Laurin Lehner
· 25.05.2023
Das brandneue Giant Reign gewann den ersten Enduro-Worldcup des Jahres. Bringt das Bike auch uns auf Touren? Wir testen das Giant Reign Advenced Pro 1 für 6999 Euro.
Einen Sieg hat das 2023er-Reign bereits eingefahren. Luke Meier-Smith gewann damit im März den ersten UCI-Enduro-Worldcup in Australien – allerdings im Mullet-Aufbau. Wir haben das Giant Reign im 29-Zoll-Setup getestet.
Das Reign hat nach drei Jahren eine Frischzellenkur bekommen mit mehr Hub, längerem Reach und Dreistufen-Flipchip. Die Ausstattung ist zweckmäßig, ohne Blingbling. Der Lack glitzert zwar, dennoch wirkt die Optik eher schlicht.
Die Geometrie ist auf Abfahrt getrimmt, wie man es von so einer Enduro-Race-Maschine erwartet: lang, flach, tief. In zahmen Passagen wird’s daher etwas mühsam, das Giant durch den Trail zu beschleunigen – selbst mit seinen leichten Carbon-Laufrädern.
Bei engen Kurven macht sich der lange Radstand bemerkbar. Hier muss man mehr Kraft aufwenden, um das Bike in die Turns zu drücken, als bei anderen Edel-Enduros in unserem Test. Kippt die Strecke in die Fall-Linie, spielt die laufruhige Geometrie seine Stärke aus, doch das Fahrwerk arbeitete überraschend ruppig. Mit dem empfohlenen Luftdruck teilten Gabel und Dämpfer Schläge aus.
Also Luft raus! Nach einem Setup-Tuning klappte es schon wesentlich besser, zum Komfortwunder wurde das Giant aber nicht und musste die schluckfreudigen Konkurrenten Prime und Bold ziehen lassen. “Die Geo kann schneller als das Fahrwerk“, brachte es Tester Max auf den Punkt.
In zahmerem Terrain wirkt das Giant übermotorisiert und etwas träge. Auch die langen Kettenstreben verlangen beim Rumtricksen Kraft. Im Uphill wippt der Maestro-Hinterbau spürbar, die Plattform beruhigt nur mäßig. Kleine Tester monierten, dass man den Sattel nicht tief genug im Sattelrohr versenken kann.
Das Reign haben wir als Abfahrtsexperten und Bügeleisen in Erinnerung. Das 2023er-Modell besitzt zwar eine erstklassige Geometrie für Racer, doch das Fahrwerk in unserem Testmodell schöpfte dieses Abfahrtspotenzial nicht voll aus. Bei Vollgas in ruppigem Gelände fehlte uns der Komfort. – Peter Nilges, Testleiter BIKE
Wartungsfreundlichkeit: schwach
PLUS: Race-Geometrie; Bremsen; Carbon-Laufräder
MINUS: Fahrwerk; Sattel lässt sich nicht weit genug absenken
¹BIKE-Messwerte
²mit Pedalen (350 g)
³ohne Dämpfer, ggf. mit Steckachse hinten
⁴mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.
Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt.