BestsellerMerida Touren-Fully im Langzeittest

Sebastian Brust

 · 08.05.2014

Bestseller: Merida Touren-Fully im LangzeittestFoto: Robert Niedring
Bestseller: Merida Touren-Fully im Langzeittest

Mit teurem Material kann jeder gewinnen. Doch wie schlägt sich ein Touren-Fully der Einstiegsklasse auf Dauer? Wir fühlten dem Merida One-Twenty auf den Zahn.


Dauertest-Leistung: 3.270 Kilometer | 32.540 Höhenmeter

Im Vergleichstest günstiger Einsteiger-Fullys aus BIKE 5/2012 stach das Merida nicht nur aufgrund seiner ansehnlichen Optik positiv heraus. Unter 13 Kilo, bis auf die Deore-Kassette kompletter XT-Antrieb und 120-mm-Fox-Fahrwerk – das One-Twenty würde man auf den ers­ten Blick eher teurer schätzen. Gut, die gruppenlosen Shimano-Naben liefen von Anfang an etwas rau, und die Dämpferbuchsen hatten bereits minimal Spiel, ansonsten hieß es: draufsetzen und losfahren. Die Sattelstütze musste ich maximal ausfahren, die Sitzposition war top, Tuning nicht nötig. Besonders viel Zuneigung bekam das Sorglos-Fully nicht: gelegentlich eine Dusche und ein paar Tropfen Öl auf die Kette – damit musste das One-Twenty auskommen. Dank durchgehend geschlossener Züge muckte die Schaltung nie auf, auch nicht im Winter. So kurbelte ich die ers­ten 2500 Kilometer selig durch das Voralpenland und meine Heimat, den Pfälzerwald. Die Fahrwerkseinstellung wählte ich eher sportlich-straff, das Bike sprach auch dann stets sensibel auf kleinste Unebenheiten an.

Dann ging es los: Beim Bremsen heulte der Hinterbau plötzlich wie ein Höllenhund. Ein Bremsbelagwechsel schaffte nur kurzfristig Linderung. Ursache des Krachs waren Schwingungen, die von der Bremse in den Rahmen geleitet werden. Spiel in den Lagern ließ den Hinterbau sein unangenehmes Konzert anstimmen (s. Herstellerkommentar ganz unten). Zum guten Schluss besiegelte ein dreitägiges Trail-Geballere in Finale Ligure das Schicksal der Vorderradnabe. Konen und Lagerkugeln waren anschließend hinüber, die Ersatzteile kosten aber lediglich ein paar Euro.


Fazit: kein Marathon-Renner, aber ein spaßiger Touren-Begleiter im Mittelgebirge. Hinterbau-Vibrationen betreffen laut Merida fünf bis zehn Prozent der ausgelieferten One-Twentys der Modelljahre 2012 und 2013.


Funktionalität *****
Haltbarkeit ****
(max. 6 Sterne)

  Merida One-Twenty XT-D 2012: Der Hinterbau fing bei Kilometer 2500 beim Bremsen das Schreien an. Erst der Tausch von Dämpferbuchsen und Sitzstrebenlagern brachte Ruhe.Foto: Robert Niedring
Merida One-Twenty XT-D 2012: Der Hinterbau fing bei Kilometer 2500 beim Bremsen das Schreien an. Erst der Tausch von Dämpferbuchsen und Sitzstrebenlagern brachte Ruhe.


DEFEKTE


2400 km Kette gewechselt: Die KMC-Kette hielt lange durch.
• 2500 km Bremsgeräusche: Beläge abgeschliffen, Scheibe gereinigt
• 2550 km Bremsgeräusche: Original Shimano-Beläge gegen BBB-Beläge getauscht
• 3270 km Nabe/Lager: Nabe vorne defekt, Tausch von Dämpferbuchsen und Hinter­baulager

  Merida One-Twenty XT-D 2012: Die Innereien der Vorderradnabe überlebten den Dauertest nicht.Foto: Georg Grieshaber
Merida One-Twenty XT-D 2012: Die Innereien der Vorderradnabe überlebten den Dauertest nicht.


Resonanzschwingungen – das sagt der Hersteller:

"Resonanzschwingungen des Rahmens, ausgelöst durch die Bremsen, sind ein komplexes Problem, das diverse Bikes verschiedenster Hersteller betrifft. Zum Abstellen reicht manchmal ein Austausch der Lager und Bremsbeläge. In Härtefällen muss der gesamte Hinterbau ausgetauscht werden. Der Merida-Service handelt hier sehr kulant. Beim Nachfolger des One-Twenty galt der Lösung dieses Problems unser besonderes Augenmerk." Jürgen Falke, Merida

  Rider: Sebastian Brust, BIKE-Online-Redakteur. Fährt Bike seit 2006. Gewicht/Größe; 70 kg/1,83 m. Fahrertyp: Tour/All Mountain. Lieblingsrevier: Pfälzerwald.Foto: Georg Grieshaber
Rider: Sebastian Brust, BIKE-Online-Redakteur. Fährt Bike seit 2006. Gewicht/Größe; 70 kg/1,83 m. Fahrertyp: Tour/All Mountain. Lieblingsrevier: Pfälzerwald.
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