Peter Nilges
· 06.03.2023
Das SB150 konnte in der Enduro World Series, aber auch in unseren Tests, große Erfolge einfahren. Ein Zentimeter mehr Hub und Detailverbesserungen bringen den Nachfolger SB160 nun zur Perfektion. Wir haben das Yeti SB160 T1 getestet.
Beinahe 40 Jahre hat die US-Kultmarke Yeti Bikes schon auf dem Kerbholz. Dabei ist nicht nur das türkise Gewand, sondern auch die enge Verwurzelung mit dem Rennsport legendär. Damals wie heute gilt: Ein Yeti wird nicht (nur) gebaut, um gut auszusehen. Nein, ein Yeti ist dazu da, um Rennen zu gewinnen. Was Fahrer wie John Tomac oder Juli Furtado einst begannen, führen Profis wie Richie Rude heute in der Enduro World Series fort. Doch die EWS-Titel, die Rude einfuhr, waren nicht die einzigen Erfolge des SB150. Auch in unseren BIKE-Tests erzielte das Yeti SB150 Besturteile. Ein Race-Enduro vom Feinsten und souverän in jeder Lebenslage – so blieb uns der Kandidat aus Colorado in Erinnerung. Das wirft die Frage auf: Wie viel Veränderung ist überhaupt nötig, um die Erfolgsgeschichte auch mit dem Nachfolger weiterzuschreiben? Nicht viel.
Dass die Yeti Bikes-Ingenieure den Hub am Heck von 150 auf 160 Millimeter aufgestockt haben, verrät bereits der Modellname. Zudem entspannt sich der Lenkwinkel minimal und misst nun satte 64 Grad. Auch Reach und Sitzwinkel wurden etwas modernisiert, bleiben aber fern von Extremen. Herzstück der Neuauflage bleibt der patentierte Switch-Infinity-Hinterbau. Zur Erinnerung: Der Hauptdrehpunkt klemmt an zwei Kolben, die sich beim Einfedern wenige Millimeter nach oben und unten bewegen. Auch wenn die Rahmenkostruktion auf den ersten Blick an einen gewöhnlichen Eingelenker erinnert, macht dieses System aus dem Yeti SB160 ein Enduro mit virtuellem Drehpunkt. Dieser verändert mit dem Einfedern seine Position, und die Ingenieure können die Anti-Squat- und Anti-Rise-Werte für einzelne Federwegsbereiche optimieren.
Dass sich das Edel-Enduro von Yeti auf dem Papier nur im Detail von seinem Vorgänger unterscheidet, bestätigt auch der Praxistest. Was den Vortrieb angeht, zählt unser Test-Bike Yeti SB160 T1 weiterhin zu den effizientesten Enduro-Mountainbikes am Markt. Dank der Switch-Infinity-Technologie strafft sich das Fahrwerk im ersten Drittel des Federwegs von alleine. Selbst im Wiegetritt bleibt das Heck für ein Bike dieser Federwegsklasse angenehm ruhig. Die Sitzposition fällt erwartungsgemäß sportlich aus. Der lange Reach sorgt für eine angenehme Streckung. Beim Klettern verlagert der steile Sitzwinkel viel Gewicht über das Vorderrad. Zusammen mit der tiefen Front (niedriger Stack, kurzes Steuerrohr) behält man so auch in kniffligen Anstiegen sehr gut die Kontrolle.
Doch das war’s noch lange nicht. Bergab kommen die Vorzüge des Yeti SB160 erst so richtig zur Geltung. Auch wenn viele Enduros heckseitig mittlerweile sogar 170 Millimeter Federweg bereitstellen, bietet das SB160 ein erstklassiges Schluckvermögen. Denn nach dem ersten Drittel des Federwegs fällt der Anti-Squat-Wert rapide ab. Damit arbeitet der Hinterbau sehr aktiv und gibt großzügig Federweg frei. Dennoch ist es schwer in Worte zu fassen, was die Fahrwerks-Charakteristik des SB160 so besonders macht.
Man hat das Gefühl, als würde einem beim Yeti SB160 nie der Federweg ausgehen.
Das ist Fluch und Segen zugleich: Denn auf der einen Seite fährt sich das Yeti-Bike so auch in rauen Highspeed-Passagen extrem stabil – so wie es sich für ein Race-Enduro eben gehört – auf der anderen Seite verliert man dadurch aber auch etwas Agilität. Manuals oder Spielereien auf dem Trail verlangen deshalb nach einer Extraportion Körpereinsatz. Aber Schwamm drüber: Die lange Race-Geometrie verleitet ohnehin mehr zu rasanten Geschwindigkeiten als zum Tricksen.
Schwächen besitzt das Yeti SB160 kaum. Nur beim Rahmengewicht haben die Entwickler gegenüber dem Vorgänger 200 Gramm draufgepackt. Zudem fiel die Wahl der Komponenten beim SB150 trotz des geringeren Preises hochwertiger aus. Ansonsten entpuppt sich das SB160 als gelungene Weiterentwicklung, die dem Ruf der US-Kultmarke auch nach fast 40 Jahren noch immer gerecht wird – und das Testergebnis passt auch noch.
Im Vergleich zum Vorgänger SB150 hat das neue Yeti SB160 nur einen detaillierten Feinschliff bekommen. Zum Glück, denn damit bleibt das Yeti eines der fähigsten Enduros überhaupt. - Peter Nilges, BIKE-Testleiter
Herstellerangaben
Messwerte
Ausstattung
Bewertung
GESAMT BERGAUF 51,5 VON 80
GESAMT BERGAB 128,3 VON 140
*Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–170 P.), gut (169,75–140 P.), befriedigend (139,75–100 P.), mit Schwächen, ungenügend. ²Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.
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