Sram präsentiert die EX1 E-Bike-Schaltgruppe

Stefan Frey

 · 17.05.2016

Sram präsentiert die EX1 E-Bike-SchaltgruppeFoto: SRAM
Sram präsentiert die EX1 E-Bike-Schaltgruppe

Sram designt mit der EX1 die erste Antriebsgruppe speziell für E-Mountainbikes. Wie die Gruppe funktioniert und warum E-Bikes einen speziellen Antrieb brauchen – wir haben die Fakten.

Der Antrieb von E-MTBs zählt zu den besonders beanspruchten Bauteilen. Er muss nicht nur die Kraft des Fahrers, sondern auch die gesamte Motor-Power ans Hinterrad übertragen. Starker Kettenverschleiß und eine hohe Defektrate waren mit den klassischen Komponenten von motorlosen Mountainbikes ein nerviges, aber kaum vermeidbares Übel.

Weniger Verschleiß – längere Haltbarkeit

  Auch unter Volllast soll die EX1 von Sram dauerhaft haltbar sein.Foto: SRAM
Auch unter Volllast soll die EX1 von Sram dauerhaft haltbar sein.

Das will Sram mit seiner neuen Antriebsgruppe EX1 ändern. "Die Gruppe ist exakt an die Bedürfnisse von E-Mountainbikern angepasst", erklärt Markus Schneider, der verantwortliche Produkt-Manager bei Sram. Eine breitere, stabilere Kette alleine sei keine Lösung, um die Haltbarkeit zu erhöhen, daher habe man andere Wege gesucht. "Nur, wenn der Schaltvorgang definiert und akkurat abläuft, hält der Antrieb auf Dauer den gewaltigen Kräften am E-Mountainbike stand und die Kette wird geschont", erklärt Schneider.

Weniger Gänge – breitere Spreizung

  Die Kassette der EX1: Nur noch 8 Gänge am Heck, dafür 436 Prozent Gangspreizung.Foto: SRAM
Die Kassette der EX1: Nur noch 8 Gänge am Heck, dafür 436 Prozent Gangspreizung.

Zusätzlich hat Sram mit einem großen 48er- und dem kleinen 11er-Ritzel am Hinterrad die Gangspreizung noch einmal enorm erweitert: 436 Prozent stehen zur Verfügung. Allerdings wurde die Gangzahl auf acht reduziert. Das verwundert auf den ersten Blick, erweist sich jedoch im Fahrtest als stimmig. Wegen der hohen Leistung am E-MTB sind doppelte Gangwechsel eher die Regel als die Ausnahme. Bei vielen Schaltvorgängen schaltete man bei bisherigen Systemen mit einem Daumendruck über mehrere Gänge. Diese Möglichkeit schließt die EX1 kategorisch aus. Jeder Gangwechsel wird durch einen separaten Daumenklick ausgelöst. Nur so kann die Kette definiert über die Kassette wandern. Im Fahrtest bewies die EX1, dass der Plan der Ingenieure aufzugehen scheint. Die Schaltvorgänge laufen extrem sanft ab – auch unter Volllast. Etwas Eingewöhnung braucht man dafür, dass nur ein Gang pro Hebeldruck gewechselt werden kann.

Neue Vierkolben-Bremsanlage

  Der Hebel der Guide RE stammt von der bekannten Guide R.Foto: SRAM
Der Hebel der Guide RE stammt von der bekannten Guide R.
  Den Bremssattel übernimmt Sram von der bärenstarken Code.Foto: SRAM
Den Bremssattel übernimmt Sram von der bärenstarken Code.

Um den enormen Vortrieb zu drosseln, bringt Sram außerdem die Vierkolben-Bremsanlage Guide RE, die das Mehrgewicht eines E-Bikes zuverlässig im Zaum halten soll. Der Bremshebel wurde hierfür von der bekannten Guide R übernommen, die Hebelweite lässt sich werkzeuglos anpassen. Die Vierkolben-Bremszange entleiht sich der E-Bike-Stopper dagegen aus der downhill-erprobten Code. Gesinterte Beläge sollen hier die Haltbarkeit trotz der harten Bedingungen hoch halten.

Warum braucht es eigentlich eine spezielle E-Mountainbike-Schaltgruppe?

Wir haben bei EX1-Entwickler Henrik Braedt nachgefragt.

  Entwickler Henrik Braedt erklärt, warum es eine E-Bike-Schaltung braucht.Foto: SRAM
Entwickler Henrik Braedt erklärt, warum es eine E-Bike-Schaltung braucht.


EMTB: Wieso ein riesiges 48er-Ritzel?

Henrik Braedt: E-MTBs sollten mit einem Kettenblatt vorn auskommen. Das verbessert den Lauf der Kette und gibt eine bessere Führung. Außerdem birgt ein Schaltvorgang am Tretlager ein hohes Defektrisiko. Daher haben wir die gesamte Gangspreizung in die Kassette verlegt.


