Rose Pikes PeakNeue All Mountain und Enduro-Plattform

Stefan Frey

 · 28.06.2017

Rose Pikes Peak: neue All Mountain und Enduro-PlattformFoto: Christoph Laue
Rose Pikes Peak: neue All Mountain und Enduro-Plattform

Ein Rahmen, zwei Charaktere: Mit dem Pikes Peak bringt der Bocholter Versender ein brandneues Fullsuspension, das sich entweder als All Mountain oder als Enduro ordern lässt. Plus: erster Fahrbericht.

Nimm zwei. Mit dem Pikes Peak präsentiert der Bocholter Versender Rose nicht nur ein brandneues Bike mit moderner Geometrie und 27,5 Zoll Laufradgröße. Mit dem neuen Rahmen als Basis lassen sich gleich zwei komplett unterschiedliche Bikes aufbauen. Auch die Designsprache wurde komplett aufgefrischt und wird sich in zukünftigen MTB-Neuentwicklungen fortsetzen. Der mattschwarze Rahmen mit neongrünen Details gefällt schon mal und auch die Daten auf dem Papier klingen vielverprechend.

  Steil und steinig? Bitte, gerne. Mit dem Pikes Peak kann man es ruhig laufen lassen.Foto: Christoph Laue
Steil und steinig? Bitte, gerne. Mit dem Pikes Peak kann man es ruhig laufen lassen.

Rose Pikes Peak – die Fakten

  • Rahmengewicht: 2369 Gramm
  • komplett interne Kabelführung
  • 27,5" Laufräder mit Reifenfreiheit bis 2,5 Zoll
  • Boost-Standard
  • Kettenstrebenlänge: 430 Millimeter für agiles Handling
  • Metric Shock Standard
  • Ausschließlich für 1fach-Antriebe geeignet

Der Rahmen des Pikes Peak wird komplett aus Carbon gefertigt und landet auf der Waage bei 2369 Gramm in Größe M – das kann sich sehen lassen. Die eigentliche Besonderheit aber ist, dass sich das Bike in zwei komplett unterschliedlichen Specs aufbauen lässt. Entweder als Enduro mit 165 Millimeter Federweg am Heck, flacherem Lenkwinkel und etwas höherem Tretlager. Oder als All Mountain-Bike mit 150 Millimeter Federweg und steileren Winkeln für ein etwas agileres Handling.

  Der Rahmen: komplett aus Carbon und 2369 Gramm leicht.Foto: Rose Bikes
Der Rahmen: komplett aus Carbon und 2369 Gramm leicht.

Enduro-Setup

  • Federweg: 160 vorne / 165 hinten
  • Komplettgewicht Pikes Peak 3 EN: 13,2 Kilo
  • Lenkwinkel: 65,5° (flache Einstellung) / 66,5° (steile Einstellung)
  • Reach in Größe M: 445 mm (flache Einstellung) / 455 (steile Einstellung)
  Das Pikes Peak in der Enduro-VarianteFoto: Christoph Laue
Das Pikes Peak in der Enduro-Variante

All Mountain-Setup

  • Federweg: 150 vorne / 150 hinten
  • Komplettgewicht Pikes Peak 3 AM: 12,3 Kilo
  • Lenkwinkel: 66° (flache Einstellung) / 67° (steile Einstellung)
  • Reach in Größe M: 450 mm (flache Einstellung) / 460 (steile Einstellung)
  Das neue Pikes Peak im All Mountain AufbauFoto: Christoph Laue
Das neue Pikes Peak im All Mountain Aufbau

Progeo: patentierte Geometrie-Verstellung

Ebenfalls neu: die patentierte Geometrie-Verstellung „Progeo“. Das System wurde von Rose Entwickler Max Sistenich erdacht und kommt beim Pikes Peak zum ersten Mal zum Einsatz. Der Name setzt sich aus den Begriffen Progression und Geomtrie zusammen, womit auch klar sein dürfte, um was es sich hier handelt. Je nach Vorliebe oder Trail-Beschaffenheit kann der Fahrer die Progression des Dämpfers, sowie Lenk- und Sitzwinkel und die Tretlagerhöhe verändern. Von der flachen zur steilen Position ändern sich Lenk- und Sitzwinkel um jeweils ein Grad, die Tretlagerhöhe variiert um zwölf Millimeter. Für die Progression stehen drei Abstufungen (Low, Mid, High) zur Verfügung.

