Stefan Loibl
· 31.03.2019
Enduro-MTBs stehen nach wie vor hoch im Kurs. Felt präsentiert den Nachfolger des erfolgreichen Compulsion – mit Vollcarbon-Rahmen, Equilink-Hinterbau und 170-mm-Gabel.
Bereits im Jahr 2014 präsentierte Felt die letzte Evolutionsstufe des Compulsion. Das Alu-All-Mountain rollte damals mit 160/150 mm Hub durchs Gelände und war bereits mit dem Equilink-Hinterbausystem ausgestattet. Für die Saison 2018 haben die Amerikaner, die mittlerweile zur Rossignol-Gruppe gehören, den Nachfolger präsentiert. Erstmals mit Carbon-Rahmen, 2,6 Zoll breiten Reifen im 27,5-Zoll-Maß und satt Federweg hat Felt das Compulsion zum Super-Enduro gepimpt.
Im neuen Vollcarbon-Rahmen – Hauptrahmen, Hinterbau, Wippe und Equilink-Steg bestehen aus Kohlefaser – kann man Federgabeln mit 170 Millimeter Hub fahren, der Hinterbau gibt 165 mm Federweg frei. Am Hinterbausystem seines Viergelenkers mit virtuellem Drehpunkt – dem Equilink – hält Felt fest. Neu ist, dass der Equilink-Verbindungssteg, wie die Wippe, aus Carbon gefertigt ist. Zudem wurden Lager und Buchsen überarbeitet, damit das System nicht mehr so wartungsanfällig ist. Bei ersten Testfahrten am Monte Zugna oberhalb von Rovereto konnte das Fahrwerk überzeugen. Die Antriebseinflüsse, die man beim Klettern am alten Compulsion spürte, hat Felt in den Griff bekommen. Im Sitzen bleibt der Hinterbau unauffällig, das leichte Pumpen im Wiegetritt lässt sich mit einem Dreh am Druckstufenhebel abstellen. Bei der Geometrie orientiert sich das 13,8-kg-Bike stark am Alu-Vorgänger, das bergab seine Stärken hatte. Trotzdem hat das neue Compulsion längere Kettenstreben, einen flacheren Lenkwinkel, einen längeren Reach und einen steileren Sitzwinkel. Wie beim Schwestermodell Decree lassen sich über einen Flipchip in der Wippe Winkel (+/– 0,4 Grad) und Tretlagerhöhe (+/– 5 mm) verstellen. Neu ist dabei die Mittelstellung des Chips: So hat man drei Positionen, die man einstellen kann. Ausstattung und Reifenwahl sind zweckmäßig und passen zum Einsatzgebiet.
Preis (Rahmenpreis) 5.999 Euro (2.999 Euro)
Gewicht 13,8 Kilo (Vollcarbon-Rahmen (Rahmengewicht 3,21 kg inkl. Dämpfer)
Erhältlich im Fachhandel
Federweg vorne / hinten 170/165 mm Federweg
Material / Größen Carbon / 16 / 17/ 18,5 (47 cm) / 20 Zoll
Gabel / Dämpfer Fox 36 Performance Elite / Fox Float X2 Tr.
Kurbeln / Schaltung Sram Descendant 7K Eagle / Sr. GX Eagle
Übersetzung / Lenkerbreite 34; 10–50 / 800 mm
Bremsanlage / Disc Sram Guide RS / 180 mm / 180 mm
Teleskopstütze Kindshock LEV Integra 150 mm
Laufräder Race Face Aeffect R-Systemlaufräder; Maxxis Minion DHF Exo 27,5x2,6"-Reifen
Reach / Stack / BB-Offset 455 mm / 615 mm / 10 mm
• Flipchip mit drei Einstelloptionen
• zwei Modelle: Compulsion 1 für 5999 Euro, Compulsion 2 für 3999 Euro
• Boost, metrisches Dämpfermaß, Trunnion-Aufnahme
• vier Rahmengrößen
• Igus-Lager und überarbeitetes Equilink-System
DER ERSTE TEST
"Das Felt Compulsion 10 ist eine erstklassige Fahrmaschine für schweres Terrain, das ideale Gardasee-Bike." Dieses Fazit stammt aus dem Jahr 2015 (Bild rechts), damals wilderte das All Mountain mit 160-mm-Gabel im Enduro-Segment. Pünktlich zum BIKE-Festival am Gardasee haben die Amerikaner, die mittlerweile zur Rossignol-Gruppe gehören, den Nachfolger präsentiert: mit Vollcarbon-Rahmen, 2,6 Zoll breiten Reifen im 27,5-Zoll-Maß und satt Federweg. Mit einer 170er-Fox36 und 165 mm am Heck muss sich das Compulsion nun in der Klasse der Super Enduros messen. Am Hinterbausystem seines Viergelenkers mit virtuellem Drehpunkt – dem Equilink – hält Felt fest.
Neu ist, dass der Equilink-Verbindungssteg, wie die Wippe, aus Carbon gefertigt ist. Zudem wurden Lager und Buchsen überarbeitet, damit das System nicht mehr so wartungsanfällig ist. Bei ersten Testfahrten am Monte Zugna oberhalb von Rovereto konnte das Fahrwerk überzeugen. Der Hinterbau spricht gut an, der Federweg lässt sich mit 25 Prozent Sag komplett nutzen, und am Ende des Hubs bietet der Fox-X2-Dämpfer genug Endprogression. Auch die Antriebseinflüsse, die man beim Klettern am alten Compulsion spürte, hat Felt in den Griff bekommen. Im Sitzen bleibt der Hinterbau unauffällig, das leichte Pumpen im Wiegetritt lässt sich mit einem Dreh am Druckstufenhebel abstellen.
Doch was hat das Compulsion noch mit dem Vorgänger-Bike gemeinsam? Das überzeugende Fahrverhalten bergab: spurstabil, wenn es ordentlich rumpelt und verspielt, wenn sich der Trail unschlüssig durchs Gelände windet. Das ist nicht verwunderlich, denn bei der Geometrie orientiert sich das 13,8-kg-Bike stark am Alu-Vorgänger. Wie beim Schwestermodell Decree lassen sich über einen Flipchip in der Wippe Winkel (+/– 0,4 Grad) und Tretlagerhöhe (+/– 5 mm) verstellen. Ausstattung und Reifenwahl sind zweckmäßig und passen zum Einsatzgebiet, nur vorne dürfte sich eine größere Bremsscheibe drehen.
750 Gramm schwerer und 2000 Euro teurer – doch der Vergleich hinkt. Denn das Carbon-Compulsion mit seiner gelungenen Sitzposition klettert effizient, ist deutlich potenter bergab und wertiger ausgestattet.
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