Ein bisschen fühle ich mich wie Batman inkognito, als ich das Bike mit der futuristischen X-Sense-Carbon-Felge aus dem Auto hebe. Ein paar umherstehende Biker werfen mir verstohlene Blicke zu. Einer druckst herum. "Sind das Prototypen?", fragt er schließlich. "Nein", antworte ich, "die sind schon zu haben."
Diese vier Felgenkonzepte finden Sie im Test:
- Notubes ZTR Bravo Team
- Alchemist X-Sense 7.33
- Kuroshiro Enso 747 / Tune Skyline
- AX-Lightness Enduro 27.5C
Willkommen in der Zukunft!
Als die Bike-Hersteller Kohlefaserverbundstoffe, kurz Carbon, als Rahmenmaterial entdeckten, waren die Rahmen in ihrem Design quasi identisch mit den Alu-Pendants. Heute weiß man die speziellen Materialeigenschaften von Carbon besser zu nutzen und beherrscht Fertigungsprozesse, die scheinbar keine Grenzen mehr kennen. Wer sich die komplexen Formen moderner Fully-Rahmen ansieht, weiß, wovon die Rede ist. Bei den Felgen könnte dieselbe Entwicklung anstehen. Hier scheint man bisher auch lediglich die Werkstoffe ausgetauscht zu haben – was vorher in silbrig glänzendem Leichtmetall gefertigt wurde, ist halt jetzt in Carbon umgesetzt. Wer heute eine Highend-Carbon-Felge kauft, kann diese äußerlich kaum von ihren Alu-Gegenstücken unterscheiden. Leichter, steifer und teurer zwar, aber sonst fast identisch. Und das trotz zweier Herstellungsprozesse, die unterschiedlicher kaum sein könnten (siehe unten).
Aber langsam kommt Bewegung in die Sache. Erste findige Entwickler beginnen zu fragen, ob man mit den Möglichkeiten von Carbon – losgelöst von den bisherigen Konventionen – nicht noch bessere Felgen bauen kann. Wir haben uns vier neuartige Felgenkonstruktionen angesehen. Das Spektrum reicht von einer Notubes ZTR Bravo, die in ihre Hohlkammerkonstruktion vertikalen Flex integriert, bis hin zu skurril anmutenden Konstruktionen wie der Alchemist X-Sense, die fast schon einem Science Fiction entliehen scheint. Mit allen vier Testkandidaten und ihren futuristischen Hightech-Konstruktionen betreten die Hersteller Neuland. Alle nutzen die konstruktiven Möglichkeiten von Carbon auf einem bisher nie dagewesenen Niveau. Innovativ anders, aber leider auch sündhaft teuer. Um zu klären, ob diese, neben einem erleichterten Konto, auch erfahrbare Vorteile bringen, und ob auch Batman sie für gut befinden würde, haben wir sie sowohl im Labor, als auch auf dem Trail gründlich durchgecheckt.
FELGENFORMEN UND HERSTELLER
Die klassische Alu-Hohlkammerfelge markiert die über Jahrzehnte vorherrschende Grundform, die auch heute noch Carbon-Felgen klar dominiert. Es geht aber auch anders. Die Kuroshiro Enso 747 zum Beispiel ist eine breite Einwandfelge, die sich über den kleinen, zickzackförmig verlaufenden Kanal ihre hohe Steifigkeit holt. Die Hohlkammer ist hier auf ein absolutes Minimum reduziert. Bei der AX-Lightness Enduro wird der große Zentralkanal durch eine 0,2 mm (!) starke Carbon-Lage gedeckelt. Die breiten Schultern sind dabei flexibel konstruiert. Die Alchemist X-Sense nutzt das Design-Potenzial des Werkstoffs noch extremer. Ihre Trapez-Hohlkammer ist asymmetrisch, und die Speichenlöcher sind für ein luftdichtes Felgenbett auf kleine seitliche Simse ausgelagert. Auffallend: die extrem großen Wandstärkenunterschiede der letzten beiden Modelle, die den Felgen die Möglichkeit geben sollen, auf harte Schläge leicht elastisch zu reagieren.

Klassische Hohlkammerfelge (hier in Alu)

Kuroshiro Enso 747 (Plus-Felge)

AX-Lightness Enduro 275C

Alchemist X-Sense 7.33


Die zuerst noch geraden Profilstränge werden dann vorsichtig gebogen, geschnitten und in Ringen zur Felge verschweißt bzw. gesteckt. Erst dann werden die Speichenlöcher gebohrt.

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