DuellRotwild R.X1 26 Pro gegen R.X1 29 Edition

Christoph Listmann

 · 17.04.2012

Duell: Rotwild R.X1 26 Pro gegen R.X1 29 EditionFoto: Wolfgang Watzke
Duell: Rotwild R.X1 26 Pro gegen R.X1 29 Edition

Rotwild bietet das All Mountain R.X1 in 26 und 29 Zoll an. Welche Radgröße hat die Nase vorn, was für ein Modell eignet sich für welchen Fahrertyp? Ein Duell.

Bei Rotwild haben Sie die Qual der Wahl. Das bewährte All Mountain R.X1 steht diese Saison in zwei Laufradgrößen im Shop. Die Entwickler haben sich bemüht, beiden Bikes ähnliche Charaktere zu verpassen. Hauptaugenmerk lag auf der Sitzposition, die trotz der unumgänglichen Änderungen bei der Geometrie gleich bleiben soll. Um das Fahrverhalten zu beurteilen, testeten wir zwei R.X1-Modelle gegeneinander. Das 26er rollt mit Shimano-XT-Ausstattung an den Start, das 29er mit XTR. Die Punktewertung muss man also differenziert betrachten.

Der wichtige erste Blick aufs Gewicht reicht nicht aus, um die Unterschiede der Laufrad-Philosophie zu erfassen. Im 26er steckt eine schwere Vario-Stütze (200 Euro Aufpreis). Trotzdem ist das 29er noch ein halbes Kilo schwerer. Ausstattungsbereinigt wären das etwa 900 Gramm zu Lasten der großen Räder. Das Mehrgewicht des 29ers steckt vor allem in den Laufrädern (ein halbes Kilo) und der Gabel. Die neue 34er-Fox des 29ers wiegt 300 Gramm mehr als die Fox 32 Talas. Leider waren die Bikes nicht in identischen Rahmengrößen verfügbar. So hat das 29er einen um fünf Zentimeter längeren Radstand, das spürt man in engen Kurven deutlich. Die Kettenstreben sind 2,5 Zentimeter länger, die Front ist trotz kurzem Steuerrohr um vier Zentimeter höher.

In der Effizienzberechnung liegt das 29er vorne – wenn man Wippen für den größeren Störenfried hält. Das 29er wippt nicht, hat dafür etwas mehr Pedalrückschlag. Auf der anderen Seite ist das 29er weniger steif. Aus den Messwerten im Labor lässt sich also noch kein eindeutiger Sieger benennen. Ab auf die Teststrecke im Ötztal: Beide Bikes haben eine gute Geometrie und eine gelungene Sitzposition. Bergauf hat das 26er den Reifen vorn, es beschleunigt etwas schneller und wirkt agiler. Allerdings muss man die Dämpferplattform zuschalten, an steilen Rampen bäumt es auf, wo das 29er ruhig bleibt. Die Stärken des R.X1 29 spürt man auf anspruchsvollen Trails
bergab schon auf den ersten Metern. Die eben noch gelobte Agilität des 26ers verwandelt sich hier in Unruhe. In Vollgas-Passagen lassen die großen Laufräder den kleinen keine Chance. Die Linie zu finden wird Nebensache, das Vertrauen ins Bike ist beim 29er ungleich größer. Deutlich spürt man hier die sichere Führung der massiveren Gabel. Die Kehrseite zeigt sich in kurvigen Abschnitten. Das 29er ist hecklastiger, Trial-artiges Hinterradumsetzen in engen Serpentinen geht schwer, denn durch den langen Radstand eckt man schnell an. Radstand plus die größeren Reifen ergeben ein um elf Zentimeter längeres Bike.

Sportlicher, leichter und verspielter ist das 26er-R.X1. Wer technische Trails liebt und ohne Leistungsdruck ans Thema All Mountain herangeht, nimmt das R.X1 29. Für Fahrer über 190 Zentimeter ist das 29er ohnehin die richtige Wahl. Was in diesem Vergleich wieder sichtbar wird: 29er mit stabiler All-Mountain-Ausrüstung sind schwere Brocken. 13,8 Kilo für ein 5599 Euro teures Bike ist viel Holz. Allerdings fährt ein solchermaßen spezifiziertes 29er so potent wie manch ein 26-Zoll-Enduro.


Rotwild R.X1 26 Pro
PLUS Bewährtes All Mountain mit sportlichem Charakter und steiler, kletterfreudiger Geometrie. Solide Ausstattung (Shimano-XT-Gruppe), gute Details, leichte Laufräder. Vario- Stütze (200 Euro Aufpreis).
MINUS Schmaler Lenker, etwas nervöser und stärkeres Fahrwerkswippen als beim 29er. Relativ schweres Alu-Fahrwerk.


Rotwild R.X1 29 Edition
PLUS Viel Federweg, hohe Laufruhe, viel Fahrsicherheit. Steife, aber schwere Gabel (34er-Fox). Top-Ausstattung mit großem Einsatzbereich. Bergab spielt es mit 26-Zoll-Enduros in einer Liga.
MINUS Wenig wendig in engen Serpentinen. Hecklastiges Fahrverhalten. Hohes Gewicht trotz teurer Top-Ausstattung. Schmaler Lenker.

  Christoph Listmann, BIKE-Ressortleiter Test & TechnikFoto: Georg Grieshaber
Christoph Listmann, BIKE-Ressortleiter Test & Technik


Fazit von Christoph Listmann: „Das R.X1 ist in 29 Zoll für meinen Geschmack das stärkere Mountainbike, das höhere Gewicht nehme ich in Kauf. Es kurbelt sich ruhiger und walzt bergab noch besser über Hindernisse als das eh sehr gute 26er. Die Nachteile des 29er liegen in der Wendigkeit. In Serpentinen tut man sich mit dem 26er leichter.“

  Auf unserem Prüfstand zeigt das R.X1 26 Pro harmonische Kennlinien von Gabel und Hinterbau. Sehr sensible Funktion. Die Gabelabsenkung hilft an steilen Rampen bergauf.Foto: BIKE Magazin
Auf unserem Prüfstand zeigt das R.X1 26 Pro harmonische Kennlinien von Gabel und Hinterbau. Sehr sensible Funktion. Die Gabelabsenkung hilft an steilen Rampen bergauf.
  Die 34er-Fox-Gabel macht einen super Job. Der Hinterbau des R.X1 29 Edition ist der Gabel etwas überlegen – zumindest auf dem Prüfstand. In der Praxis harmonieren beide sehr gut.Foto: BIKE Magazin
Die 34er-Fox-Gabel macht einen super Job. Der Hinterbau des R.X1 29 Edition ist der Gabel etwas überlegen – zumindest auf dem Prüfstand. In der Praxis harmonieren beide sehr gut.
Rotwild R.X1 26 Pro
Foto: Daniel Simon