2020 war es soweit – die Oberstufe rückte näher und für die Schüler des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim stand die Wahl eines P(rojekt)-Seminars aus einer Vielzahl von Vorschlägen in verschiedenen Fächern an. Im Fach Sport wurde das Projekt „Planung / Durchführung eines Alpencross mit dem Mountainbike“ angeboten. Vorab mussten sich interessierte Schüler einem Qualifikationstest stellen. Der Herausforderung MTB-Alpenüberquerung durften sich letztlich 14 Schüler stellen, die von vier Lehrern begleitet wurden. Für den im Juli 2021 angesetzten Termin startete die Planung bereits im September des Vorjahres: Es wurden Projektgruppen gebildet, in die sich jeder einbringen musste. So kamen fünf Gruppen zustande, die sich um die Themen Fahrtechnik, Reparatur, Erste Hilfe, Tourenplanung und Dokumentation kümmerten. Vom BIKE-Magazin bekamen wir das Angebot, unser dreiköpfiges Reparatur-Team bei einem professionellen Schrauber-Workshop im BIKE-Testlabor zu schulen. Nach einigen Terminverschiebungen fand die Schulung mit nur einem anstatt der drei geplanten Teilnehmer im April 2021 statt – alles Corona geschuldet. Aber auch hier hatte die BIKE-Testlabor-Crew eine super Lösung parat, denn es wurde alles mitgefilmt und somit konnten am Ende alle Schüler von den Schrauber-Tipps profitieren. Zudem wurde fleißig für die anspruchsvolle Tour trainiert, einzeln und gemeinsam.
Erst von Corona ausgebremst
Dann war es fast soweit, aber leider nur fast. Drei Wochen vor dem Termin kam die Absage, unsere Tour durfte im Juli 2021 nicht stattfinden, sondern wurde erst einmal auf Ende September 2021 verschoben. Ehrlicherweise ging uns in dieser Zeit viel durch den Kopf, die Laune war im Keller und Zweifel kamen auf: War nun alles umsonst gewesen? Trotzdem ließen wir uns nicht entmutigen und planten Corona zum Trotz eigenständig in den Sommerferien einige Übungstouren und hofften, dass der Alpencross doch noch starten konnte.
Und tatsächlich: Am 19. September 2021 holte uns der Bus am Treffpunkt „Carl-Orff-Gymnasium“ ab und es ging bei Traumwetter mit Bikes und gepackten Rucksäcken Richtung Mayrhofen. Wir konnten kaum glauben, dass es endlich losging und waren gespannt, ob sich unsere Tagestouren wie geplant umsetzen ließen. Doch seht selbst, hier der Bericht unseres einmaligen Transalp-Erlebnisses im Rahmen des P-Seminars.

Jonathan Goeb Abfahrt ins Abenteuer: Mit dem Bus und einem Anhänger für die Bikes ging's von Unterschleißheim zum Transalp-Startpunkt ins Zillertal.
1. Etappe: von Mayrhofen nach Sterzing
Nach der ersten Übernachtung in Mayrhofen starteten wir hochmotiviert und fuhren zuerst eine lange Strecke bergauf bis zum Schlegeis-Stausee. Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns auf den Weg zum Pfitscher Joch. An Wasserfällen vorbei mussten wir dann gezwungenermaßen eine Weile unsere Räder schieben bzw. tragen, weshalb es dann umso erfreulicher war, irgendwann die italienische Grenze zu überqueren. Dort erreichten wir auch den höchsten Punkt unserer Route, der auf 2246 Metern lag. Die Abfahrt ins Tal hat natürlich umso mehr Spaß gemacht und nach insgesamt 75 Kilometern und 1800 Höhenmetern hatten wir unsere erste Etappe erfolgreich bewältigt und unser Ziel in der Nähe von Sterzing erreicht.
