Ludwig Döhl
· 20.12.2017
Cannondales Jekyll war seit dem ersten Modell im Jahr 2000 immer ein herausragendes Bike, und da macht auch der neueste Zögling der Amerikaner keine Ausnahme.
Mit knapp 170 Millimetern Federweg an Front und Heck vernichtete die Neuentwicklung gierig jeden Höhenmeter vom Pic Blanc bis nach Allemont. In den rauen Geröllfeldern im oberen Teil der Strecke machte sich aber nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Federwegs positiv bemerkbar. Als einziger Hersteller verbaut Cannondale die Fox 36 mit separat einstellbarer High- und Lowspeed-Druckstufe. Wer sich die Zeit für ein Setup nimmt, wird mit der potentesten Gabel im Testfeld belohnt. Für die kurzen Gegenanstiege im Mittelteil der Rennstrecke betätigten wir per Lenkerfernbedienung das Gemini-System am Dämpfer. Der Gemini-Effekt ist deutlich geringer als der von Canyons Shapeshifter, bleibt aber spürbar. Denn mit verkürztem, strafferem Federweg und etwas weniger Sag gibt sich das Jekyll auch bergauf keine Blöße. Aber das Ass zieht Dr. Jekyll erst im unteren Teil der Rennstrecke aus dem Ärmel. Mit einem flachen Lenkwinkel, super kurzen Kettenstreben und langem Reach setzt Cannondale den aktuellen Geometrie-Trend am konsequentesten um. Trotz langem Radstand wieselt das Jekyll flink durch enge Kurven, ohne dabei nervös zu wirken. Spielerisch gibt sich das Bike jedem Richtungswechsel hin. Der gerade mal
40 Millimeter lange Vorbau unterstreicht das direkte Handling. Das Zusammenspiel aus potentem Fahrwerk und gelungener Geometrie macht das Jekyll zu unserem Testsieger. Für den Hardcore-Einsatz im Bikepark würden wir jedoch Felgen aus Aluminium anstelle von Carbon bevorzugen.
Georg Andres, BIKE-Testfahrer: Die 170 Millimeter Federweg verleihen dem Jekyll bergab mehr Reserven als die Konkurrenz. Bei den Klettereigenschaften muss man dank geringem Gewicht und Gemini-Dämpfer keine Kompromisse eingehen. Die moderne Geometrie verleiht dem Bike ein angenehm direktes Handling.
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