Stefan Loibl
· 07.04.2016
Was verbirgt sich hinter Jeffsy? Nun endlich kennen wir die Antwort: Auf den Namen hört das neue All Mountain des Forchheimers Versender YT Industries. Hier alle Infos zu den YT Jeffsy-Mountainbikes.
Einen Monat lang hatte der Forchheimer Direktversender YT Industries die Mountainbike-Szene auf die Folter gespannt. Unter dem Hashtag #IHATEJEFFSY wurde in den sozialen Netzwerken und auf der Jeffsy-Microsite wild spekuliert, was sich hinter dieser ominösen Jeffsy verbirgt. Jetzt ist es raus! Das Jeffsy ist das neue 29-Zoll-All-Mountain von YT mit 140 Millimeter Federweg.
Das Jeffsy ist nicht das erste All Mountain, das das junge Versender-Label in seiner Palette begrüßt, sondern das zweite Touren-Bike. Bereits im Jahr 2009 hatte YT mit dem Wicked ein waschechtes All Mountain im Programm. Nun folgt die Jeffsy-Palette mit je drei Carbon- und Aluminium-Modellen. Derzeit ist YT eher Gravity-Bikern ein Begriff: das Downhill-Bike Tues und das Enduro Capra hat einen festen Platz, wenn es um Bergab-Sport auf zwei Rädern geht. Aber auch mit dem Jeffsy will YT Industries seiner Philosophie treu bleiben. Es besitzt die typischen Gene des deutschen Gravity-Labels.
Chefentwickler Stefan Willared und seine Crew haben mehr als zwei Jahre lang an dem neuen Trail-29er gefeilt, verschiedene Konzepte und Prototypen getestet und an Detaillösungen gearbeitet. „Zu Beginn der Entwicklung haben wir uns noch nicht auf eine Laufradgröße festgelegt. Wir haben 27,5, 29 und 27,5+-Zoll ausprobiert“, sagt Willared bei der Präsentation auf Madeira. Eine leichte, verspielte Trail-Rakete, die sich komfortabel steuern lässt, stand im Lastenheft des neuen Bikes. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Jeffsy verkörpert die aktuellste Generation der langhubigen Twentyniner. Trotz der großen Laufräder spürt man die Freeride-Gene. Zudem setzen alle YT Jeffsy-Modelle auf eine moderne Geometrie mit kurzem Reach, kurzen Vorbauten und breiten Riserbars. „Das Cockpit ist uns sehr wichtig. Wir haben die Bikes so ausgestattet, wie wir sie selbst auch gerne fahren würden“, erklärt Willared.
Mit 140 Millimetern Federweg vorne und am Heck platziert YT das 29er im klassischen All Mountain-Sektor. Wem das nicht ausreicht, der kann das Fahrwerk auch mit einer 150 mm-Federgabel aumotzen. In Sachen Fahrwerk kommt ein virtueller Viergelenker zum Einsatz, das System nennt YT „V4L". Das cleane Kohlefaser-Chassis der drei Carbon-Modelle bringt lediglich 2100 Gramm auf die Waage (ohne Dämpfer & Steckachse), der Alurahmen der Jeffsy AL-Modelle wiegt 3,0 kg. Mehr Vielseitigkeit und individuelle Anpassbarkeit verspricht der Flip-Chip in der Dämpferwippe. Über die beiden Alu-Einsätze lässt sich die Geometrie verändern: Fährt man das Jeffsy in der LOW-Position, sitzt das Tretlager um acht Millimeter tiefer (BB Drop 32 mm) und der Lenkwinkel wird mit 66,8 Grad zu einem der flachsten, die wir je an einem All Mountain gesehen haben und gefahren sind. Wer viel klettert, wird allerdings die HIGH-Einstellung bevorzugen. Denn dort steilt sich der Sitzwinkel auf effektive 75,3 Grad auf. Das kommt dem Fahrer in steilen Rampen zugute. Und selbst in der HIGH-Position bleibt der Lenkwinkel bei unaufgeregten 67,6 Grad.
Hinten Boost, vorne nicht: Um mehr Platz zwischen Kettenblatt, rechter Kettenstrebe und Reifen hinzubekommen kommt an Hinterrad und Kurbel der Boost-Standard zum Einsatz. An der Vorderradnabe allerdings nicht. „Da sehen wir keinen Vorteil“, sagt Entwickler Willared. Obwohl die meisten Jeffsy-Modelle mit Einfach-Antrieben ausgeliefert werden, lässt sich an allen Bikes ein Umwerfer montieren, mittels E-Type-Aufnahme für Sideswing-Modelle von Shimano. Damit der edle Carbonrahmen nicht unter Kettenschlag leidet, schützt ein dämpfender Kunststoff-Schutz die Kettenstreben, die Chainsuck-Bleche im Tretlager-Bereich sind mit Epoxyd-Kleber aufgebracht.
