Shimano-Motor, 27,5 & 29 ZollDas Scott E-Genius

Stefan Loibl

 · 19.06.2017

Shimano-Motor, 27,5 & 29 Zoll: Das Scott E-GeniusFoto: Markus Greber
Shimano-Motor, 27,5 & 29 Zoll: Das Scott E-Genius

Die MTB-Gene der neuen Genius-Plattform, ein formschön integrierter Shimano Steps E-8000-Motor und jede Menge durchdachte Detaillösungen: Das neue Scott E-Genius kann 27,5 und 29 Zoll.

Wer neben dem Trail steht und ein orange-türkises Scott Genius vorbeihuschen sieht, weiß nicht sofort, ob es die motorisierte Version des All Mountains ist oder nicht. So ähnlich sehen sich das neue Genius 700 Tuned für 2018 und das neue E-Genius. Kein Wunder, denn die beiden Bikes wurden zusammen entwickelt. So bringt das E-Genius dieselben Gene mit wie das normale Genius. 150 Millimeter Federweg, der auf dem Kopf stehende Dämpfer über dem Tretlager und die Möglichkeit, Laufräder in 27,5 und 29 Zoll zu fahren. Möglich macht das ein Flipchip in der oberen Dämpferaufnahme, der die Geometrie anpasst.

  Geniale Partner? Holger Meyer und Remy Absalon auf dem neuen E-Genius im Aostatal.Foto: Keno Derleyn
Geniale Partner? Holger Meyer und Remy Absalon auf dem neuen E-Genius im Aostatal.

Die Geschichte des Scott E-Genius

Seit dem Modelljahr 2016 findet man in der umfangreichen Palette von Scott das E-Genius. Die erste Generation mit 130 Millimetern Hub rollte ausschließlich auf 3,0 Zoll breiten Plus-Reifen und fuhr der Konkurrenz anfangs davon. Für 2017 änderte sich nicht viel, das E-Bike wurde weiterhin von einem Bosch CX-Motor angetrieben und kam ab Werk mit 2,8 Zoll breiten Pneus. Beim BIKE-Festival am Gardasee im Mai 2017 präsentierte Scott schließlich das E-Spark mit Shimano-Antrieb – ein Fingerzeig, wie formschön man den Akku ins Unterrohr integrieren kann.

  Die beiden Vorgänger-Bikes des neuen Scott E-Genius 2018.Foto: Hersteller
Die beiden Vorgänger-Bikes des neuen Scott E-Genius 2018.

Eigene Motor-Abdeckung und integrierter Geschwindigkeitssensor

Der Shimano Steps E-8000 zählt zu den gefragtesten E-Motoren für Mountainbikes, da er sich kompakt in den Rahmen integrieren lässt, die Unterstützung sanft einsetzt und er sich einfach mit Di2-Komponenten kombinieren lässt. Die 500 Wh-Batterie garantiert eine Reichweite von 50-100 Kilometer und lässt sich in 2,5 Stunden zu 80 Prozent laden. 70 Nm Drehmoment generiert der Steps E-8000 in der höchsten Unterstützungsstufe („Boost“) maximal. Die Abdeckung am neuen Genius, die aus drei Teilen besteht, kommt dagegen von Scott selbst: An beiden Seiten sind Belüftungsöffnungen integriert, damit der Motor nicht so schnell überhitzt. Zudem verlaufen alle Kabel und Züge unter der Abdeckung. Das sieht nicht nur aufgeräumt aus, sondern schützt sie auch bei Aufsetzern. Die untere Abdeckung schützt das Aggregat zusätzlich vor Beschädigungen. Die Bedienung des Motors ist einfach und kommt ohne große Zusatzfernbedienungen und Display aus: Die drei Unterstützungsstufen wechselt man links mit einem Di2-Trigger, die Fahrinfos erscheinen auf dem unauffälligen, gut lesbaren und farbigen Di2-Display.

  Auf der Unterseite der Batterie befindet sich eine Akkustandsanzeige und der Knopf zum Einschalten des Motors.Foto: Markus Greber
Auf der Unterseite der Batterie befindet sich eine Akkustandsanzeige und der Knopf zum Einschalten des Motors.
  Der Geschwindigkeitssensor sitzt innen an der Hinterradachse, der Magnet auf dem Centerlock-Ring der Bremsscheibe.Foto: Markus Greber
Der Geschwindigkeitssensor sitzt innen an der Hinterradachse, der Magnet auf dem Centerlock-Ring der Bremsscheibe.
  Durch die Integration des Akkus ins Unterrohr kann man einen Flaschenhalter montieren. Unten am Fox Nude-Dämpfer regelt der Zug der Twinloc-Fernbedienung die Fahrmodi am Federbein.Foto: Markus Greber
Durch die Integration des Akkus ins Unterrohr kann man einen Flaschenhalter montieren. Unten am Fox Nude-Dämpfer regelt der Zug der Twinloc-Fernbedienung die Fahrmodi am Federbein.