  Rose Progeo: Viele Einzelteile, doch für die Verstellung muss nur eine Schraube gelöst werden.Foto: Rose Bikes
Rose Progeo: Viele Einzelteile, doch für die Verstellung muss nur eine Schraube gelöst werden.
  Roses neue Geometrie-Verstellung im Querschnitt.Foto: Rose Bikes
Roses neue Geometrie-Verstellung im Querschnitt.

Das „Progeo“ System befindet sich an der unteren Dämpferaufnahme und soll sich mit wenigen Handgriffen auf dem Trail verstellen lassen. Steile, technische Uphills, flowige Trails oder rasante Abfahrten – anhand der vier unterschiedlichen Einstellungen soll sich das Pikes Peak optimal auf den jeweiligen Einsatz anpassen lassen. Das Gute daran: es gibt keine losen Teile, die auf dem Trail verloren gehen können. Das System wird einfach per Inbus-Schlüssel gelöst, dann der Flip-Chip auf die gewünschte Position gedreht und anschließend dort wieder verreigelt. Die jeweilige Einstellung ist dabei am Rahmen deutlich sichtbar gekennzeichnet.

  Die vier Geometrie-Positionen sind am Rahmen übersichtlich gekennzeichnet.Foto: Christoph Laue
Die vier Geometrie-Positionen sind am Rahmen übersichtlich gekennzeichnet.

Moderne Geomterie – lang und flach

Mit flachem Lenkwinkel, steilem Sitzwinkel und einem Reach von 455 Millimetern in Größe M, beim Enduro und 460 Millimetern beim All Mountain will Rose den aktuellen Zeitgeist treffen. 30 bis 40 Millimeter kurze Vorbauten sollen dabei den langen Reach etwas ausgleichen und für eine angenehme Sitzposition sorgen. Trotzdem könnten Biker bei der Wahl der Rahmengröße etwas ins Straucheln geraten – die Rahmen sind länger als es die meisten wohl gewohnt sind. Daher verzichtet Rose auch auf Größe XL und bietet das Pikes Peak lediglich in den Größen S, M und L an. Damit die Überstandshöhe angenehm gering bleibt, wird das Oberrohr tief nach unten gezogen. Die Auszuglänge der Teleskopstütze wird an die jeweilige Rahmengröße angepasst und liegt zwischen 125 mm (Größe S) und 170 mm (Größe L). Auch im kleinsten Rahmen findet eine Trinkflasche mit 500 Milliliter Inhalt Platz.

  Durch die vielen Optionen wird die Geo-Tabelle ungewohnt unübersichtlich.Foto: Rose Bikes
Durch die vielen Optionen wird die Geo-Tabelle ungewohnt unübersichtlich.

Die Ausstattung – aus dem Vollen geschöpft

Bei der Ausstattung lassen sich die Bocholter standesgemäß nicht lumpen und schrauben durchweg hochwertige Parts an das Pikes Peak. Beim Fahrwerk des Enduro-Topmodells kommen für 4799 Euro eine 36er Fox-Gabel und der neue Fox Float X2 Factory zum Einsatz. DT Swiss EX 1501 Spline One-Laufräder und eine Sram XO1 Eagle komplettieren die Ausstattung. Die All Mountain-Version rollt für 4499 Euro mit ähnlicher, aber auf den Einsatzbereich angepasster Ausstattung aus dem Online-Shop. Auf einen Umwerfer verzichtet Rose ganz bewusst. Im Gegenzug verbauen die Bocholter groß dimensionierte Lager von Enduro Bearings, um die Haltbarkeit des Rahmens zu erhöhen. Zudem kommt der Verzicht auf einen Umwerfer natürlich der Geometrie zu Gute und ermöglicht kürzere Kettenstreben, sowie eine bessere Anpassung der Kinematik auf das einzelne Kettenblatt.

  Drei Enduro-Modelle gibt es. Die Preise starten bei 3399 Euro.Foto: Rose Bikes
Drei Enduro-Modelle gibt es. Die Preise starten bei 3399 Euro.
  Die günstigste All-Mountain-Version gibt es für 3299 Euro.Foto: Rose Bikes
Die günstigste All-Mountain-Version gibt es für 3299 Euro.

Generell wird es das Pikes Peak jeweils in drei Enduro- und drei All-Mountain-Varianten geben. Die Preise starten bei 3299 Euro für das Pikes Peak 1 AM und bei 3399 Euro für das Pikes Peak 1 EN. Alle Modelle sind ab sofort im Rose Online Shop verfügbar.