Da Tourenfahrer im Vergleich zu Freeridern auf langen Touren eine Trinkflasche brauchen, hat YT ein besonderes Gimmick entwickelt: einen eigenen Flaschenhalter samt 0,5-Liter-Trinkflasche. Die kleine Bottle verlässt den Halter seitlich und passte in den Rahmen in Größe M einwandfrei hinein.
Insgesamt sechs Modelle wird es vom YT Jeffsy geben. Das Einstiegsmodell aus Alu kostet 1999 Euro und kommt mit Rock Shox Pike-Gabel, 22 Gang Shimano SLX-Schaltung und Reverb-Variostütze. Wie an allen Jeffsy-Bikes kommen auch am Jeffsy AL Onza Ibex-Reifen in 29x2,4 Zoll und mit Dual Compound-Mischung zum Einsatz. Das Ende der Fahnenstange ist beim Jeffsy CF Pro erreicht, das für 4499 Euro im Karton geliefert wird. Im Gegensatz zu allen anderen fünf Modellen kommt das Fahrwerk bei der Pro-Version von Fox. Die hochwertigen Factory-Komponenten mit Kashima-Coating, eine Carbon-Kurbel (Race Face Next SL) und Carbon-Laufräder (DT Swiss XMC1200 Spline) drücken das Gesamtgewicht auf unter zwölf Kilogramm. Damit spielt das Trail-verliebte 29er von YT selbst in der Trailbike-Liga vorne mit und lässt sich auch für lange Touren oder Alpenüberquerungen einsetzen.
Doch nur die CF Pro-Version des Jeffsy vertraut auf ein Fox-Fahrwerk, an allen anderen Jeffsy-Modellen arbeitet sich eine Rock Shox Pike und ein Monarch-Dämpfer durch den Federweg. Alle Federbeine kommen übrigens ohne Ausgleichsbehälter aus. Der „kleine“ Monarch-Dämpfer, dessen Volumen man über Spacer anpassen kann, passe besser zum Hinterbausystem, so Willared. Das können wir nach zwei Tagen auf den Jeffsy nur unterschreiben. Wir haben die Plus-Version des Monarch nirgends vermisst.
Wir durften das neue YT Jeffsy bereits zwei Tage auf den Dschungel-Trails von Madeira testen. Und das Jeffsy hält, was es verspricht! Unser Testbike, das Jeffsy CF Comp 1 für 3599 Euro, brachte mit Pedalen 13,2 Kilo auf die Waage. Für ein 29er mit 140 mm Hub, das in der Klasse eines Cube Stereo 140 und BMC Speedfox mitmischt, ein überzeugender Wert. Bei einer Testergröße von 1,80 Meter passte das Carbon-Modell mit 1x11 Sram X01-Schaltung, DT M1700-Laufradsatz und 150er-Reverb-Variostütze (150 mm) in Größe L gerade so. Mit 1,80 Meter Körpergröße kann man auch zum M-Rahmen greifen. Doch mit einem Reach von 445 mm passte das Bike ideal.
Auf den ersten Metern auf den schlammigen Trails dann das Aha-Erlebnis: Mann, das Jeffsy fährt sich nicht wie ein 29er! Und es macht mächig Spaß im technischen Gelände. 29er-untypisch lenkt es sich sehr handlich, überzeugt mit Spieltrieb und giert mit seinem direkten Handling nach schnellen Anliegerkurven und kleinen Sprüngen. Nur den 60er-Vorbau haben wir durch ein 50-mm-Modell ersetzt. Das super Cockpit mit Race Face Turbine-Riserbar gefiel uns auf Anhieb und passt zur gelungenen Geometrie des Jeffsy. Als es wenig später richtig aufs Fahrwerk einprasselt, zeigt sich schnell, wie potent – vor allem im mittleren Federwegsbereicht – das Fahrwerk ist. Zudem sitzt man schön tief eingebettet zwischen den großen Laufrädern. Kurz: Das YT Jeffsy ist ein richtig gutes All Mountain mit Freeride-Genen, das auch auf Enduro-Rennstrecken nicht zurücksteckt. Und bergauf? Das Jeffsy klettert in der LOW-Position ganz gut, aber nicht überragend. Wer das Bike beispielsweise über die Alpen jagen will, montiert besser mit einen etwas längeren Vorbau und dreht den Flip-Chip in die HIGH-Position. Der Hinterbau pumpt ganz leicht in kleinen Gängen. Aber nur sehr minimal! Bei Rampen im zweistelligen Prozentbereich wechselt man einfach in den Plattform-Modus und schon ist Ruhe im Fahrwerk.
Verspieltes Handling, leichter Carbonrahmen, gelungene Geometrie: Hinter dem YT Jeffsy versteckt sich ein vielseitiges, langhubiges All Mountain mit Freeride-Genen. Die 29-Zoll-Laufräder gepaart mit dem superflachen Lenkwinkel und der modernen Geometrie garantieren Fahrspaß auf Trails und in technischem Gelände.