Sebastian Brust
· 15.09.2020
Findige Betrüger im Internet schaffen es immer wieder, sich das Vertrauen der Kunden zu erschleichen. Die Masche ist stets gleich, die Umsetzungen werden immer kreativer. Selbst wir sind reingefallen!
Findige Betrüger schaffen es immer wieder, sich im Internet das Vertrauen der kauflustigen Kundschaft zu erschleichen. Nicht einmal unsere Redakteure sind vor den verbrecherischen Machenschaften der Online-Gangster sicher. Wir selbst fielen bei unserer Suche nach den aktuell günstigsten MTB-Angeboten im Netz doch tatsächlich auf einen Fake Shop rein.
Die in
BIKE 10/2020
auf Seite 64 genannte Website mtb-markt.net (inzwischen offline) hätte uns mit dem im Nachhinein doch allzu verführerischen Angebot des Bulls Copperhead 3S (
hier im BIKE-Test
) als unseriös auffallen müssen. Der Rabatt von 300 Euro (rund 20 Prozent) auf das 1500-Euro-Hardtail war aber geschickt gewählt – nämlich nicht zu hoch – und die Shop-Seite so gut gemacht, dass uns der Betrug nicht aufgefallen ist. Dafür entschuldigen wir uns.
Weil irren menschlich und das Erinnern von Regeln immer wieder nötig ist, hier die wichtigsten Tipps, um einen Fake Shop erkennen zu können. Wir haben dazu die
allgemeinen Warnhinweise der Verbraucherzentrale
noch mit eigenen MTB-spezifischen Empfehlungen ergänzt:
Auffällige Internetadresse
Die eigentlich bekannte Netzadresse des Shops hat eine auffällige Erweiterung der Adresse um weitere Domainendungen – wie beispielsweise ".de.com" statt schlicht ".de"? Oder der Seitenname will so gar nicht zum Inhalt (also hier: Mountainbikes) passen? Verdächtig! Positives Gegenbeispiel :
www.liquid-life.de
– der Name der Bikeshop-Seite enthält eine Abkürzung der Firmenphilosophie und hat nichts mit Flüssigkeiten zu tun.
Unsichere Zahlungsweise
Man erkennt sogenannte Fake Shops oft daran, dass der Kunde am Ende nur noch die Möglichkeit hat, per Vorkasse zu zahlen. Das ist nicht kundenfreundlich und deutet auf Betrügereien hin. Am sichersten ist die Bezahlung per Rechnung – nach dem Erhalt der Ware – oder die Erteilung einer Einzugsermächtigung. Internet-Bezahldienste wie beispielsweise PayPal gehen auch.
Billig-Preise und volle Verfügbarkeit
Häufen sich im Vergleich zu den üblichen Preisen besonders günstige Angebote in einem Shop, sollten Sie aufpassen. Sind überall sonst vergriffene Modelle oder Rahmengrößen ganz selbstverständlich und am besten sofort lieferbar, ist ebenfalls höchste Vorsicht geboten. Es gilt: Ist ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, ist es vermutlich nicht wahr!
Falsche Gütesiegel
Manche Shops erfinden eigene Siegel. Ob ein Siegel rechtmäßig verwendet wird oder tatsächlich einen echten Mehrwert besitzt, kann man prüfen. Zum Beispiel schlicht durchs Anklicken. Ist das Siegel nicht mit dem entsprechenden Zertifikat des Siegel-Betreibers verlinkt, ist es wahrscheinlich eine Fälschung.
Kundenbewertungen
Kundenmeinungen sind manchmal irreführend. Ausschließlich oder überwiegend extrem positive Kommentare sind ein Warnzeichen – vor allem, wenn sie im Gegensatz zu einigen sehr negativen Bewertungen stehen, die auf Betrügereien hinweisen.
Impressum
Eine Website muss ein Impressum haben. Punkt. Aber das wissen mittlerweile auch die Internet-Betrüger, sodass auch Fake-Shop-Seiten häufig ein Impressum enthalten, welches sich jedoch meist als fragwürdig entpuppt. Ein seriöses Impressum enthält nachvollziehbare Angaben zum Shop-Betreiber – mindestens eine überprüfbare Adresse, den Namen der Vertretungsberechtigten, eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer und ggf. einen Verweis auf den Eintrag ins Handelsregister enthalten.
AGBs
Früher fielen Betrüger-Websites noch vermehrt durch holprige Formulierungen und schlechte Übersetzungen in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) auf. Inzwischen werden einfach die Texte von anderen Shops kopiert. Sie sollten heute unbedingt die Angaben zum Widerrufs- und Rückgaberecht auf irritierende Regelungen kontrollieren. Wenn das Widerrufs- oder Rücktrittsrecht sogar explizit ausgeschlossen wird – Finger weg!
Wer einem Fake Shop auf den Leim gegangen ist und schon Geld überwiesen hat, sollte sofort seine Bank kontaktieren und versuchen, die Zahlung zu stoppen. Das ist unter Umständen noch möglich, hängt aber stark vom individuellen Fall ab – es zählt meist jede Sekunde.
Diese Belege zum Online-Kauf sollten Sie immer sammeln und aufbewahren: Kaufvertrag, Bestellnachweise, Mails, aber auch ein Screenshot des Angebots – Fake-Shop-Seiten werden schnell auch wieder abgeschaltet.
In jedem Fall ist Internet-Betrug eine Straftat. Opfer sollten sich bei der nächsten Verbraucherberatungsstelle melden und bei der Polizei Stafanzeige erstatten.