
Wolfgang Watzke Drehen am virtuellen Gashahn auf dem Tschilli-Trail in Latsch. Für solche gebauten Wege sind diese langen und flachen Trailbikes theoretisch ideal. Doch sind sie in der Praxis wirklich besser als "normale" Bikes?
Starrsinn ist doof, ich weiß! Ein freier Geist, weite Gedanken, keine Vorbehalte – so wünscht man sich den Technikjournalisten. Und doch rebellierten meine Sinne bei diesem neuen Innovationsknall der Bike-Industrie: Hardcore-Trailbikes. Echt jetzt!?
Aggressive Trailbikes haben wir in der Vergangenheit schon getestet, denn von dieser Idee waren wir alle begeistert. Das waren leichte All-Mountain-Räder, denen man eine Freeride-Geometrie verpasst hat. Damit waren sie perfekt für die meisten unserer Leser. Statt nur in gestreckter Position durch den Wald zu eilen, sitzt man auf diesen Bikes aufrechter und genießt in der Abfahrt den Vorteil eines flachen Lenkwinkels. Auf Federweg verzichten wir gerne zugunsten eines leichteren Gewichts, schließlich surfen wir doch alle hauptsächlich durch zahme Mittelgebirgs-Trails und müssen uns die Abfahrten selbst erstrampeln. Der Reiz dieser Bike-Klasse liegt in der spritzigen Beschleunigung. Die Devise lautet: durchs Gelände fliegen, satt in Gegenanstiegen hängen zu bleiben. Dafür opfert man im Vergleich zum Enduro Komfort und Sicherheit – doch einen Tod muss man eben sterben.
So weit, so gut. Doch nun präsentiert uns die Bike-Industrie ihren nächsten Coup: Hardcore-Trailbikes. Diese Räder sind noch länger, flacher, tiefer und so robust, dass sie angeblich alles verkraften: Vollgasabfahrten durch Bigbike-Terrain, Parkbesuche und Monster-Drops. Robust bedeutet leider auch schwer. Wir erschraken, als wir unsere Test-Bikes wogen: Alle waren stark übergewichtig. Das schwerste Bike (Transition) wog fahrfertig unglaubliche 16,4 Kilo! Diese Tatsache stellte unser Verständnis eines Trailbikes in Frage. Liegen wir womöglich falsch? Wissen die was, was wir nicht wissen? Denn irgendwie sind ja alle Mountainbikes auf Trails unterwegs. Das macht selbst Bigbikes im weitesten Sinn zu Trailbikes. Nur, dass diese Trails in der Falllinie ins Tal stürzen.
Den gesamten Test über diese fünf Hardcore-Trailbikes mit allen Testergebnissen, technischen Daten und Noten gibt es als PDF unten im Download-Bereich:
- Pole Evolink 140 TR 29"
- Radon Jab 9.0 (2018) 27,5"
- Specialized Stumpjumper Evo 27,5"
- Transition Sentinel Alu NX 29"
- Whyte T-130C R 27,5"
Test 2019: Hardcore-Trailbikes
Egal, ob DHler, Enduro oder Trailbike. Alles wird immer länger, flacher, extremer. Macht LLS (long - low - slack) auch Trailbikes besser? Fünf Vertreter der Kategorie treten gegeneinander an. Gemäßigt, oder gestreckt - welches Konzept überzeugt?