Das Konzept
Mit dem Hyper Spark-Projekt verfolgte der schwedische Tuning-Profi Gustav Gullholm alias „ Dangerholm “ zwei Ziele: einerseits wollte er ein möglichst schnelles und effizientes Race-Fully bauen, andererseits sollte es das cleanste je gebaute Bike mit innen verlegten Zügen werden. Dafür ließ er sich von modernen Rennrädern und sogenannten Hypercars (exquisiteste Supersportwagen) inspirieren, um einem vollgefederten Mountainbike den gleichen schlanken und sauberen Look zu verleihen. Die Idee ist nicht neu, wie das Magura MCi Konzept-Bike vor knapp einem Jahr gezeigt hat. Auch an immer mehr Serienbikes werden Kabel und Züge über spezielle Vorbauten oder Steuersatzkappen ins Rahmeninnere geführt. Doch so konsequent und radikal wie am Hyper Spark hat die Kabelintegration noch niemand umgesetzt.

Andreas Timfält Für das Hyper Spark hat sich der schwedische Tuning-Profi von modernen Rennrädern mit ihren sauberen und vollintegrierten Cockpits inspirieren lassen.
„Es war mir wichtig, eine vollständig interne Kabelführung am Lenker zu haben, aber gleichzeitig sollte das Rad alle Funktionen eines modernen Bikes behalten. Deshalb kam es nicht in Frage, auf eine absenkbare Sattelstütze oder ein vom Lenker bedienbares Fahrwerks-Lockout zu verzichten.
Neueste Elektronische Bauteile wie die kabellose Sram AXS-Schaltgruppe oder das Live Valve-Fahrwerk von Fox haben mir die Umsetzung erleichtert, aber trotzdem waren noch viele Modifikationen nötig und dazu Einfallsreichtum gefragt. Deshalb habe ich ein spezielles Lenkanschlagssystem für den Spark RC SL-Rahmen gebastelt, um die intern verlegten Kabel nicht zu beschädigen. Außerdem musste ich den Lenker und die Federgabel modifizieren, um meine Kabelführung überhaupt erst realisieren zu können. Danach musste ich alles verstärken, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ich habe endlose Stunden investiert, um ein perfektes Finish zu erzielen. Denn obwohl das Bike so einzigartig und speziell ist, wollte ich ihm unbedingt einen 'Standard'-Look verleihen. Obwohl ich die meisten Teile in meiner Schrauberwerkstatt hergestellt habe, sollte alles so perfekt wie möglich aussehen. So, als ob es aus einer großen Forschungs- und Entwicklungsabteilung oder einer renommierten Designabteilung stammt.
Während die perlweiße Farbe 2021 im Trend liegt, soll das Hyper Spark-Projekt einen ersten Einblick geben, wie Mountainbikes in fünf oder mehr Jahren aussehen könnten. Trotzdem habe ich das Bike nicht für irgendwelche Ausstellungsräume gebaut, sondern um es zu fahren.“

Privatfoto Sorgt immer wieder mit seinen Tuning-Bikes für Aufsehen: der Schwede Gustav Gullholm.

Andreas Timfält 10,5 Kilo bringt das perlweiße, mit Elektro-Komponenten vollgepackte Hyper Spark mit Vario-Stütze und Fox Live Valve auf die Waage. Die sichtbaren Kabel beschränken sich auf ein Minimum.
Die technischen Highlights im Detail
Rahmen
Für einen cleanen Look wurden alle nicht mehr verwendeten Kabeleingänge abgedeckt. Die perlweiße Farbe heißt Oryx White und stammt eigentlich aus der Volkswagen-Palette.

Andreas Timfält Ausgangsbasis für das perlweiße Tuning-Bike ist ein Spark RC SL-Rahmen von Scott.

Andreas Timfält Ton in Ton: Bei der Lackierung bediente sich Dangerholm in der VW-Farbpalette.
Lenkanschlagbegrenzer
Eine der größten Herausforderungen war der Lenkanschlag, um sicherzustellen, dass die intern verlegten Kabel nicht beschädigt werden. Dafür sitzt eine handgefertigte Aluminiumplatte mit austauschbarem Anschlagstift direkt hinter dem Steuerrohr auf dem Rahmen. Sie umschließt den kompletten Gabelschaft- und Steuerrohrbereich und ist in Carbon gewickelt. Unter der handgefertigten Abdeckung befindet sich die Hardware, die am Gabelschaft befestigt ist und den Lenker daran hindert, zu stark einzuschlagen.

Andreas Timfält Unter der handgefertigten Abdeckkappe unter dem Vorbau sitzt der Lenkanschlagsbegrenzer.
Lenker
Damit die Bremsleitungen im Lenkerinneren verlaufen können, wurden Löcher gebohrt und die Bereiche außen mit Carbon umwickelt, um sie zu verstärken. Ein weiteres Loch gibt's am Gabelschaft, damit die Leitungen vom Vorbau eintreten können.

Andreas Timfält Eine der größten Herausforderungen während der zwei Jahre Bauzeit war die Kabelführung.
Federgabel
Im Gabelschaft wurden hinten Löcher gebohrt, damit die hintere Bremsleitung und die Fox Live Valve-Kabel in den Rahmen geführt werden können. Da es nie eine gute Idee ist, in den Gabelschaft zu bohren, wurde das Rohr hinterher stark verstärkt. Oben hat es eine "Sternmutter" mit massivem Aluminiumgewinde. Wenn die entfernt wird, kann man Lenker abziehen, ohne die Bremsschläuche zu entfernen, da diese durch eine Aussparung leicht nach oben ragen. Mit zusätzliche Führungen werden die Kabel an der Rückseite der Gabelkrone nach unten geleitet. Der Live Valve-Frontsensor, der normalerweise hinten an der Gabelbrücke sitzt, wurde modifiziert und sitzt am Bremssattel, damit das Kabel zusammen mit der vorderen Bremsleitung verläuft.

