jeweiligen Ausführung variiert. Auf einem Freeride Bike sitzen Sie beispielsweise nicht so aufrecht wie auf einem Trailbike. Die Abstimmung zwischen Lenkerposition, Rahmenhöhe und -länge hat also nicht nur etwas mit Ihren Körpermaßen zu tun, sondern auch mit dem Einsatzzweck. Wenn Hersteller spezielle Damen-MTBs anbieten, dann sind diese in der Regel auf kleinere Personen ausgerichtet und weisen zwei typische Merkmale auf, die sie von Unisex Bikes unterscheiden:
Wenn Sie von “durchschnittlichen” Frauen und Männern ausgehen, dann lohnt ein spezieller Blick auf Mountainbike-Sattel, Lenker und mit Abstrichen auch auf die Bremsen sowie die Federung. Es muss jedoch immer wieder die Individualität hervorgehoben und betont werden. Jeder Mensch ist anders gebaut und bringt eine andere Konstitution mit. Bei den folgenden Betrachtungen weist BIKE zudem darauf hin, dass Komponenten auch zugekauft werden können. Ein Unisex-Mountainbike mit passendem Rahmen kann immer auch auf diverse anatomische Besonderheiten hin nachgerüstet werden.
Im Beckenbereich sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede signifikant. Frauen verfügen typischerweise über einen breiteren Sitzknochenabstand. Dies führt dazu, dass das Schambein etwas tiefer liegt als bei Männern. Es ist daher plausibel, dass der Sattel von Mountainbikes in dieser Hinsicht auf Frauen angepasst sein sollte, weil das Sitzgefühl besonders bei längeren Fahrten extrem leiden kann und der Fahrspaß nicht mehr gegeben ist. Beim Sattel gibt es spezifische Damenvarianten, die sich an der durchschnittlichen weiblichen Anatomie orientieren und eine bessere Ergonomie liefern. Mit diesen Produkten wird Druck vom Sitzbereich genommen. Um den Fahrkomfort noch weiter zu steigern, kann auch eine entsprechend gepolsterte Radhose helfen. Auch diese gibt es spezifisch für Frauen.
Frauen haben im Schnitt schmalere Schultern und kleinere Hände als Männer. Daher ist die Griffdistanz beim Mountainbike-Lenker etwas, worauf Frauen besonders schauen sollten, damit bei längeren Touren die Schultern nicht schmerzen. Eine kürzere Lenkstange und ein entsprechend kürzerer Vorbau können die Sitzposition nochmals in Richtung einer aufrechteren Haltung optimieren. Dies ergibt Sinn, wenn es sich nicht um die ultrasportlichen Mountainbike-Varianten handelt. Bei Cross-Country Bikes etwa ist ohnnehin eine flachere Haltung erwünscht. Nicht vergessen werden sollte auch der Umfang der Griffe. Bei kleinen Händen sollte dieser dünn genug sein, damit die Hände genügend Halt haben.
Der geschlechtsspezifische Faktor ist hier das durchschnittlich geringere Körpergewicht von Frauen. Damit sinken die Anforderungen an die Bremsleistung, besonders wenn es sich um Downhill-orientierte Mountainbikes handelt. Aber wie gesagt, es kann auch großgewachsene und schwere Frauen geben, die normal ausgelegte Mountainbike-Bremsen brauchen.
Die Muskelmasse ist bei Frauen weniger stark ausgeprägt als bei Männern. Der Stützapparat kann Erschütterungen also etwas weniger gut abfangen. Daher bevorzugen Frauen Mountainbikes mit einer besseren Federung. Das heißt also, lieber vollgefedert als Hardtail. Und wenn der Hinterbau doch nicht gefedert sein soll, dann sollte wenigstens darauf geachtet werden, dass es eine Verstellmöglichkeit für die Federwege an der Federgabel gibt. So kann bei jedem Typ von Mountainbike der Fahrkomfort für Frauen erhöht werden.
Sie werden es schon bemerkt haben, auch die Betrachtungen zu Bremsen und Federung sind nicht wirklich geschlechtsspezifisch, sondern eher größen- beziehungsweise konstitutionsspezifisch. So ist es bei Laufrädern nicht unüblich, dass Frauen, weil sie im Schnitt kleiner sind, mit 27,5-Zoll-Laufrädern unterwegs sind. Es spricht jedoch nichts Grundlegendes dagegen, auch 29-Zoll-Laufräder zu nutzen, die darüber hinaus etwas effizienter sind. Beim Antriebssystem oder bei der Reifenbreite sind ebenfalls individuelle Kraftverhältnisse beziehungsweise persönliche Vorlieben entscheidend für die Wahl des Übersetzungsverhältnisses, der Bandbreite oder des Reifentyps.
Wenn Sie mit Blick auf Körperbau und Anatomie einer durchschnittlichen oder einer kleinen Frau entsprechen, dann sind Frauen-Mountainbikes durchaus von Vorteil. Fahrkomfort, Sitzkomfort, Lenkkomfort und das restliche Handling des Bikes sind für Sie optimiert. Je mehr sie körperlich allerdings vom anatomischen Durchschnitt abweichen, desto eher sollten Sie sich bei Unisex-MTBs umschauen, wenn Sie nach einem neuen Mountainbike suchen.
Mountainbikes für Frauen oder auch für kleinere männliche Fahrer haben sich mittlerweile zwar etabliert, aber die Angebotsbreite lässt noch ein wenig zu wünschen übrig. Einige der bekanntesten Hersteller bieten folgende Frauen-Mountainbike-Modellen an:
BIKE stellt regelmäßig neuere Modelle vor und testet sie in der Praxis. Die Ergebnisse finden Sie in ausführlichen Testberichten. Im Bereich der E-MTBs sind kleinere Modelle auch noch rar gesät. Von Merida gibt es beispielsweise das eOne-sixty 8000, das BIKE bereits einem Praxistest unterzogen hat.
Wenn Sie eher der körperlichen Norm entsprechen oder sogar kleiner als eine durchschnittliche Frau gewachsen sind, dann informieren Sie sich am besten direkt über Damen-MTBs. Wenn Sie eine größer gewachsene Fahrerin sind oder in anderen Punkten vom Durchschnitt abweichen, dann sollten Sie eher über ein Unisex-MTB nachdenken. Ziehen Sie beispielsweise auch in Betracht, sich Ihr Mountainbike individuell zusammenzustellen. Der wichtigste Schritt besteht in der Auswahl des passenden Rahmens. Für die passende Sitzposition sollten Sie ein Bike-Fitting machen. Komponenten wie Sattel oder Lenker, die dann nicht Ihren Bedürfnissen entsprechen, können Sie passend nachrüsten.