An herkömmlichen Antriebskomponenten gibt es Probleme mit der Dauerfestigkeit. Die meisten Antriebe reduzieren daher beim Schaltvorgang die Leistung.

Die Belastungen auf den Antrieb sind beim E-MTB bis zu dreimal höher als ohne Motor. Ganz oben auf der Anforderungsliste stand deshalb neben dem Fahrspaß die Robustheit. Die Belastungen auf den Antriebsstrang sind mit großen Ritzeln deutlich tiefer. Man kann mit der EX1 zu jedem Zeitpunkt – auch unter Volllast – die Gänge wechseln, ohne dass es im Getriebe kracht. Das ist mit keiner bisher existierenden Schaltung möglich.


Beim Mountainbike sind elf Gänge die Regel, warum sind es bei der EX1 nur acht?

Wir haben festgestellt, dass E-Biker fast immer zwei Gänge auf einmal schalten, da die Beschleunigung mit Motor sehr viel höher liegt. Wir hatten kein Limit bei der Entwicklung. Acht Gänge haben wir gewählt, weil damit unsere Tests am erfolgreichsten ausgefallen sind.

Die Sram EX1 im Detail


Kurbel und Kettenblätter

  Die EX1-Kurbel kann mit den gängigsten Antrieben kombiniert werden.Foto: SRAM
Die EX1-Kurbel kann mit den gängigsten Antrieben kombiniert werden.
  Drei Kettenblätter mit 14, 16 und 18 Zähnen sind erhältlich.Foto: SRAM
Drei Kettenblätter mit 14, 16 und 18 Zähnen sind erhältlich.

Um den hohen Drehmomenten am E-Bike gerecht zu werden, haben die Entwickler eine spezielle Kurbel entworfen. Die soll besonders steif und haltbar sein und dennoch wenig wiegen. Die Alu-Kurbel soll mit den Antrieben von Bosch, Yamaha und Brose kompatibel sein und wird mit drei Kettenblatt-Größen – 14, 16 und 18 Zähne mit dem Sram-typischen X-Sync Design – erhältlich sein.


EX1 Schaltwerk

  Auch das EX1-Schaltwerk verfügt über eine Reibungsbremse, die Kettenschlagen verhindern soll.Foto: SRAM
Auch das EX1-Schaltwerk verfügt über eine Reibungsbremse, die Kettenschlagen verhindern soll.

Hohes Drehmoment und niedrige Trittfrequenzen – das sind die Herausforderungen, denen sich ein Schaltwerk am E-Bike stellen muss. Das Alu-Schaltwerk der EX1 wiegt 289 Gramm und ist mit den bekannten Technologien – X-Horizon, X-Sync-Schaltröllchen sowie der Reibungsbremse Roller Bearing Clutch ausgestattet. Es schafft maximal 48 Zähne und natürlich nur die acht Gänge der EX1-Kassette.


EX1 Schalthebel

  Am Schalthebel kann jeweils nur noch ein Gang pro Betätigung gewechselt werden.Foto: SRAM
Am Schalthebel kann jeweils nur noch ein Gang pro Betätigung gewechselt werden.

Im Prinzip funktioniert der EX1 Schalthebel wie jeder Hebel von Sram, mit dem Unterschied, dass er pro Schaltvorgang lediglich einen Gang schalten kann. Das soll vor allem die nötige Schaltpräzision am E-Bike erhöhen und das Überschalten von Gängen verhindern. Der Hebel ist Matchmaker-kompatibel und wiegt 122 Gramm.


Die Kassette

  450 Euro für acht Stahl-Ritzel sind happig. Dafür soll der Verschleiß gering sein.Foto: SRAM
450 Euro für acht Stahl-Ritzel sind happig. Dafür soll der Verschleiß gering sein.

Mittlerweile sind wir beim Mountainbike bei 12 Ritzeln am Heck angelangt. Bei der E-Bike-Schaltung reduziert Sram allerdnigs die Ritzelzahl auf 8. Zudem wird die Kassette komplett aus Stahl gefertigt, um den hohen Kräften durch den Antrieb Stand zu halten. Ein Rückschritt? Laut Sram nicht. Acht Ritzel und die teilweise sehr großen Gangsprünge sollen exakt dem Schaltverhalten auf dem E-Bike entsprechen. 11 - 48 Zähne werden bei der EX1 auf acht Gänge mit einer Gangspreizung von 436 Prozent verteilt. Die Abstufung im Detail: 11-13-15-18-24-32-40-48 Zähne.


Breitere Kette

  Auch die Kette wurde den härteren Anforderungen angepaßt und ist nun wieder breiter.Foto: SRAM
Auch die Kette wurde den härteren Anforderungen angepaßt und ist nun wieder breiter.

Natürlich wurde auch die Kette auf die Bedürfnisse am E-Bike angepasst und fällt breiter aus, als eine herkömmliche Mountainbike-Kette. Dadurch soll sie auch wesentlich stabiler sein und zudem leiser und geschmeidiger über die Ritzel gleiten.

Die Preise der Sram EX1 im Überblick


Unbekanntes Element