Es ist ein sonniger Januar-Tag in Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Kein Wölkchen dämpft die Sonne, die das Quecksilber auf 36 Grad im Schatten treibt. Die bunten Fassaden der umliegenden Häuser leuchten in der Glut noch heller als sonst. Doch dafür hat Mannie keinen Blick, als er aus dem klimatisierten Fitness-Palast in die Mittagshitze tritt. Er hat es eilig. Jede verbummelte Stunde könnte eine Stunde weniger Training bedeuten, weniger Kraft in den Beinen. Vielleicht sogar einen verschenkten Sieg. Heute will er noch ein paar Stunden auf dem Rad abspulen.
Seit er 1998 seine erste Transalp-Challenge gewonnen hat, ist Deutschland seine zweite Heimat geworden. Im Winter trainiert er in Namibia. Im Sommer räumt er in Deutschland die Pokale ab. Unter afrikanischer Sonne reift die Form, im Schmuddelwetter werden die Früchte geerntet. Was ihm zu Deutschland einfällt?
Da muss er überlegen. „Staus und mieses Wetter“, sagt Mannie und grinst.
Der Sieg bei der Transalp-Challenge 1998 hat Mannies Leben gehörig umgekrempelt. Plötzlich war nichts mehr wie es war. Erfolg hatte er bis dahin zwar auch in Afrika, nur keine Sponsoren, die ihm das Leben als Profi ermöglichen konnten. In Deutschland buhlten die Firmen um den Transalp-Sieger aus Afrika. Seitdem ist Mannie auf der Überholspur: viele Siege bei den größten Marathons, zweifacher Olympia-Teilnehmer, mehrfacher Afrikameister, Gewinner des Etappenrennens Cape Epic und im vergangenen Jahr zusammen mit Karl Platt der dritte Sieg bei der Transalp-Challenge. Dazu kommen ungezählte Siege bei Rennen in Afrika. Kaum ein anderer Fahrer kann auf solch eine Statistik verweisen. Schon gar nicht in Namibia. Für Mannie ist der Traum vieler junger Afrikaner Wirklichkeit geworden – ein Leben als Profi in Europa. Genau genommen ist er der einzige namibische Radsportler, der das je geschafft hat. Dafür zahlt Mannie einen hohen Preis. Im Leben auf der Überholspur ist kein Platz für Heimat, Familie und Beziehung. Selbst während der Monate in Namibia kann er von der süßen Seite des Lebens höchstens nippen. Mannie schaut auf seine Pulsuhr, in deren Ritzen der Staub unzähliger Marathons klebt. Drei bis vier Stunden Rennrad könnte er bis zur Dunkelheit noch schaffen. Wenn er sofort losfährt. Wie gesagt, es geht um alles.
STECKBRIEF
Mannie Heymans, Marathon-Star
ALTER: 33 Jahre (Stand 2005)
GRÖSSE: 178 cm
GEWICHT: 70 Kg
TEAM: Focus
WOHNORTE: Windhoek und Nürtingen
ERFOLGE: Sieger Transalp Challenge (1998, 2004), Sieger Cape Epic (2004), Olympia-Teilnehmer (2000 und 2004), Sieger Marathon Willingen (3x)
HOBBYS: Autos, Wasserski
LIEBLINGSESSEN: Fleisch, in allen Variationen
LIEBLINGSFILM: Kein bestimmter. Action-Filme, nur nicht zu langatmig
LIEBLINGSMUSIK: Querbeet
LETZTER URLAUB: Weihnachten, mit Kumpels zelten in den Dünen
SPORTLICHES ZIEL: Medaille bei einer Marathon-WM
INTERNET:
www.mr-african.com