Alternative E-MTB-AntriebeMinimal Assist oder Power-Motoren

Markus Greber

 · 20.04.2021

Alternative E-MTB-Antriebe: Minimal Assist oder Power-MotorenFoto: Markus Greber
Unauffällig oder mit voller Power

Mittelmotor ist nicht gleich Mittelmotor. Neben den klassischen Varianten gibt's zwei weitere Antriebe beim E-MTB: Superstarke Power-Antriebe und leichte Minimal-Assist-Systeme.

Eines ist allen E-MTB-Motoren im sportlichen Segment gemeinsam: das System Mittelmotor. Durch seine günstige Schwerpunktlage hat der Antrieb im Tretlagerbereich unschlagbare Vorteile. Doch Mittelmotor ist nicht gleich Mittelmotor. Denn neben den klassischen Varianten mit etwa 80 bis 90 Newtonmetern maximalem Drehmoment haben sich zwei weitere Antriebe gesellt: superstarke Powerantriebe und schwächere Minimal-Assist-Systeme. Wir zeigen die Besonderheiten dieser speziellen E-MTB-Antriebe.

Power-Antriebe bei E-Bikes

Eigentlich muss man mit diesen E-Motoren auch bei steilsten Anstiegen nur die Beine fallen lassen. Den Rest erledigen die Motoren mit ihrer brachialen Power. Jenseits von 100 Newtonmeter Drehmoment und über 600 Watt an maximaler Leistung stehen in den technischen Datenblättern der Leistungsmonster von TQ und Sachs. Das sind auch die einzigen Hersteller, die Power-Antriebe für E-Mountainbikes anbieten. Und ein paar E-MTB-Schmieden sind auf den Zug aufgesprungen. Der größte Hersteller, der Bikes mit Power-Antrieb anbietet, ist Haibike. Vor zwei Jahren sorgten die Schweinfurter mit der Flyon-Serie für Furore. Doch für so viel Leistung zahlt man einen hohen Preis, und zwar nicht nur finanziell. Erstens sind die Motoren und die zugehörigen Batterien nicht gerade leicht. Zweitens brauchen sie, zumindest im Vollgas-Modus, eine Menge Strom und saugen die Akkus im Nu leer. Zudem können sie mit der Begrenzung auf 25 km/h ihr wahres Potenzial gar nicht nutzen. Trotzdem haben sogenannte Power-E-Bikes ihre treue Fangemeinde, die einfach Spaß an purer Power hat.

  Der TQ-Antrieb im Haibike Flyon liefert 120 Newtonmeter Drehmoment.Foto: Markus Greber
Der TQ-Antrieb im Haibike Flyon liefert 120 Newtonmeter Drehmoment.
  Nicht nur TQ Systems baut starke Power-Antriebe für E-MTBs, …Foto: Markus Greber
Nicht nur TQ Systems baut starke Power-Antriebe für E-MTBs, …
  … sondern auch Sachs.Foto: Markus Greber
… sondern auch Sachs.

Minimal Assist E-MTB-Antrieb

Das Gegenteil der Power-Bikes sind E-MTBs mit Minimal Assist-Motoren. Wie der Name schon sagt, sind sie nicht auf Leistung getrimmt, sondern sollen eine eher unauffällige Unterstützung bieten. Dafür sind die Motoren klein und leicht. Und so sieht man manch einem Minimal Assist-Bike gar nicht an, dass es ein E-MTB ist. Mit Gewichten zwischen 16,5 und 20 Kilo sind diese neuen, schlanken E-Bikes um einiges leichter als klassische E-MTBs und fahren sich dadurch spürbar spritziger. Minimal Assist-Bikes haben erst gar nicht den Anspruch auf ein Flow-Erlebnis an steilsten Uphills. Vielmehr wollen sie das Mehrgewicht eines leistungsstarken Fahrwerks und soliden Laufrädern ausgleichen und verstehen sich bei Trail- und Enduro-Bikes eher als Aufstiegshilfe. Der bekannteste Minimal Assist-Antrieb ist der Fazua, mit dem das Lapierre E-Zesty vor zwei Jahren eine Vorreiterrolle einnahm. Auch Specialized brachte kürzlich mit dem Levo SL ein Minimal Assist-Bike auf den Markt, befeuert mit einem kleinen Motor der Firma Mahle. Die deutsche Antwort darauf kommt von Rotwild mit dem R.X375 Ultra. Dieses Bike wird sogar vom leistungsstarken Shimano EP8-Motor befeuert. Dafür muss es mit einer kleinen 375 Wh-Batterie auskommen.

Für die wirklich leichten Modelle aus den Minimal Assist-Serien muss man allerdings tief in die Tasche greifen: Unter 5000 Euro gibt es nichts, für die Modelle von Specialized und Rotwild wandert eher das Doppelte über den Ladentisch. Besonders spannend sind diese Bikes für alle, die sich vom Motor nur einen leichten Rückenwind versprechen. Sie schlagen die Brücke zwischen klassischem Mountainbike und E-MTB.

  Unauffällig: Das Lapierre E-Zesty ist leicht und sieht fast aus wie ein Bike ohne Motor.Foto: Markus Greber
Unauffällig: Das Lapierre E-Zesty ist leicht und sieht fast aus wie ein Bike ohne Motor.
  Es fährt sich auch so. Mit herausgenommener Motor-/Batterieeinheit (3,5 Kilo) kann man das E-Zesty sogar als klassisches Enduro ohne Motor nutzen.Foto: Markus Greber
Es fährt sich auch so. Mit herausgenommener Motor-/Batterieeinheit (3,5 Kilo) kann man das E-Zesty sogar als klassisches Enduro ohne Motor nutzen.
  Beim leichten Fazua-Antrieb lässt sich die Antriebseinheit mit wenigen Handgriffen aus dem Bike nehmen. E-MTBs mit Fazua-Motor gibt's vom Hardtails bis zum Enduro.Foto: Markus Greber
Beim leichten Fazua-Antrieb lässt sich die Antriebseinheit mit wenigen Handgriffen aus dem Bike nehmen. E-MTBs mit Fazua-Motor gibt's vom Hardtails bis zum Enduro.