Brandneu 2011Cannondale Jekyll ist zurück

Christoph Listmann

 · 20.06.2010

Brandneu 2011: Cannondale Jekyll ist zurückFoto: BIKE Magazin
Brandneu 2011: Cannondale Jekyll ist zurück

Mit dem brandneuen Jekyll will Cannondale die All-Mountain-Kategorie aufmischen. Das Bike besitzt einen sehr steif konstruierten Carbon-Rahmen und zwei Federwege an Gabel und Heck: 150/90 mm (hinten) und 150/120 mm (vorne).

Vor rund zehn Jahren galt das Cannondale Jekyll als eines der besten Marathon-Fullys am Markt. Jetzt wird es in einer neuen Kategorie wiederbelebt. Es will das beste All-Mountain-Trailbike sein, das es gibt. Entwickler Peter Denk und sein Team haben dafür „zwei schlaflose Jahre“ (Zitat Denk) hinter sich.

Hohlachsen für mehr Steifigkeit

Der Rahmen besteht aus Carbon und ist sehr steif konstruiert. Zum Beispiel verwendet Denk eine breite Wippe mit 15 mm Hohlachsen und auch die Lager überm Ausfallende sind doppelt ausgeführt und sorgen dadurch für eine sehr steife Anbindung. Dazu kommt das 1,5 Zoll dicke Steuerrohr. Kernstück ist jedoch der zusammen mit Fox entwickelte DYAD-Dämpfer. Er besitzt zwei Kammern und dadurch zwei Federwege, die man über einen Lenkerhebel aktiviert. Im Flow-Modus stehen am Heck 150 mm bereit, im Elevate-Modus sind es nur sportlich abstimmbare 90 mm.

  Der Hinterbau im Detail.Foto: BIKE Magazin
Der Hinterbau im Detail.

Ähnlichkeit mit Scott Genius?

Jetzt könnte man sagen: So eine Idee hat das Scott Genius schon vor zwei Jahren umgesetzt! Stimmt, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Genius kann man nicht leugnen. Der große Unterschied ist jedoch, sagt Peter Denk, dass der Fox-Dämpfer mit seinen zwei Luftkammern wie zwei getrennte Dämpfer arbeitet und diese sich völlig unabhängig in der Dämpfung justieren lassen.

Stolzer Preis für viel Technik

Als Gabel setzt man beim Jekyll auf die Fox 32 Talas mit von 150 auf 120 mm absenkbarem Federweg. Der steile Sitzwinkel erleichtert das Klettern, Fürs Topmodell gibt Cannondale 11,6 Kilo an, der Preis dafür ist allerdings happig: vermutlich um 7500 Euro. Rahmen mit Dämpfer sollen etwa 2,6 Kilo wiegen.

Das Cannondale Jekyll im ersten Fahrtest

Bei der Cannondale-Präsentation in Park City stand das farbenfrohe Modell Jekyll 1 (etwa 5499 Euro) zu Testfahrten bereit. Sitzposition und Cockpit passen perfekt, die Steifigkeit der Konstruktion spürt man sofort. Das Bike zirkelt präzise durch Wechselkurven, kein Flex stört die angepeilte Linie, das fördert das Vertrauen ins Bike und in die eigenen Fähigkeiten. Bergauf schaltet man über den recht schwergängigen Lenkerhebel in den Elevate Mode. Er schließt eine Luftkammer im Dämpfer, reduziert den Negativfederweg um 40 Prozent, das Heck taucht dadurch an steilen Anstiegen nicht so stark ein.

  Das neue Jekyll in Carbon.Foto: BIKE Magazin
Das neue Jekyll in Carbon.

Das Ergebnis: sehr guter erster Eindruck

Man muss das Körpergewicht nicht so stark nach vorne verlagern, wie es sonst bei 150er-Bikes nötig wäre, der Sitzwinkel bleibt steil genug für eine gute Kraftübertragung. Das fühlt sich angenehm an; das Jekyll entwickelt bergauf eine Agilität, die man bei 150er-Bikes selten spürt.

Die Gabelabsenkung braucht man erst bei wirklich steilen Rampen, die neue Fox Talas gefällt mit ihrer nur noch zweistufigen Absenkung von 150 auf 120 mm – die Zwischenstufe hat man eh selten benötigt. Im Downhill – Flow Mode – profitiert die Laufruhe vom ein Zentimeter tieferen Tretlager und den um ein Grad flacheren Winkeln. Der Hinterbau liegt satt, arbeitet über einen großen Weg und passt zur Gabel, das spielerische Handling bleibt jedoch erhalten.

  Jekyll beim ersten Test in Park City.Foto: BIKE Magazin
Jekyll beim ersten Test in Park City.

Nach zweieinhalb Stunden Singletrail-Hämmern lautet das Fazit: Das Jekyll ist zweifellos eines der besten All Mountains am Markt, weil es die Variabilität des Fahrwerks mit hoher Steifigkeit, neuen Ideen und toller Optik vereint. Angst vorm Federweg braucht hier niemand zu haben. Vorstellbar wäre das Bike auch mit einer 160er-Gabel, beispielsweise einer Fox 36 Talas 160. Das ideale Tuning fürs All-in-one-Jekyll steht auch schon fest, es wäre ein zweiter Laufradsatz – ein leichter, schneller und ein robuster mit fetten Schlappen.

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