Florentin Vesenbeckh
· 13.11.2018
Wie lange hält der Akku von E-Bikes? Die Reichhöhe ist ein Knackpunkt bei E-Mountainbikes. E-Bike-Mastermind Lutz Scheffer erklärt, wie sie länger kurbeln.
„Wer dumm fährt, schafft mit einem E-Bike-Akku 1000 Höhenmeter, wer schlau ist, 1500 … Und dabei kann ich trotzdem den Turbo-Modus geniessen.“ So lautet die Aussage von Lutz Scheffer. Wir haben im Interview nachgefragt:
Reicht der Akku, oder reicht er nicht, das ist eine der Schlüsselfragen bei E-MTB-Touren. Wie löse ich das Dilemma?
Entscheidend ist eine saubere Touren-Planung. Auf der 700-Höhenmeter-Hausrunde brauche ich mir keine Gedanken übers Akku-Management zu machen. Spannend wird es ab rund 1400 Höhenmetern, wenn ich nur einen Akku mitnehmen möchte. Das A und O für die Planung sind übrigens die Höhenmeter, nicht die Strecke. Das gilt im Mittelgebirge genauso wie in den Alpen.
Wie kann ich meine Reichhöhe beeinflussen?
Den größten Effekt hat die Unterstützungsstufe. Schraube ich sie runter, muss ich selbst mehr Leistung bringen, der Motor weniger schuften. Das heißt: konsequent die Unterstützung runterschalten, sobald es flacher wird. Die höchste Unterstützungsstufe gibt’s nur im Steilen. So kann ich Fahrspaß und Sparsamkeit kombinieren. Schwierig wird’s, wenn ich anspruchsvolle Trails bergauf fahre, denn da brauche ich fast zwingend den Turbo-Modus.
Was kann ich sonst tun, um weiter zu kommen?
Viele E-Biker machen den klassischen Fehler, zu langsam zu treten. Der Motor animiert dazu, die Füße hochzulegen. Dabei wird der Wirkungsgrad der Motoren bei hoher Trittfrequenz immer besser. E-Biker sollten eine Frequenz von über 80 Umdrehungen pro Minute anstreben und lieber zu schnell als zu langsam treten. Also besser weniger Pedaldruck aufbringen und dafür schneller kurbeln.
Wie wirkt sich das aus?
Bei einer Drehzahl von 60 bis 65 liegt der Wirkungsgrad des Motors bei rund 50 Prozent, zwischen 90 und 100 Umdrehungen steigt er auf 70 Prozent. Das ist ein riesiger Unterschied, der sich voll in der Reichhöhe niederschlägt. Dafür ist eine passende Übersetzung nötig. Einige Hersteller verstehen nicht, dass auch ein Bike mit Motor einen leichten Berggang braucht, denn sonst kann ich an Rampen keine hohe Frequenz fahren.
Wie viel Höhenmeter kann ich gutmachen?
In Summe kommt einiges zusammen. Wer dumm fährt, schafft 1000 Höhenmeter, wer schlau spart 1500 – und dabei kann ich trotzdem die Steilstücke im Turbo-Modus fahren. Wenn ich ausschließlich im Eco-Modus bleibe, kann ich theoretisch sogar dreimal so weit fahren wie bei Dauer-Vollgas.
Welche Rolle spielen Gewicht und Rollwiderstand?
Grammsparen bei der Ausrüstung macht mit Blick auf die Reichhöhe kaum Sinn, denn erst ein Gewichtsunterschied von rund fünf Kilo bringt spürbare Unterschiede. Beim Reifen gibt es zwei wichtige Faktoren: Rollwiderstand und Schlupf. Wer im Gelände fährt, kommt mit einem sehr griffigen Reifen viel weiter, als mit einem gut rollenden Pneu. Denn wenig profilierte Reifen haben mehr Schlupf, das senkt den Wirkungsgrad und kostet Reichhöhe. Nur auf sehr flachen Touren mit befestigten Wegen kann ein Reifen mit geringem Rollwiderstand seine Stärken ausspielen.