Kurz und breit: 35 Millimeter Vorbau und 800 Millimeter breiter Lenker.
Foto: Christoph Laue

Rose Pikes Peak – erster Fahreindruck

Um einen ersten Fahreindruck des neuen Enduro-Bikes zu gewinnen, steht eine ausgiebige Tour am Kronplatz auf dem Programm. Wir starten in St. Vigil und schrauben uns überwiegend auf Forstwegen die 500 Höhenmeter zur Ruis-Talstation hoch. Das „Progeo“ in der Einstellung High/Steep, mit steilem Lenkwinkel und starker Progression, klettert man mit dem Pikes Peak recht entspannt nach oben. Die Sitzposition ist trotz langem Reach angenehm, man fühlt sich sofort wohl im Sattel. Die griffigen Reifen saugen an den Reserven der Waden. Ihre Qualitäten liegen klar in der Abfahrt. Der sensible Hinterbau nickt leicht bei jeder Pedalumdrehung, da kann auch die zuschaltbare Plattform nicht ganz für Ruhe sorgen – ein vollständiges Lockout ist nicht verfügbar. Unangenehm wird das aber zu keiner Zeit. Ab der Hälfte des Anstiegs wird das Gelände steil, sehr steil und das Gefühl, dass die Geometrie ebenfalls noch einen Tick steiler sein könnte stärker. Und dennoch: für eine Bike mit 165 Millimeter Federweg klettert das Pikes Peak erstaunlich souverän.

  Das Pikes Peak macht nicht nur auf gebauten Strecken mächtig Spaß.Foto: Christoph Laue
Das Pikes Peak macht nicht nur auf gebauten Strecken mächtig Spaß.

Auf den folgenden 600 Gondel-Höhenmetern, sinkt der Puls dann wieder auf Normalniveau und wir haben Zeit, das Progeo in die Abfahrts-Position zu bringen. Inbusschlüssel raus, Flip-Chip öffnen und in die Position Mid/Slack drehen. Das geht so einfach wie Schnürsenkel binden und dauert keine Minute. Beim Schließen des Systems könnte der Progeo-Chip aber etwas sauberer einrasten. An sich ist das System aber narrensicher und wirklich eine innovative Lösung für eine Geometrie-Anpassung.

  Auch in wurzligem Gelände bietet das Pikes Peak ordentlich Reserven.Foto: Christoph Laue
Auch in wurzligem Gelände bietet das Pikes Peak ordentlich Reserven.

Wenige Minuten später spuckt uns die Gondel auch schon oben am Kronplatz aus und wir starten auf dem Herrensteig in Richtung Tal. Auf dem gebauten Trail liegt das Pikes Peak vom ersten Meter an satt und laufruhig und verleitet dazu, die Bremse offen zu lassen. Die ausgefahrenen Kurven, gespickt mit Geröll und Bremswellen, nimmt das Pikes Peak gelassen. Kleine Sprünge, Geländestufen, das neue Rose nutzt den Federweg gut aus, ohne an eine Grenzen zu stoßen. Zum Ende hin könnte die Progression dennoch etwas stärker sein. Das ließe sich aber über Volumen-Spacer noch ausgleichen. Erstaunlich ist, wie leise das Fahrwerk zu Werke geht. Kein Klackern oder Kettenschlagen. Außer dem Freilauf nimmt man nur das dumpfe Brabbeln der griffigen Gummis wahr. Kurz darauf ändert sich der Charakter der Abfahrt. Wir biegen auf einen waldigen Naturtrail ein. Feuchte Wurzeln und rutschige Felsbrocken liegen sperrig über dem Trail. Wir lassen es laufen, überspringen das ein oder andere Hindernis. Das Rose geht willig aufs Hinterrad und lässt sich leicht zum Geländesprung animieren. In engen Kurven verlangt das lange Bike aber nach Nachdruck. Die 36er Fox steht hoch im Federweg und gibt dem Fahrer auch im steilsten Gelände das Gefühl, stets die Kontrolle über das Bike zu behalten.

Fazit zum neuen Rose Pikes Peak


Mit dem Pikes Peak EN hat Rose ein potentes Enduro-MTB im Programm, das mit seiner gelungenen, modernen Geometrie und einem souveränen Hinterbau überzeugt. Mit Progeo liefert Rose einen spannenden Ansatz zur Geometrieverstellung, der vor allem in der Handhabung überzeugt. Der Unterschied zwischen den einzelnen Positionen hält sich zumindest im ersten Test jedoch in Grenzen. Ausstattung, Gewicht und Verarbeitung liegen für den Preis auf sehr hohem Niveau. Wir sind gespannt auf die All-Mountain-Variante und einen ausführlichen Test.

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