Adrian Kaether
· 14.06.2020
Das Scott Genius eRide ist mit langem Federweg und bis zu 1125 Wattstunden ein wahrer Supertourer. Wir konnten die neue "tuned" Carbon-Ausführung des All Mountains bereits in Praxis und Labor checken.
Mit dem ersten Genius war Scott zweifelsohne Vorreiter. Als die Schweizer 2003 das Bike der Weltöffentlichkeit vorstellten, wollte man damit sportliche, leistungsorientierte Biker ansprechen. Eine Zielgruppe also, die eher zum Hardtail als zum vollgefederten Bike griff, geschweige denn zum Touren-Fully. Doch spätestens mit der Marathon-WM 2003 in Lugano waren alle Zweifel am sportlichen Gemüt des Genius beseitigt. Denn da sprintete Thomas Frischknecht mit dem Genius famos aufs Siegerpodest.
Die Zeiten haben sich geändert. Und doch führt auch das aktuellste Genius eRide die sportliche Tradition fort. Dynamischer Antritt dank des effizienten Fahrwerks, Twinlock-Hebel, viel Federweg, um auch im schweren Gelände zu bestehen, und eine ausgewogene und erwachsene Geometrie. Mit der ersten Carbon-Ausführung des E-MTBs schrauben die Schweizer nun auch am Gewicht: Der Kohlefaser-Hauptrahmen des Topmodells spart gut ein halbes Kilo gegenüber dem Alu-Modell (Test in EMTB 04/19 - aktuell gratis für Sie als Digitalausgabe – #stayathome). Auch die Lenker-Vorbaueinheit aus Carbon ist ein Novum bei den Scott E-Bikes und setzt ein Zeichen in Sachen Leichtbau und Systemintegration. Insgesamt wiegt das Genius eRide 900 tuned so nach unserer Labor-Messung 23,11 Kilogramm, 650 Gramm weniger als das bisherige Top-Modell Genius eRide 910 mit Alurahmen. Beide Bikes kommen mit Boschs Performance CX Gen4 Antrieb und 625 Wattstunden Intube-Akku. Dank Dual Battery System sind optional sogar 1125 Wattstunden drin.
Positiver Nebeneffekt des Carbon-Rahmens: Die Masse verteilt sich tiefer im Bike, der Schwerpunkt sinkt von etwas hohen 530 Millimetern beim Alu-Modell auf 513 Millimeter beim Carbon-Modell. Ein Wert, der sich auch in einem Enduro-Test gut machen würde und für ein berechenbareres und laufruhigeres Handling sorgt. Ansonsten bleibt die Geometrie des Carbon-Modells wie gehabt, lediglich der Reach wuchs in unseren Messungen um wenige Millimeter. Außerdem ist das Carbon-Genius etwas üppiger ausgestattet als sein Alu-Pendant: Beim Antrieb setzen die Eidgenossen auf einen GX/X01-Mix, und verzögert wird das Bike von starken XT-Vierkolben-Bremsen. Vor allem aber beim Fahrwerk hat man eine Etage höher gegriffen: Das Fox-Factory-Fahrwerk bietet gegenüber den Fox-Rhythm-Komponenten aus dem Alu-Modell ein spürbares Plus in Sachen Performance. Tuning-Potential bleibt aber trotzdem: Mit einer Carbon-Kurbel und einer leichteren Kassette – verbaut ist die NX-Kassette mit Stahlritzeln – ließe sich das Gewicht noch etwas weiter drücken.
Angesichts des Gewichts und der deutlich aufgewerteten Ausstattung geht der Aufpreis für das Carbon-Genius von 1600 Euro gegenüber dem Alu-Topmodell durchaus in Ordnung. Der Hinterbau besteht weiterhin aus Aluminium, dadurch bleibt das Bike auch im Vergleich mit der Carbon-Konkurrenz preislich noch im Rahmen und wechselt für insgesamt 7799 Euro den Besitzer.
Wie sich das E-Genius von Scott in der Praxis schlägt und alles zum optionalen Bosch Dual Battery System, lesen Sie im Doppelakku-Vergleichstest „Drei Tausender“ in der EMTB-Ausgabe 3/2020 – am Kiosk und digital im Delius-Klasing Webreader.
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