Jeanette Wunderl
· 26.06.2020
All Mountains sind die Alleskönner unter den Mountainbikes. Dieser universelle Anspruch gelingt jedoch nicht jedem Bike unserer Testgruppe. Welches der neun Test-Bikes hat das Zeug zum Musterschüler?
Hand aufs Herz. Wie geht es Ihnen, wenn Sie den Begriff "Musterschüler" hören? Die positiv oder negativ gefärbte Verknüpfung hängt – wie so oft – vom gewählten Betrachtungswinkel ab. Dem einen mag jetzt sofort der Begriff "Streber" durch den Kopf schießen. Genau wie damals, als der Typ mit der Nickelbrille und dem Strickpullover auf jede Lehrerfrage mit einem Fingerschnippen reagierte. Handelt es sich bei dem Musterschüler aber vielleicht sogar um das eigene Kind oder einen besonders gewissenhaften Menschen, auf den man sich verlassen muss, hat das Ganze schon wieder einen anderen Anstrich.
In Bezug auf unsere All-Mountain-Testgruppe ist der Musterschüler durchweg positiv besetzt. Denn: Es handelt sich um ein Fully mit ordentlichen Federwegsreserven, das einen weder bergauf noch bergab im Stich lässt und für wirklich jedes Gelände gewappnet ist. Ein Bike, das alle Facetten aus dem Effeff beherrscht. Durch den Federweg von 140 bis in Ausnahmefällen sogar 160 Millimetern liegt die Paradedisziplin der All Mountains zwar in der Abfahrt. Dennoch lassen sich Berge oder Touren mit über Tausend Höhenmetern bezwingen.
Um es vorwegzunehmen: Nicht allen unserer neun All Mountains im Test gelingt dieser Spagat. Sind entweder nur die Uphill- oder die Downhill-Qualitäten besonders stark ausgeprägt und gibt es Schwächen bei der Ausstattung, Verarbeitung oder Garantieleistung, fällt das Punktekonto auf Seite 68 dürftig aus. Nur die Klassenbesten, die alles können, finden sich vorne links in der Tabelle wieder. Wer jedoch einen Spezialisten sucht, der – metaphorisch ausgedrückt – vor allem rechnen oder schreiben kann, der wird beim Blick in die Punktetabelle ebenfalls fündig.
Im Vergleich zu 2019 gibt es einen positiven Trend zu verzeichnen. Die Bikes sind trotz gleichem Preisbereich leichter geworden. Mit durchschnittlich 14,13 Kilo inklusive Pedalen bringt das aktuelle Testfeld immerhin 270 Gramm weniger auf die Waage. Der Löwenanteil der Gewichtsersparnis steckt dabei in den Laufrädern, die trotz überwiegend solider Bereifung leichter geworden sind. Dafür wuchs das Rahmengewicht auf durchschnittlich 2800 Gramm ohne Dämpfer.
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