Cannondale Jekyll 1 2012 gegen 2013

Stefan Loibl

 · 28.11.2012

Cannondale Jekyll 1 2012 gegen 2013Foto: Daniel Simon
Cannondale Jekyll 1 2012 gegen 2013

Die Verbesserungen zum Alten sind minimal, der Listenpreis steigt um zehn Prozent. Klingt so, als wäre das 2012er-Jekyll ein Schnäppchen.

Schon bei der Präsentation des Jekyll in 2010 hatten wir gemutmaßt, dass dem enorm steifen Chassis auch eine 160er-Gabel gut stehen würde. Einige Kunden haben dies schon damals umgesetzt, jetzt rollt das 2013er-Modell mit der Fox 34 Talas 160 aus dem Shop. Das ist nicht alles. Eine Kettenführung, Carbon-Laufräder und eine kleinere Übersetzung (36/22 statt zuvor 38/24) an der Kurbel sollen das Bike mehr in Richtung Enduro-Racing trimmen. Im Rahmen der Modellpflege bei Fox besitzt das 2013er-Modell natürlich die CTD-Option am rechten Gabelholm. Auch hier hinterlässt das System einen guten Eindruck, der etwas straffere Trail-Modus funktioniert in welligem Terrain und mit dem kurzen Federweg am Heck sehr gut. Im Downhill (Descend)-Modus könnte die Gabel hingegen etwas mehr Druckstufendämpfung vertragen. Den konstruktiven Unterschied bei der Gabel, die 34 statt 32 Millimeter Rohrdurchmesser, spürt man nur im direkten Vergleich und nur auf den ersten Metern nach dem Wechsel aufs andere Modell. An Steifigkeit bzw. Lenkpräzision mangelte es dem Jekyll mit seinen massiven Rohren und 1,5 Zoll-Steuerrohr ohnehin nie. Hat man sich warmgefahren, bolzt man mit beiden Bikes gleich schnell über die Trails.

Was am Jekyll insgesamt gefällt, ist, dass man sich sofort wohl fühlt. Das Bike passt wie ein Maßanzug und verleiht dem Fahrer diese X-Men-Fähigkeit: sauschnell fahren und dabei das Gefühl absoluter Kontrolle zu besitzen. Auf der schweren Trail-Testrunde fuhr keiner der Fahrer mit dem 2013er einen signifikanten Vorsprung heraus. Selbst ohne Kettenführung, aber mit arretiertem Shadow-Plus-Schaltwerk, bleibt die Kette beim 2012er liegen. So ein Schaltwerk sollte eigentlich an keinem Bike fehlen. Die vom Lenker aus absenkbare Vario-Stütze bieten beide Jahrgänge, warum also mehr investieren? Wer Erbsen zählen will, befindet die XTR-Bremsen des 2013er für souveräner als die Avid des 2012er, feiert die Carbon-Laufräder zwecks der geringeren, ungefederten Massen und stellt fest, dass die Gabel tatsächlich einen Zentimeter mehr Federweg ausnutzt. Dafür lohnt es sich aber nicht, die 1700 Euro mehr auszugeben, die den Unterschied vom Neu-Bike zum Auslaufmodell ausmachen. Wer den Markt durchstöbert, entdeckt das 2012er-Modell nämlich unter 4800 Euro – immer noch kein Schnäppchen, aber sein Geld wert. Die Ersparnis investiert man lieber in einen superleichten zweiten Laufradsatz mit schnellen Reifen und pimpt das Bike zum Marathon-Renner. Ach ja: Wer’s genau nimmt, entdeckt in der Punktewertung einen geringen Unterschied, doch das Urteil Super verdienen beide.

  Cannondale Jekyll 1 2012Foto: Daniel Simon
Cannondale Jekyll 1 2012

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