Tim Folchert
· 25.06.2021
High-Pivot-Hinterbaudesign, 170 Millimeter Federweg an Front und Heck und ein extrem flacher Lenkwinkel sollen radikale Enduro-Einsätze mitmachen. Norco baut sein Range ganz neu auf.
Norco wuchs mit der Freeride-Bewegung der 90er-Jahre auf. Bis heute steht das Shredden an erster Stelle. Doch auch in der EWS mischen die Kanadier kräftig mit. Das Range ist das Arbeitsgerät des Norco-Werksteams. Für 2022 wurde das Enduro-Bike komplett neu entwickelt. Rahmen, Hinterbau, Kinematik. Nichts blieb, wie es war. Lediglich den Namen teilt sich die Neuentwicklung mit dem Vorgänger.
Dafür hat Norco für das Range einen komplett neuen Hinterbau erschaffen. High-Pivot heißt das Zauberwort. Der nach oben gewanderte, virtuelle Drehpunkt sorgt dafür, dass sich das Hinterrad beim Einfedern nicht, wie bei niedrigem Drehpunkt, in Richtung Hauptrahmen bewegt. Im Gegenteil: Das Hinterrad im Norco soll beim Einfedern nach hinten ausweichen. So bleibt das Hinterrad beim Überrollen von Steinen oder Wurzeln weniger an den Hindernissen hängen und kann einfacher ausweichen. So soll noch mehr Ruhe ins Heck kommen. Doch wozu die zusätzliche Umlenkung der Kette? Das liegt am Pedalrückschlag. Da der Abstand zwischen Tretlager und Hinterradachse beim Einfedern in der Regel größer wird, spannt sich die Kette. Das ist nicht nur unangenehm für den Fahrer, sondern hindert den Hinterbau auch daran, die Schläge aufzunehmen. Durch die Umlenkrolle am Drehpunkt wird die Kette vom Hinterbau entkoppelt und verhindert den unangenehmen Pedalrückschlag.
High-Pivot-Hinterbauten sind im Trend. Ob kleine Manufakturen wie Kavenz, Actofive und Forbidden oder Big Player wie Trek und Cannondale setzen auf die Vorteile der hohen Drehpunkte. Die neueste Version des Enduro-Klassikers Cannondale Jekyll geht einen ähnlichen Weg. Ein hoher Drehpunkt und ein versteckter Dämpfer lässt es im gleichen Revier wildern wie das Norco Range. Doch anders als am Jekyll gibt es am Range keine Geometrieverstellung oder Flipchips. Die Norco-Ingenieure wollen nämlich das großhubige Enduro perfekt abgestimmt haben, so dass Flipchips überflüssig seien.
Um die optimale Performance aus dem Hinterbau herauszuholen, ist in dem Carbon-Rahmen ein angepasster Fox DHX2-Stahlfederdämpfer verbaut. Jede Modellvariante wird mit dem DHX2 Factory ausgestattet. Ab Herbst 2021 soll das Norco Range zu den Händlern kommen und in der Topversion C1 mit Fox-Factory-Ausstattung und Sram X01-Schaltgruppe 9999 Euro kosten. Die C2 Version mit ZEB Ultimate-Gabel und GX-Schaltgruppe wird für 7499 Euro zu haben sein. Als günstigste Version, für 6199 Euro, gibt es das Range C3 mit ZEB Charger-Federgabel und Shimanos SLX-Schaltgruppe. Wer sich das Range selbst aufbauen möchte, kann das Rahmenset für 3799 Euro ordern.