BIKE Magazin
· 17.09.2015
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde die neue Shimano XTR präsentiert, nun ist sie im Handel: Wir sind 2000 Kilometer mit der Top-Schaltgruppe von Shimano gefahren. Top oder Flop?
Getestet: 2 x 11 Side Swing/langer Käfig
Matsch und Schnee konnten Schaltwerk und Umwerfer fast nichts anhaben. Leit- und Führungsrolle sehen aus wie neu, nur am Umwerferblech sieht man deutliche Gebrauchsspuren. Der neue Side-Swing-Umwerfer sowie das Schaltwerk schalten kraftvoll und präzise, eine exakt justierte XT-Gruppe schaltet aber auch nicht schlechter. Der Shadow-Plus-Hebel ist etwas fummelig. Dafür kann man die Federspannung nun exakt einstellen: von beinhart bis leicht (geringe Bedienkräfte).
Getestet: 2 x 11 Race, 36/26 Zähne, 175 mm
Bereits nach wenigen hundert Kilometern sahen die Kurbelarme aus, als wäre jemand mit dem Schmirgelpapier drübergegangen. Hier scheint die Beschichtung nicht so widerstandsfähig zu sein wie bei den Vorgängerkurbeln. Wegen der 36/26-Abstufung fuhren wir fast ausschließlich auf dem großen Kettenblatt. Das besteht aus einem Mix aus Alu und Carbon-Faser-verstärktem Kunststoff und sieht nach 2000 Kilometern noch sehr gut aus. Der kleinste Gang mit 26–40 Zähnen entspricht etwa 24–36 bei 10fach-Schaltungen. Beim Pressfit-Innenlager läuft die rechte Seite bereits etwas rau.
Getestet: HG 900-11
Die laufrichtungsgebundene Elffach-Kette der XTR ist nicht dieselbe wie die der Elffach-Rennradgruppen. Bei der Haltbarkeit enttäuschte uns die speziell beschichtete Kette allerdings: Bereits nach 1500 Kilometern war das 50 Euro teure Bolzen-Laschen-Konstrukt laut Verschleiß-Lehre reif zum Wechseln. Das geringe Gewicht der schmalen 11-fach-Kette scheint auf Kosten der Haltbarkeit zu gehen. Ein günstigeres, etwas schwereres Modell bietet Shimano auch an. Die dürfte etwas langlebiger sein. Diese Vermutung bestätigte unser Verschleiß-Test der Elffach-Antriebe in BIKE 10/2015. Er zeigte, dass die 11-fach-Kette der Shimano XTR schneller verschleißt als das alte 10-fach-Modell der XTR.
Getestet: CS-M9000, 11–40 Zähne
Nachdem wir nach 1500 Kilometern eine neue Kette montiert hatten, rutschte sie unter Last übers 11er-Ritzel drüber. Alle anderen Ritzel der 300 Euro teuren Kassette funktionierten allerdings einwandfrei. Das verwundert nicht, bestehen doch sechs der Ritzel (19 bis 35 Zähne) aus Titan. Doch wir sehen ein anderes Problem: Durch die enge Kurbelabstufung (36/26) nutzt man bei Geschwindigkeiten über 25 km/h fast nur die kleinen Ritzel. Die verschleißen schneller, da sich die Kettenlast auf weniger Zähne verteilt als bei größeren Ritzeln.
Getestet: SL-M9000 2/3 x 11-fach mit Schelle
Die Schalthebel der XTR waren bereits in der Vergangenheit schlanker und filigraner als die der günstigeren Gruppen. Das setzt die 2015er-XTR fort. Bestehende Eigenschaften wie das Schalten von mehreren Gängen mit Zeigefinger- und Daumenhebel hat Shimano übernommen. Die Schaltvorgänge sind sehr direkt. Der Hebelweg am Umwerfer unterscheidet sich nicht spürbar von einer aktuellen XT. Die abgedichteten Zughüllen samt der Polymer-beschichteten Züge funktionieren nach 2000 Kilometern einwandfrei und reibungsarm.
Die Elffach-XTR-Gruppe ist wie ein Ferrari-Motor: ein absolutes Highend-Produkt mit tadelloser Funktion bei geringstem Gewicht, allerdings teuer im Unterhalt. Verhältnismäßig hoher Verschleiß.
Funktionalität ■ ■ ■ ■ ■ ■ (6 von 6 Punkten)
Haltbarkeit ■ ■ ■ (3 von 6 Punkten)
* alle Gewichte: BIKE-Messung