BIKE: Der Kurs in Rio ist größtenteils künstlich – wie in London. Repräsentiert er überhaupt den Mountainbike-Sport?
Sabine Spitz: Da müsste man erst klären, was es heißt, den Mountainbike-Sport zu repräsentieren? Da gibt es gewiss die unterschiedlichsten Ansichten. Tatsache ist, dass wir in London sehr spannende und auch spektakuläre Rennen hatten, die für den Mountainbike-Sport eine tolle Werbung waren. Und es war ein Kurs, der alle Facetten des Sports gefordert hat. Und besser als beim Olympischen Rennen in London wurde der Mountainbikes-Sport für Medien und Zuschauer noch nie transportiert.
Liegt Dir der Kurs? Ist er eher etwas für Kletterer oder starke Abfahrer?
Für Allrounder würde ich sagen. Es ist ein schneller Kurs, auf dem man in der Lage sein muss, die technischen Passagen sauber zu fahren, um Tempo in die Flachstücke mitzunehmen. Die Anstiege sind selektiv, aber nicht extrem. Mir hat die Runde bei der Besichtigung sehr gut gefallen. Sie kommt meinen Fähigkeit sicher entgegen.

Armin M. Küstenbrück Sabine Spitz beim Testrennen im Herbst 2015: Dort konnte sich die 44-Jährige einen ersten Eindruck von der künstlich angelegten MTB-Strecke in Deodoro machen.
2016 scheint Olympia ein omnipräsentes Thema zu sein. Werden die Spiele überbewertet?
Im Vergleich zu Fußball eher unterbewertet… aber im Ernst, innerhalb des Mountainbike-Sports hat dieses Rennen zu Recht den höchsten Stellenwert. Es ist das einzige Rennen innerhalb eines 4-Jahres-Zyklus, dass weltweit eine riesige Menschenmenge erreicht und damit eine einmalige Bühne bietet. Da ist eine WM nichts dagegen. Im Vergleich zu meinem WM-Titel 2003 waren die Reaktionen auf meine Bronzemedaille von Athen ein Jahr später um ein Vielfaches größer. Daher ist es auch rein sportlich betrachtet das bedeutendste Rennen. Alle stehen perfekt vorbereitet an der Startlinie, denn die Chance Olympia kommt nur alle vier Jahre.
Du bist zum fünften Mal bei Olympia mit dabei, was hat sich seit Sydney 2000 verändert?
Beim Mountainbike-Sport viel, bei den Spielen selber eher wenig. Die Dinge, die die Olympischen Spiele ausmachen, sind noch immer die gleichen – egal ob positiv oder negativ. Klar, jeder Austragungsort hat seinen individuellen Charakter. Der Unterschied zwischen Athen und Peking zum Beispiel hätte wohl nicht größer sein können. Die Faszination Olympische Spiele bleibt aber.
Hättest du vor zehn Jahren gedacht, dass du mit 44 Jahren noch einmal bei Olympia am Start stehst?
Nein ganz sicher nicht. Damals war mein Fokus auf Peking gerichtet und kein Jahr weiter. Selbst vor vier Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich die Olympischen Spiele in Rio nochmals als Sportlerin in Angriff nehme. Aber es ist toll, dass ich jetzt nochmals dabei sein kann. Natürlich habe ich auch den Anspruch an mich, in Topform an den Start zu gehen und um die Medaillen zu kämpfen.
Du hast bereits Gold, Silber und Bronze in der Vitrine hängen. Wie hast du dich in der Vorbereitung noch motiviert?
Schon die Perspektive, meine fünften Spiele zu bestreiten, war Motivation genug. Und wie gesagt, ich will dann dort auch meine bestmögliche Leistung zeigen. Die Olympischen Spiele waren für mich von Anfang an etwas Besonderes. 1996 hatte ich den Traum, einmal dabei zu sein, jetzt werden es schon meine fünften Spiele.
Werden das deine letzten Olympischen Spiele sein? Gibt’s schon Pläne für danach?
Das kann ich nun schon mit einem klaren Ja beantworten. 2016 soll mein letztes Jahr im Cross Country werden. Aber ich kann mir gut vorstellen auf der Langstrecke, speziell auch bei Etappenrennen, noch weiter aktiv zu sein. Das Cape Epic dieses Jahr hat mir viel Spaß gemacht. Aber mal sehen, so wirklich konkrete Pläne gibt im Moment noch nicht.
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