Fazua Firmware-UpdateFazua Ride 60 jetzt 2.0

Adrian Kaether

 · 23.05.2023

Über die Toolbox-Software und den PC wird die neue Firmware bei Fazua-Bikes aufgespielt.
Foto: Adrian Kaether

Klein, leicht und kraftvoll: Mit dem Ride 60 ist Fazua vor allem in Sachen Leistung ein großer Wurf gelungen. Speziell beim Ein- und Aussetzen hatte der Motor aber noch Nachholbedarf. Ein Firmware-Update soll jetzt Besserung bringen. Wir konnten das Update bereits fahren.

60 Newtonmeter und bis zu 450 Watt, bei einem Systemgewicht von nur 4,2 Kilogramm. Unter den Light-Motoren ist der Fazua Ride 60 ein echter Kraftprotz und war dank guter Reichweite, hoher Standfestigkeit und geringem Betriebsgeräusch unser Favorit im Motorentest von leichten Antrieben.



Fazua Ride 60: Schwächen beim Anfahren und Einsetzen

Allerdings: Speziell beim Einsetzen zeigte der Motor noch Schwächen. Sowohl beim Anfahren am Berg, als auch bei einer kurzen Tretpause im Uphill – etwa durch eine enge Kurve, oder über eine schwierige Schlüsselstelle – gewährte sich der Ride 60 eine spürbare Verzögerung, bis der Antrieb wieder einsetzte. Als ‘Pedal-Gap’ bezeichnete das der bayerische Hersteller. Oft musste man aus eigener Kraft die Kurbel eine halbe Umdrehung bewegen, erst dann war wieder Schub vom Antrieb zu spüren.

Das von Fazua als Pedal-Gap bezeichnete, leicht verzögerte Einsetzen des Motors sorgte insbesondere in anspruchsvollen Schlüsselstellen für wenig Euphorie.Foto: Markus Greber
Das von Fazua als Pedal-Gap bezeichnete, leicht verzögerte Einsetzen des Motors sorgte insbesondere in anspruchsvollen Schlüsselstellen für wenig Euphorie.

Im Vergleich mit der oft wesentlich reaktionsfreudigeren Konkurrenz ein klares Manko, das Fazua schon im Herbst 2022 per Firmware-Update beheben wollte. Jetzt, fast ein halbes Jahr später, ist das Update endlich da. Auf einer ersten Test-Runde mit Fazua am Gardasee und später auch mit eigenen Bikes im Umfeld der Münchener Redaktion konnten wir uns einen ersten Eindruck von den neuen Manieren des Motors verschaffen.

Eine echte Verbesserung? Die neue Fazua-Firmware im Test

Aufgespielt wird die neue Firmware übrigens wie bei Fazua üblich über die USB-C Schnittstelle auf dem Oberrohr und die Toolbox-Software auf dem PC. Over-the-air Updates per App sind bei den mittlerweile zu Porsche gehörigen Bayern noch nicht möglich. Einmal aufgespielt, kann das Bike einfach wieder abgesteckt werden und die Firmware ist auf dem neuesten Stand.

Schon beim ersten Anrollen macht sich das Update bemerkbar. Wer das verzögerte Einsetzen des Fazua Ride 60 gewohnt ist, wird jetzt von einem relativ direkten Antritt positiv überrascht und auch während der Fahrt klebt der E-Bike-Motor noch besser am Fuß und reagiert schneller auf den wechselnden Pedalinput des Fahrers. Das Unterstützungsgefühl ist aber unverändert und fühlt sich nach wie vor mehr nach E-Bike als nach Bio-Bike an. Untenrum gibt’s moderaten Vortrieb, erst bei sportlicher Fahrerleistung und Kadenz wird die recht hohe Antriebsleistung freigesetzt. Lastspitzen glättet der Fazua jetzt deutlich und trägt den Fahrer sanft über die Totpunkte hinweg. So entsteht ein angenehmer und gleichförmiger Schub.

Auf dem Prüfstand macht dem Fazua keiner etwas vor. Echte 59 Newtonmeter und über 450 Watt im Boost sind kraftvoll, erst recht für einen Light-Antrieb.Foto: Adrian Kaether
Auf dem Prüfstand macht dem Fazua keiner etwas vor. Echte 59 Newtonmeter und über 450 Watt im Boost sind kraftvoll, erst recht für einen Light-Antrieb.