Andreas Timfält Vordere Bremsleitung und Live Valve-Kabel verlaufen gemeinsam entlang des linken Tauchrohrs zum Bremssattel.

Andreas Timfält Mit der Serienlösung gab sich Dangerholm nicht zufrieden. Deshalb sitzt am Hyper Spark der Frontsensor des Fox Live Valve am Bremssattel anstatt an der Gabelbrücke.
Laufräder
Die Syncros Silverton SL sind Vollcarbon-Laufräder. Die Felge, die Speichen und die Nabenflansche sind einteilig geformt. Dadurch haben sie durchgehende Fasern von einem Ende der Felge zum anderen, anstatt separate Speichen. Sie haben eine innere Felgenbreite von 26 Millimetern. Dazu sind Cushcore XC-Reifeneinsätze verbaut, um die Fahrqualität zu verbessern und zusätzlichen Pannenschutz zu haben.

Andreas Timfält Die Syncros-Carbonlaufräder wurden mit CeramicSpeed-Lagern aufgepeppt.

Andreas Timfält Im Inneren der Maxxis-Reifen soll die Pannenschutzeinlage von Cushcore Reifendefekte verhindern.
Schalthebel
Die Steuerungen für AXS-Schaltwerk und -Variostütze sind Zirbel Twister WE01. Man kann sagen, dass sie eine Mischung aus Daumen- und Drehgriff-Schalthebel sind. Ein Schaltring mit einem Abzug dreht sich um den Lenker, mit Magneten innerhalb der Federn. Man hat einen Klick in jede Richtung: Um in einen niedrigeren Gang zu schalten, drückt man mit dem Daumen nach unten, in einen höheren Gang nach oben. Man kann sie aber auch gedrückt halten, um mehrere Gänge zu schalten. Die Kabel der Zirbel-Twister werden normalerweise an eine Sram AXS BlipBox angeschlossen. Beim Hyper Spark wurden sie aber auf die Leiterplatten der AXS-Trigger gelötet. Die Kabel verlaufen unter den Griffen und die gesamte Elektronik ist im Lenker versteckt.

Andreas Timfält Die Steuerungen für die AXS-Schaltung und die elektronische Variostütze verstecken sich im Inneren des Lenkers.

Andreas Timfält Auch die AXS-Variostütze steuert man am Hyper Spark mit einem Zirbel Twister-Hebel. Die minimalistischen Hebel fallen neben den Griffen fast gar nicht auf.
Bremsen
Die extrem leichten und dennoch starken Trickstuff Piccola Carbon-Bremsen verfügen über spezielle Hohlkupplungen, die den Austrittswinkel der Bremsleitung ändern und speziell für die interne Führung im Lenker entwickelt wurden.

Andreas Timfält Die Trickstuff Piccola mit Carbon-Hebeln. Wenige Zentimeter nach dem Geber verschwinden die Leitungen an der Unterseite im Lenker.

Andreas Timfält Am vorderen Bremssattel sitzt auch der Frontsensor für das Live Valve-System.

Andreas Timfält Das Fox Live Valve-System arbeitet elektronisch und passt das Fahrwerk automatisch in drei Millisekunden an das Terrain und die Fahrsituation an.
Antrieb
Der Antrieb hat ein ziemlich massives 40er-Kettenblatt, eine Kassette mit 10-50 Zähnen. Er kommt von Garbaruk und das Kettenblatt ist speziell für das Hyper Spark gefertigt worden. Das Schaltwerk verfügt über ein CeramicSpeed OSPW-System für geringere Reibung und eine CeramicSpeed UFO-Kette für den Renneinsatz. Die spezielle Beschichtung ist für trockenes Wetter geeignet und soll bis zu 600 Kilometer halten. Alle Lager (Laufräder, Tretlager und Steuersatz) sind ebenfalls von CeramicSpeed.

Andreas Timfält Weil das XX1 Eagle AXS-Schaltwerk nicht schon teuer genug ist, wurde es mit dem OSPW-System von CeramicSpeed upgegradet.
Sattelstützen
Für den täglichen Gebrauch gibt's die Rockshox Reverb AXS mit 170 Millimeter Absenkung und Syncros Belcarra R SL-Sattel. Das Coole an letzterem ist, dass die Carbon-Rails und die Schale in einem Schritt hergestellt werden. Mit speziellen Formen und einem speziellen Verfahren werden die Carbonfasern trocken gelegt, geformt und dann in einem Stück ausgehärtet. Darüber hinaus gibt es zwei leichtere, schlankere Sattel-Stützen-Einheiten für ein einfacheres Gelände. Beide werden von Berk in Slowenien hergestellt. Beim weißen Modell kommt die Stütze von Schmolke Carbon und die Einheit verfügt über eine spezielle Schienenkonstruktion, die der Sitzschale mehr Flex erlaubt. Die schwarze Berk Sattel-Stützen-Kombi ist noch leichter und steifer, aber bietet auch weniger Komfort.

Andreas Timfält Das schwerste, aber trail-tauglichste Setup: Die Reverb AXS-Variostütze mit dem Syncros Belcarra R SL-Sattel.