Carbon-Rausch für BetuchteDas Cannondale Trigger

Stefan Loibl

, Christoph Listmann

 · 15.10.2014

Carbon-Rausch für Betuchte: das Cannondale TriggerFoto: Markus Greber
Carbon-Rausch für Betuchte: das Cannondale Trigger

Wenn sehr gut nicht gut genug ist, kommt Black Inc. ins Spiel. Das Trigger ist ein Superbike, das beim Juwelier in der Vitrine stehen müsste.

Der Zusatz "Black Inc." ist Cannondales Signal-Code für alle, die einen simplen Geschmack haben und sich frei nach Oscar Wilde "immer mit dem Besten zufriedengeben". Cannondale etabliert Black Inc. jetzt quasi als Marke in der Marke – als absolutes Highend-Produkt. Fürs Trigger-Top-Model werden 8999 Euro fällig. Der Gegenwert ist möglichst unscheinbar verpackt. Das mattschwarze Finish schreit nicht, sondern flüstert. Erst auf den zweiten Blick entlarvt man beispielsweise die breiten Kohlefaser-Felgen von Enve und das Carbon-Sattelgestell. Selbstverständlich laminiert Cannondale das Chassis der Lefty-Gabel aus Kohlefaser. Carbon formt auch Bremshebel, Lenker und Kurbeln.

Das Trigger fährt leichtfüßig und sprintstark. Die kompakte Sitzposition gibt gute Übersicht und Kontrolle bergab. Hier lenkt das Bike nicht nur ausgesprochen präzise (ein Verdienst der Lefty), sondern fühlt sich verspielt und agil an. Das Heck nutzt sein Potenzial erst bei Sprüngen aus und wirkt ansonsten ebenso wie die Gabel unterfordert. Wer es fliegen lässt, merkt schnell, dass profilarme Reifen dem Spieltrieb Grenzen setzen. Racing Ralph sind im Marathon top, am All Mountain aber ein Flop. Fraglich ist natürlich, ob jemand das sündteure Edel-Trigger überhaupt auf schweren Trails foltert. Wer in den Genuss kommt, das Trigger bewegen zu dürfen, erlebt Fahrspaß ausdrücklich auch bergauf. Der rechte Daumen strafft das Heck und reduziert den Federweg auf traktionsstarke 85 Millimeter. Und ab geht die Post! Mit dem 30er-Kettenblatt scheitert man nicht schon an mittelsteilen Rampen. Die Vor- und Nachteile einer Einfach-Kurbel mit nur elf Gängen haben wir schon häufig aufgezählt: Entweder die Übersetzung passt, oder man lässt die Finger davon. Das Black Inc. leistet sich dieses Gimmick. Die Zielgruppe für dieses Bike ist ohnehin sehr speziell. Oder gemäß Oscar Wilde: "Man umgebe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige kann ich verzichten."


Fazit Sündteurer Luxus: Cannondales Trigger-Top-Modell zieht alle Register und definiert den Begriff Super-Tourer neu. Ein Carbon-Rausch für Fans, die über ein dickes Konto verfügen.


PLUS Edelste Komponenten, konsequentes Konzept, Systemintegration par excellence, sehr leicht
MINUS Reifen ungeeignet für All Mountain, Laufradausbau kompliziert

  Cannondale Trigger Black Inc. 2015Foto: Markus Greber
Cannondale Trigger Black Inc. 2015
  Die neue Lefty-Supermax-Gabel besitzt ein dickeres Chassis und baut flacher. Die Front ist tiefer. Der Anschlagschutz ist nur aufgeklebt.Foto: Markus Greber
Die neue Lefty-Supermax-Gabel besitzt ein dickeres Chassis und baut flacher. Die Front ist tiefer. Der Anschlagschutz ist nur aufgeklebt.
  Das Ansprechverhalten des Fox-Dämpfers wurde minimal verbessert. Neu und sinnvoll ist der Indikator für den Negativ-Federweg (Sag).Foto: Markus Greber
Das Ansprechverhalten des Fox-Dämpfers wurde minimal verbessert. Neu und sinnvoll ist der Indikator für den Negativ-Federweg (Sag).
  Das Cannondale-Heck bietet zwei am Lenker schaltbare Federwege, spricht auf kleine Schläge aber immer noch eher unsensibel an. Die  Gabel des Trigger nutzte auf den Isar-Trails 122 Millimeter aus.Foto: BIKE Magazin
Das Cannondale-Heck bietet zwei am Lenker schaltbare Federwege, spricht auf kleine Schläge aber immer noch eher unsensibel an. Die Gabel des Trigger nutzte auf den Isar-Trails 122 Millimeter aus.

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