Fazu Ride 60 Update: Pedal-Gap jetzt konkurrenzfähig, Verbesserungen in Details

Vor allem dank des verbesserten Einsetzens liegt der Fazua Motor jetzt auch beim Anfahren und bei der Modulation auf einem Niveau mit der Konkurrenz. Shimanos EP8 oder der Specialized SL Antrieb setzen mit ähnlicher Verzögerung ein, Boschs CX oder gar TQ mit dem HPR 50 und Yamaha mit dem PW-X3 sind aber beim Antritt noch deutlich direkter. Was bleibt, ist das spürbare Ein- und Aussetzen des Fazua-Motors, das sich auch akustisch mit einem leichten “Klack” bemerkbar macht und teils auch mit leichten Lastwechseln einhergeht. Kein Beinbruch, von Shimano kennt man das in ähnlicher Weise.

Ebenfalls gelungen: Ein Power-Loch nach dem Ende der Boost-Funktion, wie wir es von den ersten Tests mit Fazuas Ride 60 kannten, konnten wir mit der neuesten Firmware nicht mehr provozieren. Außerdem lässt sich der Ride 60 dank ANT+ I LEV jetzt mit üblichen Bike-Computern verbinden wie Garmin und Wahoo. Und nicht zuletzt soll auch das Problem mit plötzlich aussetzenden und nicht wieder zu belebenden Akkus behoben worden sein. Wir kennen das zum Glück nicht aus eigener Anschauung, andere Medien hatten in ihren Tests aber wohl weniger Glück.

Schiebehilfe und Remote: Hier gibt es noch Nachholbedarf für Fazua

Unverändert bleibt die Ring-Control und ist damit gerade bei der Haptik nicht unser Favorit unter den Bedieneinheiten. Sie wirkt manchmal etwas wackelig und bleibt zum Teil in der Endstellung hängen. Bei einem unserer Testbikes für die neue Firmware war außerdem viel Druck in der Endstellung notwendig, um die U-Stufen umzuschalten, oder Boost und Schiebehilfe zu aktivieren. Schade, denn gerade die geringen Bedienkräfte sprechen ja sonst für das Kippschalter-Design von Fazuas Remote.

Die Ring Control steuert die Fahrmodi, Schiebehilfe und optional auch ein Licht. Leider ist das Feedback beim Umschalten nur mäßig. Die Konstruktion ist wackelig, was sich wenig wertig anfühlt.Foto: Markus Greber
Die Ring Control steuert die Fahrmodi, Schiebehilfe und optional auch ein Licht. Leider ist das Feedback beim Umschalten nur mäßig. Die Konstruktion ist wackelig, was sich wenig wertig anfühlt.

Die Schiebehilfe wurde dagegen deutlich verbessert. Sie erreicht nun erstmals sowohl eine brauchbare Endgeschwindigkeit als auch ein hohes Drehmoment und schiebt das Bike am Ende kräftig vorwärts. Das Problem: Die Schiebehilfe setzt zunächst so dezent ein und beschleunigt so langsam, dass die kräftige Unterstützung und eine gute Geschwindigkeit erst nach etwa 10 Metern erreicht werden. Speziell im steilen Gelände muss also erst der Fahrer das Bike vorwärts schieben, bevor die Schiebehilfe wirklich diesen Job übernimmt. Für lange Schiebepassagen bei moderater Steigung geht der verlängerte Anlauf in Ordnung. Die Schiebehilfe nur auf einer kurzen und steilen Schlüsselstelle bergauf zu nutzen, ergibt aber nach wie vor wenig Sinn. Hier sollte Fazua unbedingt noch nachbessern.

Fazit Adrian Kaether, Redakteur EMTB

Über ein halbes Jahr haben wir auf dieses Update gewartet. Mit der neuen Firmware und dem deutlich direkteren Einsetzen hat Fazua beim Ride 60 nun aber einen wesentlichen Kritikpunkt ausgemerzt und damit den kräftigen und leisen Leicht-Antrieb noch spannender gemacht. Wir bleiben gespannt, ob weitere Sprünge in der Fahrdynamik über Firmware-Updates möglich sind. Aber schon jetzt ist klar: Der Fazua ist und bleibt einer der besten Light-Antriebe am Markt.
EMTB-Redakteur Adrian Kaether.Foto: Georg Grieshaber
EMTB-Redakteur Adrian Kaether.