Adrian Kaether
· 20.06.2021
Zügig bergauf und trotzdem spielerisch bergab. Minimal-Assist-Bikes haben das Zeug zum perfekten Enduro. Geht die Rechnung bei Specialized und Rotwild auf?
Sind Minimal-Assist-Bikes die perfekten Enduros? EMTB-Tester Christian Schleker würde sofort zustimmen. Er hat die beiden Leicht-Enduros Specialized Kenevo SL Expert (9499 Euro)* und Rotwild R.E375 Pro (8999 Euro)* in Ausgabe EMTB 3/2021 gegeneinander antreten lassen.
Denn beim Handling kommen beide Bikes dem Enduro ohne Motor unglaublich nahe und können den Nachteil auf der Waage bergab sogar zu einem Vorteil in Sachen Laufruhe ummünzen. Und bergauf geht's dank Motor immerhin mit leichtem Rückenwind. Das bedeutet im Vergleich zum motorlosen Enduro: mehr Abfahrten in gleicher Zeit.
Aber würde ein klassisches E-Enduro nicht von allem noch mehr bieten? Mehr Geschwindigkeit bergauf, ein noch satteres Fahrgefühl bergab? Vielleicht. Doch für die meisten Enduro-Piloten, egal ob mit oder ohne E, steht Handling auf der Prioritätenliste ganz oben – noch vor Motorleistung, Laufruhe und Reichhöhe. Und in der Kategorie Handling sind Minimal-Assist-Bikes kaum zu schlagen.
Aber selbst für Handling-Freaks sollte zumindest eine längere Tour mit dem Akku schon drin sein. Hier, bei der Reichhöhe, bringt unser Test Erstaunliches zu Tage. Bezogen auf reine Höhenmeter ziehen beide Bikes trotz kleiner Akkus selbst der Konkurrenz mit ausgewachsenen Akkus und Motoren davon. Rund 2000 Höhenmeter schafften die Bikes in unserem Praxis-Test –und liegen damit deutlich über den Reichhöhen-Werten klassischer E-MTBs.
Allerdings: Die Werte sind kaum vergleichbar. Während wir klassische E-MTBs für möglichst vergleichbare Bedingungen im Vollgas-Modus testen, limitierten wir die Minimal-Assist-Bikes auf Minimal-Assist-typische, geringe Unterstützung die eher noch unter dem Eco-Modus klassischer E-MTBs liegt. Die 2000 Höhenmeter erklettern Specialized und Rotwild daher nur bei geringem Tempo, wodurch auch der Fahrer einen großen Anteil der Arbeit leistet.
Im Umkehrschluss heißt das: Wer wollte, könnte auch mit einem klassischen E-Enduro mit dickem Akku im Eco-Modus die Testrunde hinaufkriechen und würde wohl noch mehr Höhenmeter dabei fressen, als es die Minimal-Assist-Bikes vermögen.
Ob Minimal-Assist-Bikes die perfekten Enduros sind, ist also nicht nur eine Frage der Perspektive sondern auch des Willens des Fahrers, selbst kräftig in die Pedale zu treten. Wer spielerisches Handling hoch priorisiert, gern sportlich in die Pedale tritt und für ein mögliches Mehr an Abfahren die Motorunterstützung bergauf will, findet mit Bikes wie dem Specialized Kenevo SL und dem Rotwild R.E375 auf jeden Fall seine Alternative zum Bike ohne Motor. Leider auch zu einem deutlich höheren Preis.
Fans klassischer E-MTBs, die sich am trägeren Handling nicht stören, bekommen aber mit einem normalen E-Enduro noch mehr Leistung und noch mehr Laufruhe, oftmals sogar zu einem im Vergleich mit den exklusiven Minimal-Assist-Bikes deutlich attraktiveren Preis.
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