Laurin Lehner
· 26.05.2023
Das YT Capra 29 Core 1 durfte als Schnäppchen-Enduro im Test der teuren Edel-Enduros mitfahren. Wie schlägt sich das Einsteiger-Bike für weniger als 2700 Euro? Ist das Geld gut angelegt?
Das YT Capra 29 Core 1 ist nicht neu, sondern läuft bereits im dritten Modelljahr. Wir konnten es dennoch nicht lassen, das Capra in der Einsteigervariante für 2699 Euro ins Testfeld zu schmuggeln. Mit dem Schnäppchen-Enduro wollten wir die Luxusklasse torpedieren und herausfinden, wie der Preisbrecher mit der günstigen Ausstattung z. B. gegen das abschneiden würde – . Kann’s mithalten, oder erlebt die Ziege ein Fiasko?
Das Capra besitzt einen Alu-Rahmen mit günstigem Rockshox-Fahrwerk und den Einsteigerbremsen Sram DB8. Die Geometrie des Capra trifft grob die Durchschnittswerte des Testfelds und liefert damit einen guten Mix aus Laufruhe und Wendigkeit. Auf dem Datenblatt entdecken wir keine Extreme, lediglich der Reach-Wert (458 mm) fällt recht knapp aus für einen L-Rahmen. Auf dem Trail fühlten wir uns auf dem Capra gleich wohl. Geht’s nach unten, fällt das üppige Gewicht (17,3 kg!) kaum auf.
Ernüchterung gab’s im Gerümpel. Der Mix aus Gefälle, Highspeed und Felsbrocken schmeckte dem Capra nicht; es bockte. Und schon wollten wir sagen: „War ja klar!“ Doch: „Moment mal!“ – auch hier ließen wir Luft ab und tunten das Fahrwerk weicher als empfohlen – und schon gab’s mehr Komfort. Noch immer spürten wir aber einen deutlichen Unterschied zu den teureren Abfahrtsspezialisten im Test der Edel-Enduros 2023 wie das Bold Unplugged Ultimate – für dessen Preis von 10.999 Euro man vier Capra Core 1 kaufen kann.
Trotzdem machte das günstige Capra auf unserem Downhill-Test-Trail eine Mordsgaudi, konnte mithalten und wurde eben nicht abgehängt. Im Uphill und auf flachen Trail-Passagen hemmt das Übergewicht – das war zu erwarten. Daran kann die fast wippfreie Kinematik auch nur wenig ändern; eine Plattformfunktion besitzt der Dämpfer nicht.
Das nur 2699 Euro teure YT Capra Core 1 hat für einen Aha-Effekt in unserem Test gesorgt. Zwar arbeitet das Fahrwerk nicht so fein verglichen mit der teuren Konkurrenz, doch lässt es viel Speed zu. Das Fahrverhalten ist up to date, obwohl die Geometrie ein bisschen angestaubt ist. Kurzum: Beim Capra ist das Geld sehr gut angelegt. – Peter Nilges, Testleiter BIKE Magazin
Einen ausführlichen Test gibt’s in FREERIDE 2/2023 (ab 17. Mai am Kiosk)
Wartungsfreundlichkeit: mittel
PLUS: Preis-Leistung; Geometrie; Fahrwerk; Flipchip
MINUS: Gesamtgewicht; Bremsen; wenige Einstellungen am Fahrwerk; schwere Laufräder; geringer Einsatzbereich
*Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung
¹BIKE-Messwerte
²mit Pedalen (350 g)
³ohne Dämpfer, ggf. mit Steckachse hinten
⁴mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.
Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt.