Beim Hack Bike Derby im englischen Somerset versuchten die Teilnehmer das perfekte MTB-Erlebnis zu erleben. Einzige Regel: Es gibt keine Regel. Bikes, Rennkurse, Regeln – alles musste selbst kreiert sein.
Flanell statt Funktion, Rohling statt Race-Bike: Tief im englischen Forst trafen sich 17 Bike-Bauer, um beim Hack Bike Derby frisch geschmiedete Stahl-Boliden durch Schlamm und Schmodder zu treten. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Rampage (teilnehmen kann nur, wer geladen wird) und Meisterprüfung (die Bikes müssen für den Event selbst angefertigt werden). 17 der besten britischen Rahmenbauer lud Initiator Andrew Denham zur Premiere 2016 ein. Aufgabe Nummer eins: Der Bau eines Wettkampfrades in Stil der legendären Klunker, mit denen vor 40 Jahren in Kalifornien das Mountainbiken begann. 26 Zoll-Laufräder, Stahlrahmen, maximal 300 Pfund teuer. Aufgabe Nummer zwei: Ein Rennwochenende mit den Selbstbauten in den Wäldern von Bruton – auf zwar auf selbstgebauten Kursen.
„Auch wenn es keinen rationalen Grund gibt, warum man das Hack Bike veranstalten sollte: Es gibt durchaus eine Botschaft,“ findet Organisator Andrew Denham: „Auf der Eurobike habe ich mir wieder gedacht, wie wichtig es ist, die Essenz des Bikens nicht zu vergessen. Ich als Rahmenbauer habe natürlich auch den Drang, die Dinge immer besser zu machen, aber diese cleane, marketinggetriebene Industriedenke macht mich fertig. Es fühlt sich so leer an. Viele von uns sehnen sich wieder nach dem wilden, rohen Ursprünglichen.“ Eine Gallerie der Teilnehmer samt ihrer schrägen Custom-Kreationen findet ihr hier... Den Report zum Event gibt es auf der nächsten Seite ... (zum Blättern ganz nach unten scrollen).

Adam Gasson Andrew Denham: Der 34-jährige Familienvater gründete 2012 sein Unternehmen The Bicycle Academy via Crowdfunding – innerhalb von sechs Tagen hatte er 50000 Euro beisammen. In der Academy in Somerset lernt man, wie man ein komplettes Rad selbst baut. Andrew sieht es als Beitrag zur "Demokratisierung des Radfahrens". Andrew ist gelernter Maschinenbauer und fuhr früher Downhill-Rennen. Im ersten Hack-Wettkampf musste er sich vor Erschöpfung übergeben. Nicht weil der Slalom so hart war, sondern weil er 50 Stunden nicht geschlafen hatte.

Adam Gasson Tom Donhou: Kaum waren die Stützräder weg, nahm Tom (35) an seinem ersten BMX-Rennen teil. Später wurden es dann CC- und Downhill-Rennen auf nationaler Ebene. Tom studierte Produkt-Design und entwarf jahrelang Parfum-Flaschen und Spielzeuge. "Das war am Anfang spaßig. Aber schließlich und endlich waren es nur Wegwerfsachen." Also kündigte er, zog durch die Welt und gründete nach der Heimkehr die Custom-Schmiede Donhou Bicycles. Das Derby lieferte ihm den idealen Vorwand, endlich einen Mix aus Motocross und Klunker mit Twin Shock zu bauen. Wegen des knappen Budgets konzentrierte er sich komplett auf seine Gabel.

Adam Gasson Adrian Bedford: Adrian stammt aus Dorset und hat lange Zeit Produkte für Dyson und das Militär entwickelt – bis er von der soliden Karrierefahrbahn abkam und Swarf Cycles gründete. "Ich bin schon als Kind mit einem alten Rennrad im Wald rumgefahren", sagt er. Der 38-Jährige wurde gleich im Auftaktjahr 2014 auf der Bespoked-Messe zum Best New Builder ernannt. Sein Hack-Bike-Klunker ist schön kurvig und schön billig.

Adam Gasson Tom "Tam" Hamilton: Der 29-Jährige stammt aus den schottischen Highlands, die möglicherweise auch seinen Dickschädel geprägt haben. Entsprechend sieht sein Hack-Bike aus. Die kaum vorhandene Lenk- und Bremsbereitschaft seiner 23-Kilo-Kreatur möchte er gerne noch optimieren und auch generell weiter am Bike feilen. Der Ingenieur purzelte nach seinem Studium direkt in die Radindustrie und gründete schließlich vor fünf Jahren mit Kumpel und Hack-Sieger Burf die Schmiede BTR Fabrications. Ihr Ziel ist es, perfekt ausbalancierte Räder zu schaffen.
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