Max Fuchs
· 17.11.2020
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Viel Federweg und wenig Gewicht: Mit dem jüngsten Wurf erweitert Santa Cruz seine E-MTB-Sortiment um ein rassiges Enduro. Vorhang auf für das Bullit!
„Shit – das wird schief gehen!“, rast es mir durch den Kopf. Meine Nebennieren fluten die Blutbahn mit einem Schwall an Adrenalin und versetzen meinen Körper in höchste Alarmbereitschaft. Bruchteile einer Sekunde zuvor schleuderte mich ein Absprung viel zu weit auf das monströse Steinfeld im Trailverlauf zu. Jetzt bereitet sich jede Muskelfaser auf das unsanfte Zusammentreffen mit einem der kindskopfgroßen Gesteinsbrocken vor. Doch dann passiert es: Nichts! Denn die Findlinge verpuffen regelrecht im 170-Millimeter-Fahrwerk des brandneuen Santa Cruz Bullit*. Im gleichen Atemzug ist auch meine Angst vor dem Einschlag im Geröll verschwunden. Schnell steht fest: Mit diesem Schluckvermögen wird sich der kalifornische Neuling ganz oben in der Riege der potenten E-Enduros einreihen.
Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass Santa Cruz sein Portfolio erstmals um ein E-Mountainbike erweiterte. Damals überraschte uns das Heckler mit einem angenehm direkten und poppigen Handling. Und auch die 2021er-Neuauflage des Heckler hat trotz dem großen 29er-Vorderrad sein agiles Talent nicht verloren. Trotzdem, wirklich potent und abfahrtsorientiert ist keins der beiden Modelle. Schnell kam die Frage auf, wie lange es noch dauern würde bis die Kalifornier mit einem echten Abfahrtsboliden um die Ecke kommen, der auch dem Gravity-Flair der Marke entspricht. Heute hat die Kultmarke aus Kalifornien mit dem Bullit die passende Antwort parat. Denn die 170 Millimeter Hub an Heck und Front, eine Fox Factory-Gabel auf dicken 38er-Standrohren und der MX-Laufradmix aus 29 Zoll an der Front und 27,5er-Laufrädern am Hinterrad sprechen für sich. Doch nicht nur die Ausstattung beeindruckt. Trotz massiver Komponenten und 630er-Wechsel-Akku landet das Top-Modell bei gerade einmal 22,15 Kilo. Für ein rassiges E-Enduro eine echte Kampfansage!
Um den Neuling in Richtung 22-Kilo-Marke zu trimmen, unterzieht die Edel-Schmiede das Bullit einer konsequenten Diät. Wirklich ausschlaggebend für das geringe Gewicht sind neben dem edlen Vollcarbonrahmen nicht zuletzt die hauseigenen Reserve-Laufräder. Aber auch der neue Shimano-Motor spart über 300 Gramm gegenüber der Konkurrenz mit Motoren von Bosch oder Brose. Wer genauer hinsieht, merkt auch, dass die Produktmanager trotz akribischem Blick auf die Waage, die Funktion nicht aus dem Auge verloren haben. So packt beispielsweise die bissige Sram Code-Bremsanlage auf großen 220er-Rotoren zu. Und auch bei der Maxxis-Reifenkombi mit pannensicherer Double-Down-Karkasse, genießen Funktion und Haltbarkeit einen höheren Stellenwert als das Gewicht.
Zur Antriebsunterstützung steckt im Vollcarbonrahmen der Shimano EP8. In der höchsten Unterstützungsstufe schiebt der Motor mit satten 85 Newtonmeter über den Trail. Beim Energieträger setzen die Entwickler auf einen Shimano-Akku mit 630 Wattstunden. Auch wenn der Markt mittlerweile reihenweise E-Mountainbikes mit Akkus jenseits der 700 Wh offeriert, hält das Bullit im Vergleich zu den Heckler-Modellen mit nur 500 Wattstunden deutlich länger durch.
Neben der Ausstattung geben auch die Geometriedaten eine klare Richtung vor: Bergab! Demnach misst der Lenkwinkel extrem flache 63,5 Grad und der Reach beträgt 470 Millimeter in Größe L. Länger und flacher als der kleine Bruder. Der steile Sitzwinkel macht sich durch eine kompakte Sitzposition und tolle Klettereigenschaften bemerkbar. Die Kettenstreben fallen mit 449 Millimeter moderat aus. Lang genug, um auch steile Rampen zu erklimmen, ohne aktiv gegen das steigende Vorderrad ankämpfen zu müssen. Aber eben auch kurz genug, um nicht den kompletten Spieltrieb der Steigfähigkeit oder der Laufruhe zu opfern. Ganz im Gegenteil! Für ein derart abfahrtsorientiertes E-Mountainbike lässt sich das Bullit erstaunlich leichtfüßig über verwinkelte Trails manövrieren. Die Kalifornier bieten das Bullit in den Rahmengrößen M, L, XL und XXL an. Extrem kleine Piloten gehen hier leider leer aus.
Santa Cruz bietet das Bullit in vier Modellen zwischen 7699 Euro 11699 Euro an. Wobei im Einstiegsmodell (Bullit R) lediglich ein alter Shimano E7000-Motor steckt. Gepaart mit der zweitklassigen Ausstattung fällt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis extrem schwach aus. Die teureren Varianten setzen allesamt auf Shimano EP8-Antrieb. Wer sich den vollen Bullit-Genuss inklusive Carbon-Laufrädern, Fox Factory-Fahrwerk und Sram X01-Schaltung leisten möchte möchte, muss 11699 Euro hinblättern. Zwischen den beiden Extremen gliedern sich die Modelle Bullit S (9099 Euro) und Bullit XT (9699 Euro) ein. Bei der Farbgebung stellt Santa Cruz zwei Optionen zur Wahl: Flieder (Gloss Lavender) oder Bronze (Matte Copper).