Der Akku sitzt formschön integriert im Unterrohr, kann zum Laden auf herausgenommen werden und wird mit einem Abus-Schloß verriegelt. Weiterer Vorteil des integrierten Akkus: Man hat beim E-Genius die Möglichkeit, einen Flaschenhalter zu montieren. Ebenfalls eine Eigenbau-Lösung von Scott kommt beim Geschwindigkeitssensor zum Einsatz. Der Magnet sitzt in der Centerlock-Befestigung der hinteren Bremsscheibe, der Sensor befindet sich am linken Ausfallende. So kann erstens nichts mehr verrutschen und zweitens sind die beiden Teile besser vor Matsch und Dreck geschützt.

Ein Seitenständer am E-MTB?

Immer wieder bekamen Scott-Händer und Ingenieure aus dem Handel das Feedback, dass die Kunden an solchen Bikes gerne einen Seitenständer montieren würden. Dieser Bitte ist Scott beim neuen E-Genius gefolgt. Deshalb wurden nahe des Tretlagers in die linke Kettenstrebe zwei Schraubgewinde integriert, die nicht sonderlich auffallen. Dort kann man – wenn gewünscht – nun einen Seitenständer dranschrauben. Für eine cleane Optik verlaufen im E-Genius alle Züge und Leitungen im Rahmeninneren – von der Variostütze bis zur Hinterradbremse.

Durch einen neuen Lenker von Syncros, den FL 1.0, verschwinden auch zwei der drei Kabel des Di2-Displays direkt im Cockpit. Eine kleine Aussparung an der Unterseite des Lenkers macht's möglich. Die Carbon-Version des Di2-Lenkers wiegt durch die verstärkten Bereiche um die Aussparungen 70 Gramm mehr als das normale Modell. Auch aus dem Hause Syncros kommt eine Mini-Kettenführung für Kettenblätter von 30-36 Zähnen, die am Hauptlager überm Tretlager befestigt wird.

  Der Twinloc-Hebel ist in den Schraubgriff integriert, über den linken Di2-Shifter wechselt man die Unterstützungsstufen des Shimano Steps E-8000-Antriebs.Foto: Markus Greber
Der Twinloc-Hebel ist in den Schraubgriff integriert, über den linken Di2-Shifter wechselt man die Unterstützungsstufen des Shimano Steps E-8000-Antriebs.
  Drei Zentimeter kürzere Kettenstreben im Vergleich zum Vorgänger-Bike, das ist eine Welt. Vorne an der Kettenstrebe sieht man die zwei Gewinde für die Montage eines Seitenständers.Foto: Markus Greber
Drei Zentimeter kürzere Kettenstreben im Vergleich zum Vorgänger-Bike, das ist eine Welt. Vorne an der Kettenstrebe sieht man die zwei Gewinde für die Montage eines Seitenständers.

Laufräder und Kinematik

Durch das Gewicht und die Platzierung von Motor und Akku stehen Bike-Ingenieure bei E-Mountainbikes vor einer besonderen Herausforderung. Durch den Shimano-Motor konnte das Scott die Kinematik seines virtuellen Viergelenkers an die des normalen Genius anlehnen. Insgesamt ähnelt die Federkennlinie sehr der Kennlinie des E-Spark, doch gegen Ende ist sie deutlich progressiver. Wie beim normalen Genius kann man auch am E-Genius 27,5-Zoll-Laufräder und 29er fahren. Derselbe Flipchip passt die Geometrie an. In Größe M messen die Kettenstreben 460 mm, der Lenkwinkel liegt bei flachen 65,3 Grad (als 29er sogar noch ein halbes Grad flacher). Zum Vergleich: Beim alten E-Genius waren die Kettenstreben stolze 490 mm lang. Für bessere Klettereigenschaften wurde zudem der Sitzwinkel um zwei Grad aufgesteilt, er beträgt beim 27,5er 75,5 Grad.

  Die Geometriedaten des Scott E-Genius in allen vier Rahmengrößen und mit 27,5- (700) und 29-Zoll-Laufrädern (900).Foto: Hersteller
Die Geometriedaten des Scott E-Genius in allen vier Rahmengrößen und mit 27,5- (700) und 29-Zoll-Laufrädern (900).

Modelle des E-Genius 2018

Insgesamt wird es drei Herrenmodelle des neuen E-Genius geben und eine Contessa-Version, das E-Contessa Genius 720. Das E-Genius 730 wird als Durchläufer mit dem alten Rahmen bleiben. Das E-Genius 700 Tuned wird das Topmodell mit dem neuen Alu-Rahmen sein, ausgestattet mit einer Shimano XT Di2 (11 Gänge), Shimano Zee-Bremsen und einer Fox 36-Gabel. Das Bike soll 22,9 Kilo wiegen. Genau Preise und Verfügbarkeiten stehen ab der Eurobike fest.

  Die Damenversion des neuen E-Genius, das E-Contessa Genius 720.Foto: Hersteller
Die Damenversion des neuen E-Genius, das E-Contessa Genius 720.
  Das Flagschiff der neuen E-Genius-Plattform: das E-Genius 700 Tuned mit der E-Bike-Version der Fox 36 als Federgabel.Foto: Hersteller
Das Flagschiff der neuen E-Genius-Plattform: das E-Genius 700 Tuned mit der E-Bike-Version der Fox 36 als Federgabel.
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