Schüler-Transalp – 1. Etappe: Mayrhofen-Sterzing
2. Etappe: von Sterzing nach Nals
Am zweiten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück dann erst einmal ohne viel Höhenmeter nach Ratschings. Wir kamen sogar an unserer damaligen „Skilager Talstation“ vorbei und weiter ging es den sehr anspruchsvollen Jaufenpass nach oben. Das Wetter war traumhaft schön und wir konnten am Gipfelkreuz die von unserem Safety Car-Begleiter organisierte Brotzeit genießen. Vor allem die Abfahrt war mit ihrem atemberaubenden Ausblick kaum zu übertreffen. Danach fuhren wir noch einen sehr langen Abschnitt geradeaus, bis wir in unserer Unterkunft bei Nals eintrafen. Nach einer Gesamtstrecke von fast 80 Kilometern und 1200 Höhenmetern konnten wir im Wellness- und Spa-Bereich des Hotels wieder neue Kraft schöpfen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Schüler-Transalp – 2. Etappe: Sterzing-Nals
3. Etappe: von Nals nach Moena
Am Mittwochmorgen radelten wir in Nals los, entlang der Etsch Richtung Bozen. Von dort folgte ein steiler Anstieg auf fast 1000 Meter vorbei am Monte Làrice. Danach ging es ein kurzes Stück durch den Wald bergab, bis wir nach weiteren 600 Höhenmetern eine tolle Sicht auf die Rosengartengruppe in den Dolomiten hatten. Kurz bevor wir den höchsten Punkt, den Karerpass, erreichten, zahlte sich auch der Schrauber-Workshop aus. Ein Kettenriss ließ uns zum einen eine Zwangspause einlegen – die uns allen aber auch ganz gut tat – und außerdem unser Gelerntes direkt in die Tat umsetzen. Nach erfolgreicher Reparatur ging es – den Sonnenuntergang vor Augen – über einen Trail ins Tal nach Moena. Somit war der dritte Tag mit insgesamt 2100 Höhenmetern und 64 Kilometern geschafft und so langsam merkte man uns auch die körperliche Anstrengung an. Nach einem italienischen Abendbuffet gingen wir alle zeitig insBett, um fit für den nächsten Tag zu sein.
Schüler-Transalp – 3. Etappe: Nals-Moena
4. Etappe: von Moena nach Trento
Gleich um 8:30 Uhr fuhren wir von Moena aus durch das Fassatal. Danach ging es oberhalb vom Stausee „Lago di Stramentizzo“ über Waldwege auf eine Anhöhe und direkt zum Naturpark „Trudner Horn“, durch den wir mehrere Stunden bergauf radelten. Die lang ersehnte Abfahrt gestaltete sich durch die sehr schmalen Waldpfade jedoch komplizierter als gedacht, aber letztendlich schafften wir es ins Tal nach Trento. Der vierte Tag umfasste damit insgesamt 1300 Höhenmeter und 80 Kilometer und war damit die längste und schwierigste Etappe unserer gesamten Alpenüberquerung.
Schüler-Transalp – 4. Etappe: Moena-Trento
5. Etappe: von Trento nach Riva del Garda
Am fünften Tag machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg zum Gardasee. Die letzte Etappe war mit etwa 50 Kilometern und 270 Höhenmetern auch schnell geschafft. Auch die Erwartung, noch ein paar schöne Stunden in Riva genießen zu können, ließ uns nochmal kräftig in die Pedale treten. Am Ende wurden wir mit Sonnenschein, einem herrlichen Essen an der Promenade und einer Abkühlung im Gardasee belohnt. Unser Reisebus brachte uns zwar alle sehr erschöpft, aber dennoch bestens gelaunt sowie stolz nach München zurück.

Jonathan Goeb Geschafft! Die Tour endet nach fünf Tagen am Gardasee. Die vielen tollen Erinnerungen davon aber bleiben.
Wir sind sehr glücklich, dass wir uns dieses Projekt ausgesucht haben und bedanken uns bei allen Unterstützern sowie unseren Lehrern, die uns diese tolle Erfahrung ermöglicht und uns dabei bestens unterstützt haben.