ArbeitsgerätStevens Jura Team im Langzeittest

Armin Herb

 · 23.01.2017

Arbeitsgerät: Stevens Jura Team im LangzeittestFoto: Daniel Simon
Arbeitsgerät: Stevens Jura Team im Langzeittest

Der leichte Marathonrenner mit Aluminiumrahmen erweist sich nach dezentem Tuning als absolut Touren-tauglich. Nur Fans anspruchsvoller Trail-Abfahrten dürften die 120 mm Federweg nicht ausreichen.


Dauertest-Laufleistung: 1.962 Kilometer | 43.020 Höhenmeter

Die Vorgaben waren klar: Leicht und robust musste das Bike sein. Ganz old school, schwöre ich dabei immer noch auf Rahmen aus Aluminium. Immerhin sollte mich das Bike auf Recherchen zu vielen Mehrtages-Touren in den Alpen begleiten, das heißt als echtes Arbeitsgerät herhalten. Wenn das Gepäck schon üppig und schwer ausfällt, darf das Bike gerne gewichtsoptimiert sein. Das Stevens Jura bietet dazu ganz gute Voraussetzungen. Vor allem das überraschend geringe Gewicht von 11,7 kg hat mich überzeugt. An die wettkampforientierte Marathon-Geometrie musste ich mich etwas gewöhnen, obwohl sie vom Fahrer keine übermäßig gestreckte Körperhaltung fordert. Mit ein paar Testrunden an der Isar und auf Mittelgebirgs-Touren im Schwarzwald tastete ich mich langsam an den neuen "Arbeitsrenner" heran.

Auf langen, nicht sonderlich steilen Anstiegen, zeigt sich das Stevens voll und ganz in seinem Element. Auf kniffligen Trails und steilen Abfahrten tut man sich eher schwer damit, vor allem aufgrund der Geometrie und des relativ kurzen Federweges. Aber dafür wurde es auch nicht designt. Mit etwas Tuning mutiert der Marathonrenner zu einem ordentlichen Touren-Bike: Ein 22er-Kettenblatt vorne statt einem 24er, verbessert merklich die Klettereigenschaften, sodass ich damit selbst am brutalen Schlussanstieg zum Anna-Schutz-Haus in Osttirol kaum aus dem Sattel musste. Conti-X-King-Reifen im Austausch gegen die sportlichen Schwalbe Rocket Ron und Thunder Burt machen zwar langsamer, bringen aber mehr Traktion und die gewünschte Sicherheit in Schotterkurven. Und für mehr Langstreckenkomfort habe ich die Originallenkergriffe gegen Ergon GX-1 getauscht. Das XTR-Komplettpaket funktionierte sowieso stets tadellos wie ein Quarzuhrwerk.

So entwickelte sich Zug um Zug eine neue Bike-Liebe. Zugegeben, mit Anlaufschwierigkeiten, denn schon nach den allerersten Kilometern nervte das Stevens mit höllischem Knarzen, was auch nach rund 1200 km nochmals auftrat. Das Fetten aller Innenlager und ein partieller Lagertausch konnten die Liebe schließlich noch retten.


FAZIT: mit weniger als 12 kg Gewicht ein robuster, Touren-tauglicher Marathon­renner. Allerdings eine Liebe auf den zweiten Blick, da die Beziehung mit nervtötendem Knarzen begann.


Funtionalität 4 von 6 Punkten
Haltbarkeit 5 von 6 Punkten

  Positiv überrascht: Ohne jegliche Beanstandung, und das über viele harte Monate, verrichteten die XTR-Schaltung und die XTR-Bremsen ihren Dienst. Foto: Daniel Simon
Positiv überrascht: Ohne jegliche Beanstandung, und das über viele harte Monate, verrichteten die XTR-Schaltung und die XTR-Bremsen ihren Dienst. 


DEFEKTE | WARTUNG


• 15 km: sämtliche Lager gefettet – Lautes Knarzen nervt gleich von Anfang an.
• 1218 km: Industrielager getauscht – Das Knarzen ist zurück! Zwei Industrielager am Wippendrehpunkt liefen rau, werden gegen neue Lager getauscht, andere Lager werden neu gefettet.
• 1313 km: Bremsbeläge gewechselt – Die Beläge der Shimano-XTR-Bremse haben für meine Verhältnisse
erstaunlich lange gehalten.


TUNING


• 50 km: Sitzkomfort erhöht – Der Oxygen-Sattel wurde gegen einen Selle Italia SLR getauscht.
• 70 km: Reifenwechsel – Schwalbe Rocket Ron und Thunder Burt mussten für mehr Grip und Pannenschutz den Conti X-King weichen.
• 200 km: Übersetzung optimiert – 22 statt 24 Zähne am kleinen Kettenblatt ebnen selbst lange
Kletterstücke und maximieren die Zeit im Sattel.
• 350 km: Griffe getauscht – Für mehr Komfort auf ausgedehnten Touren wurden die Ergon-GX-1- Schraubgriffe mit kleinem Flügel montiert.


Das sagen die Leser: "Da ich nicht der versierteste Fahrer bin, gleicht das Rad viel aus, und ich habe ein sehr sicheres Fahrgefühl. Grandios ist das Lockout für Gabel und Dämpfer mit nur einem Hebel." Sascha Weber, Facebook


Der Tester: Armin Herb, Fahrradjournalist; 57 Jahre/1,67 m/63 kg
Fahrerprofil: Als klassischer Touren-Biker bevorzugt Armin aussichtsreiche Uphills ohne Seilbahnunterstützung. Bergab fährt er am liebsten auf flowigen Trails.
Lieblingsgsreviere: Chiemgauer Alpen, Tirol, Trentino, Karwendel, Zugspitzregion


Beziehungs-Highlights: Hütten-Tour – Von Lienz in Osttirol hinein in den Nationalpark Hohe Tauern, 63 km und 2712 Höhenmeter. Kein Problem für das sanft getunte Marathon-Bike, nicht mal die Steilrampe zum Anna-Schutzhaus.

  Hütten-Tour: Von Lienz zum Nationalpark Hohe TauernFoto: Armin Herb
Hütten-Tour: Von Lienz zum Nationalpark Hohe Tauern
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