Ludwig Döhl
· 26.05.2021
Wer seine MTB-Federgabel nicht zerlegen oder zum Service schicken will, kann mit einfachen Kniffen das Ansprechverhalten der Gabel kurzfristig verbessern.
Viele Hersteller geben lächerlich kurze Service-Intervalle für ihre Federelemente vor. So manche Federgabel am Mountainbike sollte, laut Hersteller, alle 50 Stunden runderneuert werden. Ist das wirklich nötig? Fakt ist: Federgabeln funktionieren nach den ersten 50 Betriebsstunden tatsächlich schlechter als im Neuzustand. Damit eine Federgabel trotz Verwindung beim Bremsen oder Lenken noch federn kann, muss die Passung zwischen Buchsen und Gleitflächen an den Standrohren relativ locker sein. Auch die Staubabstreifer liegen nur leicht an den Gleitflächen der Standrohre an. Somit wird die Gabel auch nur mäßig abgedichtet. Dadurch gelangen Staub und Schmutz von außen leicht in das Innere des Gabel-Castings. Anders herum kann auch Schmieröl über die Staubabstreifer aus dem Gabelinneren austreten. So oder so: Die Funktion der Gabel nimmt von Fahrt zu Fahrt ab.
Ein Service der kompletten Gabel ist deshalb aber noch nicht gleich nötig. Denn die modernen Dämpfungskartuschen haben kaum mehr Abrieb und damit auch nur einen sehr geringen Verschleiß. Außerdem ist der Ölkreislauf der Dämpfungskartusche vom zunehmend verschmutzten Schmieröl im Casting komplett getrennt. Das Dämpfungsöl hält also deutlich länger als das Schmieröl.
Die Praxis hat gezeigt: Eine Gabel alle 50 Betriebsstunden einem großen Service zu unterziehen, wäre übertrieben. Wer dagegen das Schmieröl regelmäßig erneuert, kann sich länger über eine geschmeidig ansprechende Federgabel freuen. Der kleine Gabel-Service dauert für geübte Schrauber nur etwa 20 Minuten und lässt sich ohne Spezialwerkzeuge durchführen. >> Hier geht's zum Schrauber-Workshop „MTB-Federgabel warten: Schmieröl erneuern
Den kleinen Service für den Dämpfer an ihrem Mountainbike können Sie sich übrigens sparen. Weil sich der Dämpfer im Heck deutlich weniger verwindet als die Gabel, kann er ab Werk besser gedichtet werden, ohne dass darunter seine Funktion leidet. Wer schon einmal die Luftkammer seines Dämpfers geöffnet hat, wird darin keinen Schmutz vom Trail gefunden haben. Wir empfehlen daher, den Dämpfer gemeinsam mit der Gabel einmal im Jahr zum großen Service in eine professionelle Werkstatt zu geben. Dort werden das Dämpfungsöl und alle dazugehörigen Dichtungen erneuert.
Wer seine Gabel nicht zerlegen oder zum Service schicken will, kann mit diesen einfachen Kniffen das Ansprechverhalten seiner MTB-Federgabel kurzfristig verbessern. Auf lange Sicht kommt man aber an einem vernünftigen Service nicht vorbei.
BIKE: Beim kleinen Gabel-Service tauscht man lediglich das Schmieröl der Gabel aus. Was passiert beim großen Service?
Carsten Wollenhaupt: Da werden zusätzlich alle Dichtungen in der Lufteinheit ersetzt und neu geschmiert. Das Öl in der abgeschlossenen Dämpfungskartusche und der Dichtungskopf der Dämpfung werden ausgetauscht. Außerdem werden, wie beim kleinen Service, das Schmieröl, die Staubdichtungen und die Schaumstoffringe gewechselt. Wir reinigen die Standrohre und befreien sie von alten Fettresten.
Könnte man den großen Service an Gabel und Dämpfer auch zu Hause in der eigenen Werkstatt durchführen?
Die Werkzeuge und Ersatzteile sind frei erhältlich. Man sollte aber schon wissen, was man tut. Beim Dämpfer braucht man außerdem Stickstoff für einen großen Service. Den hat man normal nicht zu Hause. Kurz: Der große Service kann in beiden Fällen selbst vorgenommen werden. Wer das noch nie gemacht hat, dem empfehle ich trotzdem, ein Servicecenter aufzusuchen.
Wie merkt man, dass ein Mountainbike-Fahrwerk in die Werkstatt muss?
Luftverlust, schlechtes Ansprechverhalten (kleiner Service) oder „Schlürf“-Geräusche beim Federn sind sichere Anzeichen dafür, dass sich ein Service lohnt.
Verliere ich die Garantie, wenn ich den kleinen Service an der MTB-Federgabel selbst durchführe?
Nein. Wenn der Service fachgerecht von einem selbst oder von einer Werkstatt durchgeführt wird, bleibt die Herstellergarantie erhalten.
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