AX-Lightness
Creußen in Oberfranken, ein kantiger Zweckbau am Rande des örtlichen Gewerbegebiets. Axel Schnura (37) hat sich lässig in die Besucher-Couch seines Büros gefläzt. In den Vitrinen liegen Teile aus Carbon. Fahrradsättel. Aero-Helme. Formel-1-Spoiler. An der Wand ein gerahmtes Foto von Schnura und Sebastian Vettel. Die beiden haben beruflich oft miteinander zu tun.

Marek Vogel Kurzes Posieren im Carbon-Backofen, dann wird Axel Schnura auch schon wieder vom Arbeitsstrudel aus der Ruhe gerissen. Seine handgebauten Leichtbauteile sind in der ganzen Welt gefragt.
Die Firma von Schnura heißt AX-Lightness , sie ist spezialisiert auf ultraleichte, hochexklusive Carbon-Teile. 739 Euro kostet beispielsweise ein handmodellierter 65-Gramm-Vorbau, was ziemlich exakt dem aktuellen Goldpreis entspricht. Der 300 Euro teure Sattel wirkt dagegen fast schon wie ein Schnäppchen.
Deswegen kann man ihn bei Schnuras Kooperationspartner Crown Saddle gerne ein bisschen aufpeppen. Mit Nappa-Leder und Echtgold in 24 Karat. Die Preisliste dafür beginnt bei 1850 Euro. Der momentane Verkaufsschlager ist die hauseigene Felge. Stückpreis: 800 Euro. Die Dinger sind so filigran und schwerelos, dass man sich fragt, wofür man eigentlich bezahlt. Für den Hauch Carbon, den man in Händen hält? Oder für die Luft drum rum?
"Die Teile gehen wie geschnitten Brot", freut sich Schnura und führt durch den beeindruckend großen Fertigungsbereich. In verglasten, laborähnlichen Parzellen werkeln Menschen mit OP-Hauben. Sie laminieren, feilen, backen. Doch sie kommen mit dem Abarbeiten der Aufträge kaum hinterher. Kurbeln, Sättel, Lenker, Felgen. Jedes Teil bringt es mittlerweile auf vierstellige Produktionszahlen, jährlich. Als unlängst Worldcup-Star Christoph Sauser wegen ein paar Gratis-Teilen anfragte, musste Schnura abwinken. "Wir sind so schon an unserer Kapazitätsgrenze." Es ist wie eine Flutwelle, die über Schnura schwappt.

Marek Vogel 25 Leute werkeln bei der Firma AX-Lightness, die einem Hightech-Labor gleicht. Dabei hatte ursprünglich mal alles mit einer launigen Bastelarbeit angefangen.
Ende der Neunziger hatte er aus einer Laune heraus einen Sattel laminiert. Im Keller seines Elternhauses in Ursulapoppenricht. "Eine riesen Sauerei", wie sich Schnura erinnert. Das Ding war so schön wie ein Brikett, aber leichter als jeder andere Sattel. Als der damals noch groß gefeierte Jan Ullrich ein Exemplar für sein Tour-de-France-Rad bestellte und ein Foto davon im Internet auftauchte, brach bei Schnura fast die Telefonleitung zusammen.
Es waren keine Profis. Es waren vorwiegend Hobby-Radler, die bereit waren, hohe dreistellige Beträge in ein paar Gramm Gewichtsersparnis zu investieren. Schnura hat viel darüber nachgedacht. "Es ist die Freude am Biken", kratzt Schnura gleich mal jeden Ansatz von rationaler Ursachensuche aus der Thematik, wie mit einem Eisenschwamm: "Den Leuten macht es Spaß, sich die Teile ans Rad zu bauen. Das ist so, wie sich was Schönes anzuziehen. Eine rein emotionale Geschichte." Wahrscheinlich ist die Antwort tatsächlich so einfach.
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