
Franz Faltermaier Senkrecht nach oben: Die Mini-Seilbahn hoch zum Monte di Mezzocorona stellt Rekorde auf. Sie legt die meisten Höhenmeter in kürzester Zeit zurück. Noch grinst Stephan Kappl, doch das wird ihm der Mezzocorona schon austreiben. Und Demut lehren!
Der Name klingt wie eine Kriegserklärung – Mezzocorona! Da schwingt Dramatik durch die Buchstaben. An Orten mit solchen Namen finden Entscheidungsschlachten statt, ereignen sich Heldentaten oder Tragödien. Womöglich beides. Mezzocorona – mir war der Name sofort aufgefallen. Er steht auf einem Schild an der Brenner-Autobahn. Auf dem Weg zum Gardasee, kurz vor Trient. Weiße Buchstaben auf braunem Grund: Mezzocorona. Jedesmal wenn ich hier entlangbrause, sehe ich es. Ich schaue dann nach rechts zu der enormen Felswand, die vom Talgrund senkrecht nach oben in den Himmel wächst. Ich übertreibe nicht: senkrecht! Es ist der Monte di Mezzocorona – ein Berg wie ein Bollwerk. Mit steilen Wänden, wie sie sonst nur Berge aus Fantasy-Filmen besitzen. Zu steil für die Wirklichkeit. Ein schauriger Anblick.
Doch die Gänsehaut kroch mir erst über den Rücken, als ich vom "Sentiero 500" erfuhr. So heißt der Klettersteig, der die senkrechte Wand durchzieht. Das kann nicht sein, rebellierte mein Verstand. Wer die Wand von der Ferne betrachtet, will schlichtweg abstreiten, dass es diesen Trail geben kann. Wo soll sich da jemand halten können, geschweige denn aufsteigen – ohne Seil und Haken? Und mit dem Bike? Ein lächerlicher Gedanke. "Doch, doch", versicherte mir BIKE-Redakteur Christoph Listmann damals und grinste verschmitzt über sein Husaren-Stück. Er hatte den Trail selbst befahren – nicht als Erster, doch als einer der Ersten. Im Herbst 1999. "Naja, wirklich viel gefahren sind wir nicht, schließlich wollten wir nicht sterben", sagt Listmann heute. "Damals hatten Federgabeln maximal 100 Millimeter Hub und die Bikes steile Lenkwinkel."
Es war der heilige Gral: steil und italienisch gesichert!
Alles über den Mythos Mezzocorona findet Ihr im PDF-Download.