Laurin Lehner
· 23.05.2023
Premiere mit dem Prime Thunderflash: Zum ersten Mal testen wir ein Bike des neuen Direktversenders aus Polen. Über das Ergebnis sind wir sehr positiv überrascht. Testsieg mit 9,5 von 10 Punkten!
Das Prime Thunderflash ist der Underdog unter den Edel-Enduros. Das Label Prime aus Polen ist noch ganz jung. Umso gespannter waren wir auf deren Enduro. Das Thunderflash fällt sofort mit seiner schicken Optik auf. Kein Wunder: Beim Design hatte Unno-Gründer Cesar Rojo die Finger im Spiel; der Spanier ist bekannt für extravagante Formen. Neben dem hier getesteten Enduro hat Prime nur noch einen Downhiller im Programm. Das Thunderflash gibt es ausschließlich als Carbon-Version.
Drei Modelle stehen zur Auswahl (C: 7299, S: 7899 und R: 8499 Euro) und ein Rahmen-Kit (3499 Euro). Die Preise für die Bikes wurden inzwischen (Stand: 17.05.2023) allerdings um bis zu 1300 Euro gesenkt. Als Farbvariante gibt es neben dem Silberverlauf noch Blau-Schwarz. Die Ausstattung ist mit Öhlins-Fahrwerk und Sram X01-Eagle – unserem Enduro-Vergleich entsprechend – edel.
Neben den extravaganten Formen des Unno-Gründers Cesar Rojo begeisterte uns das Prime-Enduro mit seinem Fahrverhalten. Alle Tester fühlten sich auf dem Carbon-Flitzer auf Anhieb wohl. Das Prime Thunderflash besitzt einen langen Reach (478 mm) und lange Kettenstreben (444 mm). Daher erstaunt das recht agile Handling. Das Bike steuert sich mit seiner tiefen Front sehr direkt, will durch Turns pressen und sich über Erdwellen feuern. Super!
Doch am meisten sticht der Fahrkomfort raus: Das Öhlins-Fahrwerk flubbert über Fels und Stein, puffert alles weg und erzeugt viel Traktion. Das gibt dem Piloten jede Menge Sicherheit und das Signal: Bremsen auf, Gas geben! Dabei bleibt es selbst in gröbstem Holterdipolter sehr leise, wäre da nicht der surrende Freilauf der Industry-Nine-Naben.
Die Geometrie unterstützt die Souveränität des Fahrwerks und positioniert den Fahrer tief im Rahmen. Nur die zahmen G2-Bremsen von Sram passen nicht recht zum Speed-Potenzial des Prime. Dass das Thunderflash auf gewellten Trails mit engen Kurven etwas mehr Körpereinsatz erfordert, war zu erwarten. Beim Klettern wippt es etwas, lässt sich aber ausreichend beruhigen – die Dreistufenplattform könnte aber besser definiert sein.
Premiere gelungen: Das Thunderflash hat uns alle begeistert. Das potente Fahrwerk rollt einen Samtteppich vor dir aus und nimmt selbst fiesen Felsen-Trails ihren Schrecken. Es kommt ganz nah an den Abfahrtsexperten Bold heran. Auf zahmen Trail-Passagen gibt der Hinterbau genug Gegenhalt und liefert viel Popp. – Laurin Lehner, Redakteur FREERIDE
Einen ausführlichen Test gibt’s in FREERIDE 2/2023 (ab 17. Mai am Kiosk)
Wartungsfreundlichkeit: mittel
PLUS: Fahrwerk; Geometrie; Optik
MINUS: Nur drei Rahmengrößen; Bremsen
*Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung
¹BIKE-Messwerte
²mit Pedalen (350 g)
³ohne Dämpfer, ggf. mit Steckachse hinten
⁴mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.
Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt.