Nachdem es Klieber mit Hilfe seiner neuen Testmaschine gelungen war, Schäden durch “Spannungsrisskorrosion” zu provozieren, tütet die Klieber-Crew nun Austauschteile ein. Pappkisten und Packlisten, das nehmen ihm die Mitarbeiter ab. Doch selbst ein Teiletausch kann Chefsache sein. Dann, wenn einer sich stur stellt. “Die meisten Kunden finden das gut, dass wir die Sachen austauschen, bevor etwas passiert. Aber es gibt da so verhetzte Typen, die glauben, wir müssten ihnen ein Taxi für den Weg zur Post bezahlen, ein Austauschbike hinstellen und ihren Nutzungsausfall honorieren. Um so viel Kohle zu haben, hätten wir sie beim Kauf bescheißen müssen”. Dann sucht sich Klieber eine ruhige Ecke, atmet tief durch und ruft den Problemkunden an. Bisher hat das noch immer gewirkt.
Der Schnelldurchlauf führt weiter in ein Nebengebäude, in dem der Estrichleger gerade Beton verspritzt. Im ehemaligen Stall entsteht ein Raum mit einer Badewanne. Die steht nicht etwa gekachelt im Eck, sondern in einer sehr breiten Grube voller Kieselsteine: “Da muss ich nicht aufwischen, wenn ich mit nassen Füßen aus der Wanne steige. Und wenn die Installation Ärger macht, kommt man mit der Schippe dran.” Im gleichen Gewölbe sollen irgendwann ein paar Schneiderpuppen aus Drahtgeflecht stehen. Für die Bike-Klamotten. Ein simpler Kleiderschrank kommt nicht in Frage. “Ist doch viel sinnvoller so! Ich wasche die Sachen, hänge sie dort zum Trocknen und kann sie gleich von der Puppe wieder anziehen. Das spart mindestens zwei Arbeitsgänge!”
Und schafft so Freiräume für die Praxis. Den sinnlichen Teil, die Basis aller Entwicklung. Ein geschotterter Pfad, gut lenkerbreit, umkreist das Syntace-Reich. Mit Hügeln, Sprüngen, Kehren. Nach genauem Plan gebaggert, um Spieltrieb und Forscherdrang zugleich zu befriedigen. Momentan wartet Ex-Crosser Jo Klieber darauf, dass die Baustelle den Trail wieder freigibt. Denn der Table hinter dem Double, den will er endlich sauber springen. Schon möglich, dass ihn dabei mitten in der Luft der Blitz einer neuen Erkenntnis trifft. Schließlich ist der Mensch keine Koralle. Dieser nicht.
(Text: Jörg Spaniol, Fotos: Oliver Soulas)